© Werner Feiersinger

Ausstellungen Österreich

300. Todestag: Diese Sonderausstellungen ehren Fischer v. Erlach

Johann Bernhard Fischer von Erlach, dem großen Baumeister des europäischen Barocks, ist zum 300. Todestag eine umfangreiche Sonderausstellung in Salzburg und Wien gewidmet. Mit der Salzburger Kollegienkirche und der Karlskirche in Wien schuf er Ikonen der Architekturgeschichte. Die Ausstellung ist von 6. April bis 8. Oktober im Salzburg Museum und ab 1. Februar 2024 in einer adaptierten Version zur Wiedereröffnung des Wien Museums am Karlsplatz zu sehen.

"Erlach als Gesamtphänomen"

In Kooperation mit dem Wien Museum beleuchtet das Salzburg Museum in der Kunsthalle der Neuen Residenz die Strahlkraft des vielfältigen Werks von Fischer von Erlach. Künstlerisch gestaltet hat die Ausstellung der österreichische Bildhauer und Fotograf Werner Feiersinger. Originalwerke Fischer von Erlachs treffen nicht nur auf einen umfangreichen Komplex großformatiger Fotografien Feiersingers, sondern auch auf eine Reihe von plastisch-skulpturalen Projekten, in denen der zeitgenössische Künstler Motivwelten des barocken Architekten transformiert. Die Ausstellungskuratoren Peter Husty vom Salzburg Museum und Andreas Nierhaus vom Wien Museum ließen auch die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse miteinfließen.

"Bei der Entwicklung der Ausstellungen war es unser erklärtes Ziel, Fischer von Erlach als Gesamtphänomen begreifbar zu machen", erklärte der Direktor des Salzburg Museums, Martin Hochleitner, am Mittwoch anlässlich der Präsentation der großen Schau. Sichtbar gemacht worden sei der prägende Einfluss von Fischers langjährigem Aufenthalt in Italien wie auch der herausragende Stellenwert seines Monumentalwerks der Historischen Architektur.

Österreichweite Wirkstätten

Fischer von Erlach wurde 1656 in Graz geboren. Nach der Ausbildung in der Bildhauerwerkstatt des Vaters in Graz trat er in Rom in das Atelier des Tiroler Malers und Architekten Philipp Schor ein. 1684 ging Fischer nach Neapel, hier entstanden erste bildhauerische Arbeiten. 1687 kehrte er nach Österreich zurück und bekam erste Aufträge zum Bau von Adelspalästen in Wien und Mähren. 1689 wurde er zum Architekturlehrer des Thronfolgers und späteren Kaisers Joseph I. (1678-1711) ernannt. 1693 trat Fischer in die Dienste des Erzbischofs von Salzburg, Johann Ernst Graf Thun und Hohenstein (1643-1709). 1705 wurde er unter Joseph I. Oberinspektor aller kaiserlichen Hof- und Lustgebäude in Wien. Fischer von Erlach starb am 5. April 1723 in Wien im Alter von 66 Jahren.

Salzburg und Wien waren damit seine wichtigsten Wirkungsstätten, dort hat Fischer von Erlach ein baukulturelles Erbe gesetzt. Im Gegensatz zu den meisten großen europäischen Hofarchitekten seiner Generation arbeitete er über einen längeren Zeitraum parallel für zwei Dienstgeber: In Wien für den kaiserlichen Hof der Habsburger, und in Salzburg für den Hof des Fürsterzbischofs. An beiden Orten entstand eine hohe Anzahl an Bauten, wobei unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt wurden. In Salzburg dominierten im Umfeld von kirchlicher Macht die Sakralbauten, im Wien unter dem Einfluss der Habsburger die Palastbauten.

In Salzburg erhielt Fischer von Erlach ab 1694 vom Salzburger Erzbischof eine Reihe von bedeutenden Aufträgen, darunter fünf Kirchen: Die Dreifaltigkeitskirche mit dem Priesterhaus, die Kollegienkirche, die Ursulinenkirche, die Johannesspitalkirche und die Wallfahrtskirche Maria Kirchental bei Lofer. Für die Franziskanerkirche in Salzburg entwarf er einen neuen Hochaltar. Zudem hat er das Portal des Hofmarstalls, das Hoyos-Stöckl und das Schloss Kleßheim entworfen.

Als Erzbischof Johann Ernst 1709 starb, war auch Fischers Tätigkeit in Salzburg beendet. In einer kurzen Phase von nur 15 Jahren hat er mit seinen profanen und sakralen Planungen das barocke Stadtbild von Salzburg verändert, wie Chefkurator Husty erklärte. Mit dem Ende der Ära Fischer herrschte im Erzstift eine "architektonische Flaute".

Der Architekt prägte das barocke Wien

In Wien wurde der Bau von Schloss Schönbrunn in Angriff genommen und die Paläste für Prinz Eugen und Graf Batthyány errichtet. Nach 1709 entstanden Hauptwerke wie das Palais Trautson und das Palais Clam-Gallas in Prag. Fischer von Erlach war um 1687 nach Wien gekommen, wo sich ihm gute Aufstiegschancen boten. Nach der osmanischen Belagerung von 1683 herrschte dort rege Bautätigkeit. Die großen Adelsfamilien suchten für die Errichtung oder Modernisierung ihrer Stadt- und Gartenpaläste in Italien geschulte Künstler.

Mit seinen Planungen prägte Fischer von Erlach das barocke Wien. Für den späteren Kaiser Joseph I. (1678-1711) entwarf er Schloss Schönbrunn. Dessen Nachfolger Karl VI. (1685-1740) beauftragte ihn mit dem Bau der Karlskirche, der Hofstallungen und der Hofbibliothek. Im imperialen Charakter dieser Architektur kommt die zeitgenössische Vorstellung von Wien als dem neuen Rom zum Ausdruck.

Nach dem Tod Josephs I. widmete der barocke Baumeister dem neuen Kaiser Karl VI. im Jahr 1712 das Manuskript einer Publikation, die neun Jahre später in Wien erstmals erschien. Der "Entwurff Einer Historischen Architectur" war der erste Versuch einer Universalgeschichte der Baukunst in Bildern, der neben den Monumenten der Antike erstmals auch osmanische, persische und chinesische Bauten gleichrangig berücksichtigte und nicht zuletzt auch Fischers eigene Bauten integrierte. Noch zu Lebzeiten wurde der Architekt über die Grenzen des Habsburgerreichs hinaus berühmt.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare