© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Theater Wien

Zum ersten Mal ... in der Wiener Staatsoper: Tipps für den Besuch

Ich war ungefähr sieben oder acht Jahre alt, als meine Mutter mich das erste Mal in die Wiener Staatsoper mitgenommen hat. Es war um die Weihnachtszeit, der Schnee lag vor dem erwürdigen und stimmungsvoll beleuchteten großen Haus, das ich vorher noch nie betreten hatte. Die Vorstellung war, passenderweise natürlich, "Der Nussknacker"  der Abend wurde zu einer meiner schönsten Kindheitserinnerungen.

Seitdem bin ich eigentlich ein Fan des Hauses, insbesondere des Wiener Staatsballetts. Das zog sich auch durch meine Teenager-Jahre, in denen ich meine Freundinnen regelmäßig auf Stehplatz zu Aufführungen mitgeschleppt habe. Das erste Mal. Beim zweiten und dritten Mal sind sie nämlich höchst freiwillig mitgegangen, weil es ihnen so gut gefallen hatte.

"Ich war noch nie in der Staatsoper ..."

Diese kleine Geschichte teilte ich unlängst mit meinen ArbeitskollegInnen, die daraufhin ungewöhnlich still wurden und mir dann, fast schon schamhaft, gestanden, dass sie die Wiener Staatsoper noch nie besucht haben. Ein Umstand, den ich natürlich in naher Zukunft zu ändern gedenke. Denn man muss kein "eingefleischter" Opern- oder Ballett-Fan sein, um einen Abend Hochkultur im tradionsreichen Haus am Ring (oder in einem anderen der vielen Theaterhäuser Wiens) zu genießen. Es ist nicht zuletzt Eskapismus pur, man kann für zwei Stunden "die Welt da draußen" vergessen und ganz in die Geschichte auf der Bühne eintauchen.

Aber ja, manchmal braucht es ein bisschen "Überwindung", um zum ersten Mal etwas Neues auszuprobieren. Daher habe ich hier alle Fragen und Sorgen meiner Arbeitskolleginnen gesammelt und versucht, diese zu zerstreuen.

Tipps für den ersten Besuch in der Staatsoper

"Was zieht man dafür an? Muss ich im Ballkleid kommen?"

Antwort: Kann man machen, muss man aber nicht. Der "Dresscode" ist wesentlich legerer, als man vielleicht vermuten würde. Ich habe neulich in den Galerie-Rängen BesucherInnen in Cocktailkleidern und Anzügen ebenso gesehen wie in Jeans und warmen Pullis. Mein persönliches Motto: Es ist ein schönes Haus, warum sich also nicht auch ein bisschen schöner machen als sonst? Meinen KollegInnen empfahl ich: "Denkt an unsere Weihnachtsfeier und richtet euch bei der Outfit-Wahl in etwa danach."

"Das Haus ist riesig. Wie finde ich meinen Platz oder die Garderobe?"

Antwort: Man kommt gemütlich durch den Eingang, am besten gleich nach dem Aufgang von der U4-Station Karlsplatz direkt vor der Oper, und findet drinnen dann zur rechten Seite die Feststiegen-Aufgänge zu den Galerien / Balkon, die Durchgänge zu den Parkett- und Parterre-Plätzen und so weiter. Es gibt mehrere Garderoben zur Mantelabgabe, je nach Bereich, wo man sitzt. Und Hilfe ist natürlich vor Ort, PlatzanweiserInnen und BilleteurInnen weisen einen gerne in die richtige Richtung. Man kann sich de facto also nicht verlaufen, wenn man im Zweifel einfach nachfragt. Alles ganz entspannt.

© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

"Gibt es barrierefreie Plätze?"

Antwort: Ja, wenn auch nicht übermäßig viele. Die Staatsoper ist ein denkmalgeschütztes Gebäude und bietet daher nicht überall ideale bauliche Voraussetzungen für Barrierefreiheit. Aber Plätze für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind vorhanden, ebenso entsprechende Vergünstigungen. Mehr Infos dazu gibt es hier.

