© Tamuna Sirbiladze / Foto: Johannes Stoll

Kunstausstellung

Tamuna Sirbiladze - Not Cool but Compelling

Showtimes

11:00 - 18:00
Belvedere 21

Die erste institutionelle Einzelausstellung zum künstlerischen Schaffen von Tamuna Sirbiladze (1971–2016) umfasst Malerei, Zeichnung und Installation. In Tiflis geboren, entwickelt Sirbiladze in Wien ihre künstlerische Handschrift, die sich durch einen ausgeprägten expressiven Stil und eine anthropomorphe Bildsprache auszeichnet.

Es ist die erste umfassende Retrospektive zum Œuvre von Tamuna Sirbiladze, schöpft dabei aber gleich aus dem Vollen: Das Belvedere 21 widmet der georgisch-österreichischen Künstlerin, die 2016 im Alter von nur 45 Jahren verstarb, eine Schau, die nicht nur die Malerei der Künstlerin würdigt, sondern auch deren Zeichnung und Installationen. Insgesamt 100 Arbeiten sind dabei versammelt, die eine Frau zeigen, die sich ihre künstlerische Stimme vielgestaltig erarbeite.

Wiederkehrende Themen in Sirbiladzes Malerei sind der menschliche Körper, Sexualität und Verletzlichkeit, die sie mittels eines souveränen Formenvokabulars zunächst in stark figurativer Weise umsetzt, um sich später vermehrt der Abstraktion zuzuwenden. Dabei zeigt sich bereits zu einem frühen Zeitpunkt die schonungslose, teils drastische Qualität in der Darstellung der genannten Themen, in die auch Selbstbetrachtung (und -befragung) der Künstlerin mit einfließt. Gleichsam zeichnet sich in ihrem Schaffen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Kunst- und Malereikanon ab, die sich im akribischen Studium von ikonischen Werken alter Meister äußert. Mit scharfem Blick und feinem malerischem Gespür interpretiert Sirbiladze die kunsthistorischen Vorlagen, um mittels der subjektiven Akzentuierung von Attributen das kunsthistorisch konnotierte Männerbild zu hinterfragen. Referenzen auf Künstlerpersönlichkeiten wie Vincent van Gogh, Henri Matisse oder Martin Kippenberger ziehen sich ebenso durch ihr Œuvre wie religiöse Bildinhalte, etwa das wiederkehrende Motiv des Granatapfels: Nationalfrucht Georgiens und christliches Symbol für Fruchtbarkeit.

Diese Vielgestaltigkeit wird im Belvedere 21 in fünf Kapiteln chronologisch nachgezeichnet. Es beginnt mit kleinformatigen Arbeiten aus Tiflis, geht über die intensive Beschäftigung mit der Bildwelt des Internets in Wien, die Sirbiladze in Malerei transformierte und zeigt auch Arbeiten aus der späten Schaffensphase. Hierbei rückten für Sirbiladze georgische Symbolik oder private Bezugsrahmen wie Zeichnungen ihrer Kinder ins Zentrum.

Just als der Ruhm der Künstlerin im Steigen begriffen war, unterbrach eine Krebserkrankung diesen Weg, und Tamuna Sirbiladze verstarb am 2. März 2016 in Wien. "Sie hat ein Œuvre hinterlassen, das voller Esprit, Humor und Radikalität im Umgang mit dem malerischen Medium doch immer wieder die Frage nach dem 'Was, wäre wenn?' aufwirft, die unbeantwortet bleiben muss", würdigte Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig die Künstlerin.

Not Cool but Compelling lautet der lakonische Titel einer großformatigen, mit Ölstift auf Leinwand ausgeführten abstrakten Arbeit aus dem Jahr 2011; er umschreibt treffend, worum es Tamuna Sirbiladze in ihrer eigenen Arbeit stets ging, nämlich ihrer Kunstvorstellung eine zwingende Form zu verleihen, ohne dabei den ästhetischen Konventionen ihrer Zeit verpflichtet zu sein.

Kuratiert von Sergey Harutoonian.
Assistenzkuratorin: Vasilena Stoyanova