Basteln Rammstein an neuem Album?

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Konzerte

Nach Rammstein-Vorwürfen: Änderungen in Kulturbranche gefordert

Mehrere Frauen erhoben in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershow-Party kommen wollen. Dort soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Die Frauen seien zuvor aus einem Bereich ganz vorn im Zuschauerraum ausgewählt worden - der sogenannten "Reihe Null".

Den Stein ins Rollen gebracht hat die Irin Shelby Lynn, die das Eröffnungskonzert der aktuellen Europatournee von Rammstein besucht hatte und ihre Erfahrungen mit Lindemann auf der Backstage-Party veröffentlicht hat. Darauf gingen immer mehr junge Frauen an die Öffentlichkeit, etwa die deutsche Influencerin Kayla Shyx, die ein längeres Video auf YouTube über ihre Erfahrungen bei einem Rammstein-Konzert hochlud.

Stellungnahme von Rammstein

In einer Stellungnahme von Rammstein hieß es, die Vorwürfe hätten sie sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. "Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt - vor und hinter der Bühne." Weiter hieß es in dem Schreiben vom Samstagabend: "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge." Auch die Band habe aber ein Recht - nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.

Es gibt aktuelle keine gerichtlichen Untersuchungen. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Deutsche Kulturstaatsministerin: "Mut vieler junger Frauen"

Ab Mittwoch sind vier Rammstein-Konzerte in München geplant. Dort wurden nun bereits einige Veränderungen angekündigt: So soll es die sogenannte "Reihe Null" in München nicht geben und auch keine Aftershow-Partys. Außerdem habe das Management ein Awareness-Konzept angekündigt, Details dazu lagen noch nicht vor. Nach dpa-Informationen hat die Band auch eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, die die Vorwürfe prüfen soll. Zuvor hatten der WDR und die "Welt" darüber berichtet.

Die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth verurteilte Übergriffe in der Kultur am Dienstag scharf. "Patriarchales Mackertum und sexuelle Übergriffe haben in der Musikbranche, wie überhaupt in Kunst und Kultur und auch überall sonst, nichts mehr zu suchen", sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Sie begrüße den Mut vieler junger Frauen, offen über ihre teilweise traumatischen Erlebnisse zu sprechen.

Sinkende Hemmschwelle

Die deutsche Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) forderte Veränderungen in der Musikbranche. "Sexuelle Übergriffe kommen in allen Lebenslagen vor. Auch auf Festivals oder Konzerten treffen sehr viele Menschen an einem Ort aufeinander, dazu kommen oft Alkohol und Drogen, was die Hemmschwelle bei Tätern senkt und die Opfer orientierungslos machen kann." Das sei nicht neu, aber es müsse darüber geredet werden, wie gerade junge Menschen besser geschützt werden könnten.

Sie lade die Musikbranche ein, dem Bündnis "Gemeinsam gegen Sexismus" beizutreten. Das Bündnis sei ein breiter Zusammenschluss aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Medien, Kultur und Zivilgesellschaft, sagte Paus. Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) zeigte sich dazu offen. Der Verband sei mit dem Ministerium ins Gespräch gegangen, "um diesen wichtigen Prozess gemeinsam voranzubringen."

Rammstein live in Wien

In Österreich hat die Band zwei Konzerte im Ernst-Happel-Stadion in Wien angekündigt, am 26. und am 27. Juli.

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