"Sind die Tickets nicht ur teuer?"

Anwort: Wie überall gilt auch hier von-bis, die Ticket-Preisspanne geht von Kategorie 1 (239,- Euro) bis Kategorie 9 (12,- Euro, zum Beispiel "Galerie Ganzseite"). Je nachdem ist die Sicht natürlich auch eingeschränkter, die Bühne sehen kann man aber von überall. Der Saalplan liefert einen guten Überblick zu den Preisen.

Ein Tipp fürs kleine Geldbörserl sind Stehplatzkarten, die Kasse dafür öffnet 80 Minuten vor Vorstellungsbeginn in der Operngasse. Hier heißt es: am besten früh da sein! Die Stehplatz-Preise gehen von 13 Euro für den Balkon, 15 Euro für die Galerie sowie 18 Euro für Parterre-Plätze. Preisvorteile liefert auch die BundestheaterCard. Karten-InhaberInnenbekommen Tickets zu ausgewählten Veranstaltungen um 49 Euro fürs Parterre, auch Stehplätze sind damit vergünstigt.

Zudem gibt es die "U27"-Aktion der Wiener Staatsoper, die jungem Publikum vergünstigt den Eintritt in den Preisgruppen 5 und 6 ermöglicht (Achtung, nur begrenztes Kontingent pro Vorstellung). Mehr Infos dazu hier.

© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

"Versteht man die Handlung überhaupt?"

Antwort: Es ist empfehlenswert, sich die Inhalte der Stücke schon vorher auf der Homepage der Staatsoper durchzulesen. Insbesondere beim klassischen Handlungsballett, wo viel auf der Bühne passiert, aber natürlich nicht gesprochen wird. Und ja, auch mein Italienisch ist nicht mehr so gut, dass ich Mozarts "Don Giovanni" problemlos folgen kann. Keine Zeit vorher zum Durchlesen gehabt? Nicht schlimm, es gibt zum Glück Monitore bei den Plätzen, die die Infos zum Stück auf Deutsch oder Englisch praktisch zusammenfassen.

© events.at

"Gibt's was zum Essen und Trinken?"

Antwort: Es gibt mehrere kleine, aber feine Pausenbuffets mit diversen Getränken (alkoholisch und alkoholfrei), Brötchen und süßen Köstlichkeiten der Edel-Konditorei Gerstner. Die Preise ... sind entsprechend, man greift schon ein bissl tiefer in die Tasche. Fällt unter die Kategorie "man gönnt sich ja sonst nichts". Ausgehungert sollte man aber besser nicht in die Oper gehen, das könnte sonst teuer werden. Mehr Infos zur Gastro im Haus gibt es hier.

"Kann ich Fotos und Selfies in der Oper machen?"

Antwort: Vor Beginn der Vorstellung und in den Pausen spricht nichts dagegen, einen Schnappschuss als private Erinnerung zu machen. Schließlich bietet das Haus viele äußerst schöne Hintergründe zum Posieren für ein Foto. Während der Vorstellungen ist das Fotografieren und Mitfilmen verboten, wie in allen Theatern. Am besten das Handy währenddessen ganz abdrehen. 

© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Jede Spielzeit stehen in rund 350 Vorstellungen über 60 verschiedene Opern- und Ballettwerke auf dem Spielplan. Es findet sich also für jeden Kultur-Neuling ein sehenswertes Stück. Und allein schon für die Musik des Staatsopernorchesters zahlt sich ein Besuch aus. In diesem Sinne: Nicht von vermeintlichen Etikette-Vorurteilen verunsichern lassen und einfach mal hingehen. Kulturgenuss ist schließlich für alle da.

Ihr habt noch mehr Fragen zu eurem Besuch in der Wiener Staatsoper? Mehr wissenswerte Infos gibt es hier.

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