© Robert Josipovic

Was ist los in Oberösterreich

"Wie im Himmel" im Musiktheater Linz: Stimmgewaltiger Saisonauftakt

Es ist die deutschsprachige Erstaufführung der Musical-Adaptierung des gleichnamigen schwedischen Erfolgsfilms von Kay Pollak und Carin Pollak. Das Ensemble überzeugte das voll besetzte Haus mit einer stimmgewaltigen Darbietung und machte Lust auf mehr.

Unter der Regie von Musicalchef Matthias Davids entspinnt sich in knappen drei Stunden die Handlung rund um den Stardirigenten Daniel Daréus, der schon in jungen Jahren vom Ruhm verbraucht und herzkrank ist. Die Ärzte geben ihm noch ein Jahr, und dieses beschließt er in seinem Heimatdorf Ljusaker zu verbringen, das er als Kind verlassen hat.

"Wie im Himmel" in Linz

"Ich bin nur zum Zuhören gekommen", stellt Daniel - Davids holte für die Rolle den gebürtigen Schweden Mathias Edenborn als Gast nach Linz - gleich zu Beginn klar, denn er will Ruhe finden. Lange dauert es jedoch nicht und er übernimmt die Kantorenstelle der Pfarrgemeinde und damit auch den Kirchenchor. Haben vorher - köstlich dargestellt - Kaffee und Zimtschnecken sowie ein verstimmtes Klavier die Chorproben bestimmt, wird die bunte Truppe unter Daniels Fittichen zu einem harmonierenden Gefüge - wenngleich vorerst nur stimmlich und nicht zwischenmenschlich.

Denn die festgefahrenen Strukturen des kleinen Ortes spiegeln sich auch in den Menschen wieder und erlauben es ihnen nicht, sich daraus zu befreien. Damit spricht das Musical auch Tabuthemen an: Holmfrid (Robert G. Neumayr) wird aufgrund seiner Leibesfülle gehänselt, Tore (Lukas Sandmann) wegen seiner Behinderung an den Rand gestellt. Und bei Gabriella (Judith Jandl), die von ihrem Mann geschlagen wird, sehen alle weg. Doch dann reicht es Holmfrid, der ewigen "dicken Wurst" und er wehrt sich. Sein Befreiungsschlag gibt Gabriella den Mut, das für sie von Daniel komponierte (und einzige aus dem Film übernommene) "Gabriellas Lied" anzustimmen - und sich später aus ihrer toxischen Beziehung zu befreien.

Stimmungsvolles Bühnenbild im Volkstheater

Das Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau ist schlicht, drei fahrbare Wände werden durch Projektionen zu einem stimmigen Ganzen. Umso bunter sind die Kostüme von Susanne Hubrich, die gefühlt im Minutentakt gewechselt werden und die Charaktere und den Dorfcharakter unterstreichen. Apropos Charaktere: Das gesanglich überzeugende Ensemble zeichnet die unterschiedlichen Persönlichkeiten wunderbar pointiert und vielschichtig, ohne dabei zu sehr ins Klischeehafte abzurutschen.

Mithilfe des Chors findet Daniel schließlich die Bedeutung wieder, die Musik einst für ihn hatte. Und er erkennt auch, dass er Lena (Celina dos Santos) liebt und öffnet sich ihr, wobei die Liebesgeschichte Nebenhandlung bleibt. Das ist auch gut so, denn so bleibt mehr Platz für den eigentlichen Inhalt des Musicals: Die Kraft der Musik.

Musical fürs Herz

Wenn an einem Abend Tiefgang, Schmäh und Gänsehautmomente zusammenkommen, sind das die Zutaten für ein herzerwärmendes Musical, das nicht ohne Grund vor der Pandemie zwei Jahre lang en suite in Stockholm gelaufen ist. Es verspricht, auch in Linz ein Kassenschlager zu werden und nicht nur jene, die der Film begeistert hat, ins Musiktheater zu locken. Und so stimmte das Publikum am Ende zwar nicht in den Chorgesang ein, dankte dem Ensemble, dem Extrachor und dem bei der Premiere anwesenden Ehepaar Pollak aber mit minutenlangem Schlussapplaus und stehenden Ovationen.

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