Matthew Bellamy und seine Kollegen lassen es wieder krachen.

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Konzerte

Muse lieferten perfekt inszeniertes Rock-Spekatel

Gesellschaftskritische Messages, Laser, Pyro, unzählige Lichteffekte und viele Hits: Auf ihrer aktuellen Tour holt die britische Rockband Muse so ziemlich alles aus der Live-Trickkiste, was geht. Davon konnten sich auch rund 20.000 Fans am Samstagabend im Stadion Wiener Neustadt überzeugen.

Mit im Gepäck hatten Matt Bellamy, Christopher Wolstenholme und Dominic Howard ihr mittlerweile neuntes Album "Will Of The People", das im August vergangenen Jahres erschienen ist. Aber nicht nur: Muse-Fans der ersten Stunde konnten sich bei dem gut zweistündigen Set am Samstag auch über einige zeitlose Hits des Trios freuen.

Starker Support mit dabei in Wiener Neustadt

Das sonnige Wetter sowie die zwei starken Vor-Acts sorgten für regelrechtes Festivalfeeling vor und im Stadion, wo die Fans bereits in den heißen Nachmittagsstunden anreisten. Dass man für Konzertkarten um rund 90,- Euro gleich drei überaus sehenswerte Bands an einem Abend geboten bekam, war ein sehr positiver Effekt, gerade in einer Zeit, in der man die steigenden Ticketpreise doch immer mehr zu spüren bekommt.

Los ging es bereits ab 18.30 Uhr mit der japanischen Band One OK Rock, die sich als Überraschungserfolg des Abends entpuppten. Das Quartett brachte mitreißenden Alternative Rock (teils englischsprachig, teils auf Japanisch) mit großer Spielfreude auf die Bühne, insbesondere Frontmann Takahiro Morita riss das Publikum mit Energie und einem enormen Stimmvolumen mit.

Weiter ging es mit der britischen Band Royal Blood, die mal wieder damit beeindruckte, welche Sound-Wucht sie nur als Duo zu erzeugen vermögen. Ihren letzten Besuch hierzulande machten Bassist und Sänger Mike Kerr und Schlagzeuger Ben Thatcher erst im vergangenen Sommer im Wiener Gasometer, heuer im September soll ihr neues Album "Back To The Water Below" erscheinen. Man darf also vielleicht auf ein Wiedersehen in näherer Zukunft hoffen.

Muse inszenierten perfekte Show

Als kurz nach 21.00 Uhr schließlich das erste Video-Intro über die Bildschirme flimmerte, gab es im Stadion kein Halten mehr, mit den Anfangsnummern "Will Of The People", "Hysteria" und "Psycho" heizten Muse der Menge gleich zu Beginn ordentlich ein.

Apropos einheizen: Nicht nur die für Muse bekannten Lichteffekte, auch zahlreiche Pyro-Elemente wurden bei der Show eingebaut. Die Konzerte der drei Briten legen seit Jahren nicht mehr den alleinigen Fokus auf die Musik, Matt Bellamy und Co. erzählen bei ihren Shows vielmehr Geschichten, die von Video-Sequenzen und spektakulären Visuals untermalt werden. Man fühlt sich wie in einen Science-Fiction-Film gezogen, bei dem die (stellenweise maskierten) Bandmitglieder zum Aufstand gegen ein futuristisches Regime aufrufen. Das neue Album sei schließlich von der "zunehmenden Unsicherheit und Instabilität in der Welt" beeinflusst worden, die den Westen bedrohe, "eine persönliche Navigation durch diese Ängste", wie Bellamy zum Release erklärte.

Neue Songs wie das synthesizerlastige "Compliance" unterstreichen diese Gefühlswelt – wobei live weniger bedrohlich, wenn dazu Konfetti- und Luftschlangen-Kanonen in die Luft schießen. Deutlicher werden Muse schon beim Track "We Are Fucking Fucked", der von Naturkatastrophen, der Pandemie, Krieg und nuklearer Bedrohung erzählt. Hier kam die Pyro-Technik etwa zum Einsatz, immer wieder gehen Flammensäulen auf der Bühne in die Höhe.

Beim ebenfalls neuen "You Make Me Feel Like It's Halloween" erklingt hingegen eine klassische Kirchenorgel mit Bachs "Toccata und Fuge in d-Moll". Synthesizer und Bellamys treibende Gitarre erzeugen dann eine packend-schaurige Klangwelt (natürlich auch hier mit passenden Grusel-Visuals), während die Lyrics die Gefahren einer toxischen Beziehung beschreiben.

Und das ganze Stadion singt "Starlight" ...

Aber es sind trotz allem die zeitlosen Evergreens, die die Fans so richtig animieren. "Time Is Running Out" sowie "Undisclosed Desires", immerhin beides Hits aus den Nullerjahren, wecken nach einem kurzen Durchhänger wieder alle Tanzgeister in der Menge. Da störte es auch nicht, dass Frontmann Bellamy bei zweiterem mit einem kurzen Mikro-Ausfall zu kämpfen hatte.

Bei "Supermassive Black Hole", "Plug In Baby" (again, Nullerjahre!) und "Uprising" wird schließlich eskaliert, der ausgerollte Kunststoff-Boden des Stadions bebt vor lauter hüpfender Fans. Bei "Starlight" werden nochmal alle Stimmreserven zum lauten Mitsingen hervorgeholt, bevor es nach gut zwei intensiven Stunden schließlich in den Zugabe-Teil geht, der das Konzert mit "Kill Or Be Killed" sowie "Knights of Cydonia" (Gänsehaut beim Ennio Morricone-"Man with a Harmonica"-Intro von Bassist Wolstenholme!) würdig endet.

Fazit: Dass Muse auf ihrer aktuellen Tour bewusst kaum Hauptstädte eingeplant haben, ist der "Will Of The People"-Grundidee nach noch mehr Nähe zur Bevölkerung geschuldet. Dafür fährt man auch willens nach Wiener Neustadt hinaus und harrt der langen Abreise-Wartezeiten aus. Und verzeiht es Matt Bellamy gerne, wenn er den Unterschied zwischen "Vienna" und Wiener Neustadt vielleicht nicht ganz heraus hat.

Muse werden auch nach fast 30 Jahren noch immer ihrem Ruf als eine der besten Live-Bands der Welt gerecht. Das Können von Matt Bellamy und Co. ist nach wie vor virtuos, ihre Konzerte, die sich im Laufe der Jahre immer mehr zu Konzept-Erfahrungen entwickelt haben, sind visuelle Spektakel. Definitiv eines der ganz großen Live-Highlights dieses Sommers.

Weitere aktuelle Konzerttermine für ganz Österreich gibt es hier.

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