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Theater Österreich

Schauspieler Teichtmeister angeklagt und von Burgtheater entlassen

Der Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister muss sich am 8. Februar wegen schwerer Vorwürfe vor Gericht verantworten. Auf diversen Datenträgern seien 58.000 Mediendateien mit mutmaßlich kinderpornografischem Material gefunden worden. Laut seinem Anwalt Michael Rami, der ihn medienrechtlich vertritt, bekennt sich der Künstler schuldig. Das Burgtheater hat indes das Arbeitsverhältnis mit dem Schauspieler mit sofortiger Wirkung beendet.

"Mit großem Entsetzen haben wir durch die Medien von den Ermittlungsergebnissen und dem anstehenden Strafverfahren gegen Florian Teichtmeister erfahren", heißt es in dem Statement aus dem Burgtheater. "Die Presseerklärungen seiner Anwälte sprechen von 'geständig' und 'schuldig bekennen', es besteht für uns daher kein Zweifel, dass wir mit sofortiger Wirkung Florian Teichtmeister entlassen. In der Zwischenzeit hat Florian Teichtmeister sein Arbeitsverhältnis mit dem Burgtheater mit sofortiger Wirkung beendet." Bis zum heutigen Tag seien dem Burgtheater keine Grundlagen für eine arbeitsrechtliche Konsequenz vorgelegen.

Prozess beginnt im Februar

Die Sprecherin des Wiener Landesgerichts, Christina Salzborn, bestätigte gegenüber der APA den Strafantrag gegen den Schauspieler wegen Kinderpornografie. Die Verhandlung wird Richter Stefan Apostol leiten. Strafrechtlich wird Florian Teichtmeister von Anwalt Philipp Wolm vertreten, der für die APA vorerst nicht erreichbar war.

Der 43-jährige habe die Fotos zwischen Februar 2008 und August 2021 aus dem Darknet heruntergeladen. Er selbst habe nie Minderjährige angerührt, wie es heißt. Laut seinem Anwalt Michael Rami werde sich Teichtmeister bei dem Prozess schuldig bekennen. Er habe in den vergangenen eineinhalb Jahren stets mit den Behörden kooperiert und sei auch seit zwei Jahren in psychologischer Behandlung, "mit deren Hilfe es ihm gelungen ist, seine seelischen Probleme aufzuarbeiten, die ihn zum Besitz der besagten Dateien gebracht hatten", so Rami in einem Medienstatement.

Teichtmeister übernehme laut seinem Anwalt "die volle Verantwortung für die Vorwürfe". Berichtet wird auch davon, dass Teichmeister an Drehorten Fotos von teils minderjährigen Darstellern gemacht und daraus - mit Sprechblasen mit pornografischen Inhalten versehene - Collagen angefertigt habe. Eines dieser Bilder habe seine Lebensgefährtin entdeckt und daraufhin die Polizei informiert. Teichtmeisters Anwalt betonte, "dass ihm ein rein 'digitales' Delikt vorzuwerfen ist, er also keinerlei strafbaren Handlungen gegen Menschen gesetzt hat". Laut Paragraf 207a StGB ist mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren zu bestrafen, wer sich eine pornografische Darstellung einer unmündigen Person verschafft oder eine solche besitzt. Ermittlungen zu anderen Delikten wurden eingestellt, so Rami gegenüber der APA.

Teichtmeister war im Film und auf der Bühne zu sehen

Geboren wurde Teichtmeister am 4. November 1979 in Wien, wo er auch das Max-Reinhardt-Seminar besuchte. Bereits 2001 spielte er in "norway.today" am Volkstheater, wofür er im Jahr darauf mit dem Karl Skraup-Preis ausgezeichnet wurde. Ab 2005 war er Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt und wechselte mit der Saison 2019/20 ins Ensemble des Burgtheaters.

2013 gewann Florian Teichtmeister den Publikumspreis beim Nestroy-Theaterpreis und war 2016 in der Kategorie "Bester Schauspieler" nominiert. Am Burgtheater war er zuletzt in Hauptrollen in Daniel Kehlmanns "Nebenan" und Oscar Wildes "Bunbury" zu sehen, weiters stand er in Shakespeares "Der Sturm" auf der Bühne.

Aber auch die heimische Fernsehlandschaft wurde in den vergangenen Jahren von Florian Teichtmeister mitgeprägt. Der 43-Jährige war in bekannten Serienformaten wie "Kommissar Rex", "SOKO Kitzbühel" oder dem "Tatort" zu sehen. Fix zur Stammbesetzung gehört Teichtmeister seit 2016 als Major Peter Palfinger in "Die Toten von Salzburg". Werke mit Teichtmeister werden nun allerdings nicht mehr vom ORF ausgestrahlt, wie das Medienhaus gegenüber der APA betonte: "Der ORF nimmt mit sofortiger Wirkung von Herstellung und Ausstrahlung von Produktionen mit Florian Teichtmeister Abstand."

Und schließlich war der Schauspieler auch im Kino wiederholt präsent. Im "Fall des Lemming" (2009) war Teichtmeister ebenso zu erleben wie in Sebastian Brauneis Debüt "Zauberer" (2018). Derzeit ist der Schauspieler eigentlich in zwei heimischen Produktionen im Kino zu erleben: In Ruth Maders Glaubensthriller "Serviam" ist er als Vater zu sehen, in Marie Kreutzers hochgelobter Sisi-Parabel "Corsage" spielt er Kaiser Franz Joseph. Laut "Kurier" hat die Cineplexx-Kinokette Filme mit Teichtmeister jedoch bis zur gerichtlichen Klärung der Vorwürfe aus dem Programm genommen. "Kinderschutz ist für uns ein wesentliches Anliegen und dazu möchten wir uns auch klar positionieren", so Geschäftsführer Christof Papousek.

"Corsage" weiter im Oscarrennen?

"Wir haben heute erstmals von den Anklagepunkten gegen Florian Teichtmeister erfahren und sind als Filmhersteller und Eltern zutiefst schockiert", gaben auch die "Corsage"-Produzenten Johanna Scherz und Alexander Glehr (Film AG) am Abend gegenüber der APA bekannt. "Wir werden über das Wochenende gemeinsam mit der Regisseurin des Films, Marie Kreutzer, entscheiden, was das für den Film bedeutet und darüber rechtzeitig informieren."

So steht "Corsage" als österreichischer Auswahlfilm auf der Shortlist der letzten 15 Werke für den Auslandsoscar. Die Nominierungen für die Endrunde werden am 24. Jänner gekürt. Wie man sich nun verhalte, werde man über das Wochenende in enger Abstimmung mit den Produzenten und Regisseurin Marie Kreutzer entscheiden, unterstrich gegenüber der APA Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des zuständigen Fachverbands der Film-und Musikwirtschaft in der Wirtschaftskammer. Rechtlich sei die Frist für einen Rückzug des Films aus dem Oscar-Rennen überschritten. Zugleich gelte es zu betonen: "Florian Teichtmeister ist nicht 'Corsage'." Selbstverständlich seien die vorgebrachten Anklagepunkte gegen den Schauspieler erschreckend, man müsse diese aber zugleich von der künstlerischen Leistung von Marie Kreutzer und dem Film selbst trennen. Wie man nun weiter vorgehe, sei nicht binnen weniger Stunden zu entscheiden, weshalb man sich in der Diskussion das Wochenende über Zeit nehme.

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