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Ausstellungen Österreich

Wienwoche 2021 feiert "Back to Normality"

Unter diesem Motto werden gut eine Woche lang 20 Projekte präsentiert - von queeren Familienalben über eine Musikperformance mit Orang-Utans im Tiergarten Schönbrunn. Der Besuch aller Ausstellungen, Installationen und Events, für die es teils eine Anmeldepflicht gibt, ist gratis.

Für die Programmierung ist erstmals das neue Leitungsduo Maria Herold und Henrie Dennis verantwortlich. "Das ständige Gerede über Normalität hat uns dazu veranlasst, da genauer hinzuschauen", erläutert Herold im Interview den Hintergrund des diesjährigen Mottos. Für einen unkonventionellen Blick auf das Heute hat man gewissermaßen die Zukunftsperspektive gewählt und schaut aus dem Jahr 2121 auf die Gegenwart.

Los geht es am 10. September mit einer Vernissage inklusive Robotermoderator und DJ-Sounds im Sandleitenhof, einem Gemeindebau in Ottakring. Dort wird rund die Hälfte der aus 247 Einreichungen ausgewählten 20 Projekte, die sich mit Gender, Migration, künstlicher Intelligenz, Solidarität und Utopien bzw. Dystopien beschäftigen, auch in den darauffolgenden Tagen gezeigt. Der Bogen reicht von der Ausstellung "Queering The Family", in der Coming-Out-Familiengeschichten erzählt werden, über die Hologramm-Installation "Ennui", die sich mit Erschöpfung und Müdigkeit anlässlich des ständigen Leistungszwangs beschäftigt, bis zu "Bygone Selves". Dabei blicken posthumane Wesen im Jahr 2121 auf Fragmente von Handyvideos, die während der Covid-19-Pandemie entstanden sind, und versuchen, das Konzept von Selbstdarstellung und -inszenierung ihrer Vorfahren zu verstehen.

Der auffällig starke Fokus auf ausstellungsähnliche Formate in der heurigen Ausgabe ist nicht zuletzt der Pandemie geschuldet - "weil wir im Frühjahr nicht wussten, wie sich die Lage entwickelt wird", sagt Herold. Ausstellungen seien aber auch in Corona-Zeiten fast immer möglich gewesen, anders als andere Indoor-Produktionen wie Konzerte oder Theateraufführungen. Im Falle etwaiger Maßnahmenverschärfungen könne man hier auch leichter Adaptionen vornehmen anstatt gleich Absagen vornehmen zu müssen, ergänzt Dennis. Die Entscheidung, viele Beiträge als Gemeinschaftsschau im Sandleitenhof abzuhalten, spare außerdem Ressourcen, wodurch mehr Projekte realisiert werden könnten.

Die Wienwoche wagt sich aber auch an andere Locations bzw. nach draußen. Einen nicht geringen Skurrilitätsfaktor verspricht etwa das "Mutual Aid Orchestra". Diese "kompositorische Interaktion zwischen Menschen und Tieren" findet vor dem Orang-Utan-Gehege im Tiergarten Schönbrunn statt. "Die Idee ist, dass die Affen irgendwann in das Konzert miteinstimmen", erklärt Herold.

Am Karlsplatz rund um den Teich wird mit der MA16 eine fiktive "Magistratsabteilung für demokratische Geschichtsschreibung und Erinnerungspraxis im Stadtraum" aus dem Boden gestampft. Die Aktion will - wohl nicht zuletzt vor dem Hintergrund der jüngeren internationalen Denkmalstürme und der Debatte rund um das Wiener Lueger-Denkmal - u.a. der Frage nachgehen, wer aus welchen Gründen Monumente für wen errichtet. Dabei wird es durchaus aktionistisch zugehen - etwa mit Figuren, die per Fußball umgeschossen werden können, stellt Herold in Aussicht.

Die diversen Normen im materiellen Sinn setzt sich wiederum "DIN 2121" auseinander. Ein siebenköpfiges Kollektiv aus Designerinnen und Designern wird am Stand 129 am Viktor-Adler-Markt neuartige "Messinstrumente aus 2121" vorstellen.

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Beendet wird das Kunstfestival am 19. September mit einem Closing-Event im Sandleitenhof. Neben einem Buchklub und einem DJ-Set ist zudem eine Art Prozession namens "Cumernustag", im Zuge dessen Traditionen und Bräuche zu hinterfragen, geplant.

Bei allen Veranstaltungen gilt die 3G-Regel, indoor zusätzlich Maskenpflicht. Außerdem müssen sich Besucherinnen und Besucher zwecks Contact Tracing registrieren - entweder vorab online oder direkt vor Ort.

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