Die Schau zeigt etwa ein im 15. Jhd. angefertigtes Apothekergefäß aus Florenz

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Ausstellungen Wien

MAK zeigt erstmals farbenfrohe Majolikasammlung

Reich bemalte Teller, Schalen, Tafeln, Tintenfässer oder auch ein Terrinendeckel in Form eines Schildkrötenpanzers samt außen aufsitzender Krabbe: Das MAK - Museum für angewandte Kunst in Wien präsentiert ab 6. April 220 Majoliken. Die italienischen Luxuskeramiken prägten die gehobene Tischkultur vor dem Siegeszug von Porzellan.

"Weltweit bedeutendste Sammlung"

Das MAK gibt damit erstmals Einblick in seine Sammlung italienischer Majoliken des 15. bis 18. Jahrhunderts und damit in die diesbezüglich "weltweit bedeutendste Sammlung", wie Gastkurator Timothy Wilson in einer Grußbotschaft festhielt. Ergänzt wird die Schau im zentralen Raum des "MAK Design Labs" um bedeutende Leihgaben aus Wiener und mitteleuropäischen Sammlungen, erklärte MAK-Generaldirektorin Lilli Hollein am Dienstag vor Journalisten. Aber auch Exponate des zeitgenössischen Künstlers Marino Moretti finden sich in einem der Dutzenden Schaukästen, womit Einblick in die Entwicklung der Majolikakunst bis in die Gegenwart gewährt wird.

Was sind Majoliken?

Majoliken zeichnen sich durch eine opak-weiße Zinnglasur aus, die zum Träger oft bunter Bemalung wird. Der Begriff geht auf die altitalienische Bezeichnung für die Insel Mallorca zurück, woher vermutlich die maurisch geprägte Tonware stammte, die den italienischen Majolika als Vorbild dienten. Ab dem frühen 16. Jahrhundert wurde das spezielle Geschirr zum italienischen Luxusexportgut und verbreitete sich bis nach Nordeuropa. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich schließlich ein internationaler Sammlermarkt für historische Majoliken. Auch das damalige Österreichische Museum für Kunst und Industrie - das heutige MAK - habe rasch Interesse daran gezeigt und gezielt eine Sammlung angelegt, erklärte Rainald Franz, der gemeinsam mit Wilson die Ausstellung kuratierte.

Die bis 7. August zu sehende Schau gliedert sich in 38 Themenfelder. Auf einen Schaukasten mit Majolika für die Apotheke folgt etwa einer mit Majolika für junge Mütter. Ein weiterer widmet sich ganz der alten Geschichte und enthält Exponate mit Szenen aus den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid. Ein Teller aus dem 16. Jahrhundert zeigt beispielsweise Narziss, der sein eigenes Spiegelbild betrachtet. Ein anderer wie Europa von Jupiter in Gestalt eines Stiers davongetragen wird.

Renaissancekunst

All das ist in kräftigen Farben erhalten. Ein Umstand, der für Renaissancekunst bemerkenswert sei, wie Wilson anmerkte. Die Renaissance-Majoliken "haben mehr als andere Formen der Renaissancemalerei ihre ursprüngliche, im Ofen gebrannte und fixierte Farbigkeit bewahrt und vermitteln uns eine lebendige Vorstellung von der Farbigkeit anderer Formen der Renaissancekunst, deren Farben verblasst sind", so der Experte.

Da Majolika nicht tot sei, sondern es sich laut Franz um eine "lebende angewandte Kunst" handle, ist auch ein für Publikum zugänglicher Workshop geplant. Dabei sollen italienische Majolikakünstler im Museum Stücke formen, glasieren und anschließend im Keramikstudio der Universität für angewandte Kunst brennen, bevor sie Teil der Sammlung werden.

Wer Majolikafließen außerhalb des MAK begutachten möchte, kann dies übrigens etwa auf der Linken Wienzeile im 6. Wiener Gemeindebezirk tun. Dort steht das Ende des 19. Jahrhunderts von Otto Wagner errichtete sogenannte "Majolikahaus", das über die gesamte Breite der Fassade mit Pflanzenornamenten verzierte Fliesen aufweist. Der Entwurf für diese stammt von Alois Ludwig, einem Schüler Wagners.

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