Florian Scheuba, Robert Palfrader und Thomas Maurer sind "Wir Staatskünstler"

© APA - Austria Presse Agentur

Kabarett Wien

Die "Staatskünstler" gegen "bodenlose Gemeinheit"

"Jetzt erst recht!" hieß das bisher letzte Programm der "Staatskünstler" Thomas Maurer, Florian Scheuba und Robert Palfrader. Es kam im Herbst 2019 kurz nach den letzten Nationalratswahlen heraus. Am 10. Oktober, also vor dem Mega-Wahljahr 2024, in dem neben der EU und den USA auch Österreich zur Urne schreitet, startet ihr neues Programm. Man befasse sich darin intensiv mit den demokratischen Prozessen und der Stimmung in diesem Land.

Aber ist die Stimmung nicht im Keller? Will man sich als politischer Beobachter nicht eigentlich ständig in ein Eck zurückziehen, wahlweise um zu weinen oder um zu brechen? Das sei die falsche Wahl, entgegnet Robert Palfrader: "Genau darum geht es uns ja: Dass die Leute aus der Ecke rauskommen und den Mund aufmachen - aber nicht um zu speiben, sondern um zu schreien!" Es gehe darum, Mut zu machen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Dass das jedoch weder leicht noch friktionsfrei ist, hat er am eigenen Leib erfahren müssen. Als Teil der "Kabarettisten for Future" hat er sich mit Klimaaktivisten und Wissenschaftern solidarisiert und im Mai an einer Blockade der Wiener Reichsbrücke teilgenommen.

"Das Echo war heftig!", erinnert sich der Schauspieler, der auch als Wetterpräsentator Otto in der eben angelaufenen vierten Staffel der ORF-Serie "Walking on Sunshine" präsent ist. Viel eitel Sonnenschein war bei den 60 bis 70 Mails, die er dazu bekommen hat, allerdings wenig dabei, dafür teils absurde Vorwürfe und Verschwörungstheorien. Er habe sich bemüht, möglichst viele Mails zu beantworten - "und ein paar Leute hab' ich überzeugen können". Denn aus Überzeugung verzichte er etwa auf Flugreisen oder nehme nach Möglichkeit innerstädtische Termine nur per Fahrrad wahr. Und ebenso überzeugt sei er, dass die Forderung der Klimaaktivisten nach Geschwindigkeitsbeschränkungen ebenso leicht umsetzbar wie effizient sei, sagt Palfrader.

Neues Programm: "Alte Hunde - neue Tricks"

Nein, die "Staatskünstler" sind keine Klimawandelleugner - "auch wenn es für manche angenehm sein mag, Anfang Oktober im Leiberl im Schanigarten zu sitzen - in einer Zeit, in der wir sonst oft schon den Übergangsmantel aus dem Kasten geholt haben", wie es Thomas Maurer formuliert. Im Gegenteil, das neue Programm "Alte Hunde - neue Tricks", das kommende Woche im Wiener Rabenhof Premiere feiert, steht ganz im Zeichen der Klimakrise.

Scheuba: "Wir wollen dem ökologischen Fußabdruck, der ja eine Erfindung der Ölkonzerne ist, den intellektuellen Fußabdruck entgegensetzen - als Nachweis, an der Verbreitung von Blödsinn möglichst wenig beteiligt zu sein."

Deswegen hat man sich etwa der Herausforderung gestellt, das Thema Bodenversiegelung kabarettistisch aufzubereiten. Gemeinsam mit Paul Pizzera hat man den Heimat-Pop-Song "Bodenlose Gemeinheit" aufgenommen, der schon vorab released und gemeinsam mit dem dazugehörigen Video ins Programm eingebaut wird. Laufen die "Staatskünstler" am Ende bald als heavy rotation auf Ö3? Das werde wohl der Inhalt des Songs verhindern, meint Maurer, so wie er ein Comeback der Drei auf einem regelmäßigen Sendeplatz im ORF-Fernsehen derzeit als sehr unwahrscheinlich einschätzt.

Dabei: Würden die ORF-Spitzen hören, wie die "Staatskünstler" im Gespräch vom öffentlich-rechtlichen Sender schwärmen, würden ihnen gewiss die Tränen der Rührung kommen. Auch die neue Haushaltsabgabe verteidigt Florian Scheuba mit Verve. Die sei etwa mit Subventionen für Kunst und Kultur vergleichbar. Der Kultur- und Bildungsauftrag koste eben etwas - müsse aber auch erfüllt werden. Bei der Unabhängigkeit des ORF kennen die Kabarettisten allerdings keinen Spaß. Scheuba erwartet einen VfGH-Entscheid gegen die derzeitige Praxis im ORF-Stiftungsrat. "Ich halte das für illegal. Die dortigen 'Freundeskreise' sind eine Umgehungskonstruktion." Wie die Medienfreiheit verkomme, wenn man nicht aufpasse, könne man in Ungarn oder in den USA sehen ...

Soviel Staatstragendes von den "Staatskünstlern"? Wollen sie nicht, den Vorbildern in manchen Ländern folgend, gleich in die Politik wechseln? "Genau diesen Gedanken spielen wir in unserem Programm durch", sagt Thomas Maurer. "Denn nie war der klassische Motschkerantensatz 'Wos die kennan, kann i a' gültiger als heute."

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare