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"Museums Guide inklusiv": Überblick über Barrierefreiheit

Rund 15 Prozent der Weltbevölkerung leben mit einer Behinderung: Um die Teilhabe am kulturellen Angebot in Österreich zu stärken, gibt es mit dem "Museums Guide inklusiv" nun eine neue Publikation, die am Dienstag im Museumsquartier in Wien vorgestellt wurde. Hinter dem 400 Seiten starken Buch, das in einer Auflage von 19.500 Stück im medianet Verlag erscheint, steht eine umfangreiche Datenbank, in der mehr als 130 Museen zwischen Vorarlberg und dem Burgenland vertreten sind.

Datenbank soll weiter wachsen

Mit an Bord waren in der zweijährigen Vorbereitungsphase federführend ICOM (Internationaler Museumsrat) Österreich, die Essl Foundation sowie das von Martin Essl ins Leben gerufene "Zero Project". Mittels eines Fragebogens wurden die Museen dazu aufgerufen, ihre spezifischen Angebote rund um Inklusion und Barrierefreiheit bekannt zu geben. Dabei handelt es sich nicht nur um die physische Zugänglichkeit, sondern auch die Aufbereitung von Inhalten etwa mithilfe von leichter Sprache oder Hörstationen, sowie Spezialangebote wie Workshops und Führungen, wie Herausgeberin Doris Rothauer erläuterte. Neben der nach Bundesländern strukturierten Vorstellung der Häuser gibt es im Anhang auch Tabellen, die die Angebote je nach Spezialangeboten für unterschiedliche Bedürfnisse - etwa für Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigung oder auch Demenzerkrankung - aufschlüsseln. Auf der dazugehörigen barrierefreien Website soll es auch die Möglichkeit für weitere Museen geben, ihre Angebote einzureichen und die Datenbank so kontinuierlich wachsen zu lassen.

Museen könnten die besten barrierefreien Angebote haben, am Ende gehe es aber darum, diese bei den Zielgruppen ins Bewusstsein zu bringen, erläuterte MQ-Chefin und ICOM-Vizepräsidentin Bettina Leidl die Herausforderungen aus Sicht von Museumsleiterinnen und -leitern. "Das ist das typische Sender-Empfänger-Problem. Daher haben wir uns 2020 als ICOM entschlossen, diese Lücke in der Kommunikation zu schließen." Mit dem "Museums Guide inklusiv", der nicht nur im Buchhandel und in den Museen selbst aufliegt, sondern auch in Trafiken vertrieben werden soll, gebe es erstmals - auch im internationalen Vergleich - einen derart umfangreichen Überblick über Angebote in Museen für Menschen mit Behinderung sowie deren Begleitpersonen.

Zugänglichkeit der Kulturbranche fördern

Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien und ICOM-Präsidentin, sieht die Publikation aber auch als "Auftrag für uns, in welche Richtung wir noch gehen können. Sie zeigt, wie viel noch zu tun ist." So werde Inklusion und Barrierefreiheit immer stark von der Vermittlung her gedacht, "sollte aber auch viel stärker in den Bereich des Kuratierens und Einbeziehens von Kunstschaffenden einfließen". In ihrem Haus habe man diesen kuratorischen Ansatz etwa mit der Ausstellung "Zeig mir deine Wunde" umgesetzt.

"Das alles muss man auch immer mit Betroffenen in der Behinderten-Community gemeinsam entwickeln", unterstrich Martin Essl, der den Guide auch als Inspiration für Museumsdirektorinnen und -direktoren bezeichnete, "weil wir ja immer voneinander lernen können und kein Museum perfekt ist". So könne der Guide dazu dienen, Innovationen bekannt zu machen und auf andere Häuser umzulegen. Das sieht auch Klaus Höckner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des in das Projekt involvierten Vereins "Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs" so: "Barrierefreiheit ist ein Prozess." Mit der Rückmeldung aus der Community könne man Inklusion stärker in den Vordergrund rücken und "alles verbessern, was verbesserungswürdig ist".

Museum-Guide in Trafiken

Mit an Bord ist auch die Monopolverwaltung GmbH, die die Lizenzen für die heimischen Trafiken mittlerweile ausschließlich an Menschen mit Behinderungen vergibt. "54 Prozent unserer Unternehmerinnen und Unternehmer haben eine Behinderung", so Markus Raffer, Corporate Social Responsibility-Beauftragter der Monopolverwaltung. "Damit sind wir das größte inklusive Unternehmernetzwerk Österreichs". Er hofft darauf, dass möglichst viele Trafikanten den "Museum Guide inklusiv" in ihr Sortiment aufnehmen.

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