© Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments/APA-Fotoservice/Leitner Fotograf/in: Ben Leitner

Ausstellungen Wien

"Erlebnis Europa"-Ausstellung in Wien mit Prominenz eröffnet

Die interaktive Dauerausstellung "Erlebnis Europa" ist in Wien am Freitag mit viel Prominenz eröffnet worden. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und EU-Parlamentschefin Roberta Metsola durchschnitten gemeinsam mit anderen hochrangigen Gästen feierlich das Band zu der multimedialen Schau in der Wiener Rotenturmstraße 19. Metsola richtete an junge Österreicher den Appell, im nächsten Jahr die Europawahl nicht zu verpassen. "Lasst niemanden anderen für Euch entscheiden!"

Zusammenarbeit zwischen Österreich und EU

Auch Bundespräsident Van der Bellen sagte, es sei wichtig, sich in Europa einzubringen. Die Brexit-Abstimmung in Großbritannien sei auch deshalb so ausgegangen, weil viele junge Menschen nicht zur Abstimmung gegangen seien. Dabei brauche Europa die Ideen, den Drang und die Begeisterung junger Menschen. "Diese interaktive Ausstellung wird es schaffen, diesen Funken überspringen zu lassen", sagte Van der Bellen. "Erlebnis Europa" sei "ein wichtiges Zeichen: Österreich und die Europäische Union sind ein untrennbares Ganzes."

"Erlebnis Europa dient als Erinnerung, dass es der Zweck der Europäischen Union ist, den Menschen zu dienen", sagte EU-Parlamentspräsidentin Metsola. Die aus Malta stammende konservative Politikerin fügte hinzu: "Europa zu verstehen, verändert alles." Sie verwies auf die hohe Zustimmung zur EU in Österreich und dankte Österreich auch für seine Hilfe an die Ukraine. Metsola rief zu weiterer Geschlossenheit in der EU auf. "Am besten ist es, wenn wir geeinte europäische Antworten liefern." Die EU sei nicht perfekt, müsse aber den Wandel annehmen, da sich auch die Welt verändere.

Auch Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) ging auf die bevorstehende Europawahl im Juni 2024 ein. Diese sei mit einer noch größeren Verantwortung verbunden, weil erstmals Jungwähler ab 16 Jahren teilnehmen könnten, sagte sie. "Es muss unser gemeinsames Anliegen sein, eine hohe Wahlbeteiligung zu erreichen", sagte Edtstadler. Dafür seien Bildung und Information die erste Voraussetzung. "Wenn wir heute dieses Besucherzentrum eröffnen, dann schlägt mein Herz als Europaministerin höher", zeigte sich die ehemalige Europaabgeordnete von "Erlebnis Europa" begeistert, "weil die Europäische Union nicht in Brüssel und in Straßburg ist. Sondern die Europäische Union ist da, wo sich die Menschen Lösungen und Antworten erwarten."

Vorbild "Parlamentarium"

EU-Kommissionsvertreter Martin Selmayr danke insbesondere dem Ersten Vizepräsidenten des Europaparlaments, Othmar Karas, für seinen Einsatz, die interaktive Ausstellung im ersten Wiener Bezirk anzusiedeln. "Ohne ihn gäbe es kein Erlebnis Europa in dieser tollen Location." Karas (ÖVP) selbst nannte es ein besonderes Zeichen der Wertschätzung, dass der Bundespräsident und die EU-Parlamentspräsidentin zur Eröffnung kamen, dies habe es noch nie gegeben. Noch in diesem Jahr sollen weitere Europa-Ausstellungen in Warschau, Prag, Dublin und Luxemburg eröffnet werden, sagte Karas. "Die Europäische Union ist nicht der Sündenbock, sondern die Europäische Union sind wir alle und was wir daraus machen", betonte Vizepräsidentin Evelyn Regner (SPÖ).

"Erlebnis Europa" bietet auf einer Ausstellungsfläche von rund 700 Quadratmetern ein multimediales Spektakel: ein 360-Grad-Kino mit 41 Sitzen ist ebenso an Bord wie ein Konferenzraum und Multimediatische, Bildschirme und interaktive Karten. Ein Highlight der Ausstellung ist ein Rollenspiel, in dem Schüler, Studenten und andere Interessierte den Gesetzgebungsprozess im Europaparlament nachspielen können.

Vorbild für "Erlebnis Europa" ist das "Parlamentarium" im Europaparlament in Brüssel, das größte parlamentarische Besucherzentrum Europas. Nach Berlin im Jahr 2016 wurden bisher auch in Ljubljana, Helsinki, Straßburg, Kopenhagen, Tallinn, Paris, Rom und Stockholm "Erlebnis Europa"-Ausstellungen eröffnet. Nach einem Beschluss des Europaparlaments sollen bis zum Ende der Legislaturperiode alle 27 EU-Staaten über diese Ausstellungen verfügen.

Europäische Gemeinschaft stärken

Nach der Eröffnung der Ausstellung stattete Metsola auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) einen Besuch ab. "Österreich hat das Zeug, in Europa und weltweit führend zu sein", schrieb sie anschließend auf Twitter. "Wir werden weiterhin zusammenarbeiten, um aktuelle Herausforderungen wie Energiesicherheit, Migration und Inflation anzugehen."

Nehammer zeigte sich anschließend froh, dass Metsola ein offenes Ohr für die EU-Staaten habe und das persönliche Gespräch suche. "Als Malteserin kennt sie die großen Probleme der illegalen Migration sehr gut. Hier braucht es eine Verschärfung der Maßnahmen und einen starken europäischen Außengrenzschutz, der diesen Namen verdient", forderte Nehammer. Themen bei dem Treffen im Bundeskanzleramt seien neben Migration auch die aktuellen Entwicklungen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der bevorstehende Gipfel der "Europäischen Politischen Gemeinschaft" in Moldau kommende Woche, sowie die EU-Energiepolitik gewesen.

Am Rande ihres Besuchs trafen sich auch Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (beide ÖVP) mit ihr, um über die zukünftige KI-Regulierung in der Europäischen Union zu sprechen. Alle zeigten sich einig: Die europäische Regulierung Künstlicher Intelligenz habe höchste Priorität.

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