© APA - Austria Presse Agentur

Festivals Österreich

Staub und buntes Line-Up am dritten Nova Rock-Tag

Angesichts des Regens der vergangenen Tage hielt man es zwar kaum für möglich, aber am dritten Nova Rock-Tag kehrte der Staub auf die Pannonia Fields zurück: Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich die Fans von Beginn an vor den Bühnen, feierten mit The Offspring, sangen mit Seiler und Speer oder übten sich im politischen Protest bei der ukrainischen Band Jinjer. Zu späterer Stunde gab es dann einen Exkurs in dadaistischem Pop mit Deichkind. Ein bunter Tag also.

Volbeat, Deichkind und mehr

Wie man harte Gitarren und den lockeren Hüftschwung des Rock'n'Roll zusammenfügt, zeigten die Dänen Volbeat: Sänger Michael Poulsen und seine drei Kollegen sind mittlerweile alte Bekannte am Nova Rock, wo sie in regelmäßigen Abständen den Headliner-Slot besetzen dürfen. "Es ist lange her", meinte Poulsen zum Publikum. "Ihr schaut alt aus - und ich auch!" Aber Alter schützt ja bekanntlich nicht vor Torheit, insofern war dem ausgelassenen Headbanging keine Grenzen gesetzt, selbst wenn Volbeat keine Novitäten servierten, sondern lediglich einen Streifzug durch die Rock'n'Roll-Historie lieferten.

Es muss aber natürlich nicht nur geradlinig sein. Deichkind wissen immerhin, dass mit einer ordentlichen Bühnenshow und viel Liebe zum Abseitigen so ziemlich alles möglich ist. Die deutsche Gruppe, die seit Jahren Pop, Electro, Punk und Avantgarde unter den Partyhut bekommt, gab ihr Bestes, um aus den von einem langen Tag sichtlich gezeichneten Nova Rockern noch das letzte Quäntchen Energie raus zupressen. Eine Lösung für aktuelle Probleme gab es oben drauf: "Die Welt ist noch nicht durch. Ihr müsst nur die fetten, alten, reichen Säcke loswerden", meinte die Formation. "Dann geht es auch wieder aufwärts." Ergebnis? Ja, da geht immer noch was, wenn die Beats knallen, die Texte ins Ohr gehen und auf der Bühne bunte Gimmicks durch die Gegend segeln.

Party bei The Offspring

Bewegung gab es auch bei Seiler und Speer reichlich. "Irgendwie sind wir zum Inventar geworden", schmunzelte das Duo vor dem Auftritt - und es behielt recht damit. Von manchen Bands scheint das Nova-Publikum nicht genug zu bekommen, da können die Abnützungserscheinungen noch so deutlich zu Tage treten. Dass sie in den vergangenen Jahre zu einer "irrsinnig guten Liveband" gewachsen sind, konnte man den Musiker nicht in Abrede stellen. Aber wenn schon die Songs per se nicht zündeten, so zumindest deren Umsetzung - und natürlich die begleitenden Bühneneffekte. Ein Feuer jagte das nächste.

Beinahe 40 Jahre dabei, und trotzdem stürmen die jungen Fans ihre Shows: Die US-Punkinstitution The Offspring ist offenbar immer noch gefragt. Bei Nova Rock gab es jedenfalls vor der Blue Stage kaum ein Durchkommen, als Dexter Holland und Co ihre neuen wie alten Songs zum Besten gaben. Neue Nummern wie "Behind Your Walls" fügten sich in die Setlist mit vielen alten Gassenhauern, sei es die locker-humorvolle Attitüde von "Why Don't You Get A Job?" oder die zum Springen animierenden Energie des Klassikers "Self Esteem".

Stimmung bei Electric Callboy, Jinjer und Mando Diao

Dass die Stimmung an Tag 3 des Festivals keineswegs unter den vorangegangen Strapazen leidet, bewiesen zuvor bereits Electric Callboy: Die deutsche Band, die Metalcore mit Danceelementen und reichlich Humor mischt, wirkte wie eine Abrissbirne auf den Pannonia Fields. Die Meute musste keineswegs motiviert werden, um bis zum Äußersten zu gehen. Es wurde gesprungen, gemoscht, ein junger Fan im Rollstuhl über die Köpfe getragen, während auf der Bühne Trash-Klamauk auf eine äußerst präzise musikalische Darbietung traf.

Für politische Töne hatte am Nachmittag die ukrainische Metalband Jinjer gesorgt. "Wir sind hier, um auf die Probleme in unserer Heimat aufmerksam zu machen, auf all die Zerstörung", sagte Sängerin Tatiana Shmailyuk beim durch und durch harten wie starken Auftritt. Sie bedankte sich für "all die Solidarität, für all die humanitäre Hilfe, für all die Unterstützung" gegen das "fucking Putin Regime". Die Gruppe spielte sich die Wut regelrecht von der Seele. "Wir wollen unser Zuhause zurück!", forderte Shmailyuk, die sang, schrie und grölte. Im Hintergrund prangte ein Friedenszeichen in den Farben der Ukrainefahne.

Ein kräftiges Lebenszeichen in Sachen Indie-Rock setzten Mando Diao. Die Schweden spielten einen beseelten Gig, gesunde Gitarrenpower hatte darin ebenso Platz wie melancholischer Country-Einschlag, altes ("Long Before Rock'n'Roll) wie neues ("Animal") Material. Und bei "Dance With Somebody" gab's in der Menge vor der Red Stage kein Halten mehr.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare