Installation der Gruppe "Schandwache" in der Startgalerie NEU

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Was ist los in Wien

Kunst trifft auf Erinnerungsraum in der Stadtgalerie Wien

Mit der Ausstellung "Gegen den Strich. Interventionen im öffentlichen Raum" beginnt die Startgalerie im MUSA (Museum Startgalerie Artothek) eine neue Positionierung. Bot sie bisher jungen Kunstschaffenden eine Bühne, sind es künftig Kuratorinnen und Kuratoren, die ihre Ideen hier umsetzen können. Gestartet wird mit zwei Ausstellungen von Curatorial Fellows des Wien Museums, danach folgen vier Siegerprojekte eines Open Calls, der im Herbst 20 Einreichungen gebracht hatte.

Die erste Schau wurde von Vincent Elias Weisl kuratiert und reflektiert die sich in Denkmälern manifestierende offizielle Erinnerungskultur ebenso wie den Umgang mit kontaminierter privater Erinnerung oder Möglichkeiten, bisher Unbeachtetes ins kollektive Gedächtnis zu rücken. Die Künstler*innengruppe Schandwache (Anna Witt, Simon Nagy, Gin Müller, Mischa Guttmann, Eduard Freudmann) befasst sich etwa mit Möglichkeiten zur Erhaltung und Archivierung der vor zwei Jahren am Lueger-Denkmal Josef Müllners von Unbekannten angebrachten "Schande"-Aufschrift, während sich Sabrina Kern und Martin Weichselbaumer in der Zwei-Kanal-Videoinstallation "850.000 Trümmer der Erinnerung" mit dem 2018 von einem FPÖ-nahen Verein aufgestellten umstrittenen "Trümmerfrauen"-Denkmal an der Mölker Bastei auseinandersetzen.

Vieles bleibt sperrig in der kleinen Schau, an der sich neben Josepha Edbauer und der Plattform Palais des Beaux Arts Wien auch Rosa Andraschek beteiligt hat. Sie zeigt Frottagen von Gebäuden, in denen Zwangsarbeiter untergebracht waren. Laura Wagner erinnert mit zwei sehr unterschiedlichen Arbeiten einerseits an die auch von Künstlern betriebene Arisierung von Wohnungen (Weisl: "Damals ein ganz gängiger Prozess") und thematisiert andererseits den Umgang mit einem 1938 auf einem Wohnbau in der Operngasse angebrachten Sgraffito mit einem Hitler-Zitat.

Nur weniges ist aber so augenfällig wie Johann Schoiswohls Installation, die sich mit kollektiver Fotografie beschäftigt. Er zeigt die Leerstellen in privaten Fotoalben, die entstanden, als sich die Besitzer unangenehmer Erinnerungen entledigten. Statt Fotos sind nur noch die zurückgebliebenen Klebespuren zu sehen. Die stehen gebliebenen Bildunterschriften lassen jedoch die Zusammenhänge erahnen.

(S E R V I C E - "Gegen den Strich - Interventionen im öffentlichen Raum", Wien Museum MUSA - Startgalerie NEU, Wien 1, Felderstraße 6-8, 17. Februar bis 26. Juni, Di-So 10-18 Uhr. Von 25. April bis 18. Mai wegen Umbaus geschlossen. Eintritt frei. www.wienmuseum.at)

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