© My Ullmann mit dem Modell eines Brunnens für die Stadt Marl, um 1965 © Privatbesitz

Ausstellungen Wien

My Ullmann im MAK: Künstlerin vorm Vorhang

My Ullmann - ein Name, der in den Weiten der Kunstwelt ohne Widerhall verklungen ist. Dass es aber durchaus lohnt, das Echo dieses Werkes der Wiener Künstlerin 30 Jahre nach ihrem Tod wiederzuentdecken, das unterstreicht das MAK mit seiner neuen Ausstellung "My Ullmann". Damit holt man die Vertreterin des Kinetismus vor den Vorhang, die 1995 weitgehend vergessen im deutschen Bodensee-Ort Konstanz verstarb.

Lebenslanger Kinetismus 

Konstanz war dabei der letzte Standort einer bewegten (Arbeits-)Biografie, welche die 1905 geborene Wienerin von Österreich nach Deutschland und in die Schweiz führte. So bestand ihr Œuvre am Ende aus Bühnenentwürfen, Kostümen, Möbelvorlagen, Gebrauchsgrafik und nicht zuletzt ihren dem Kinetismus zuzuordnenden Bildern. All das zeigt man in Kooperation mit der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz, deren Leiterin Barbara Stark während der Coronapandemie den Nachlass in einer verstaubten Lagerhalle aufspürte.

Ein einfacher Mensch und eine einfache Künstlerin war Ullmann wohl nie. Weder im Leben, noch in dessen Aufarbeitung. "My Ullmann hat sich bei der Recherche wie ein Stück Seife gezeigt: Immer, wenn ich dachte, jetzt habe ich sie, ist sie wieder weggeflutscht", erinnerte sich Stark am Dienstag bei der Präsentation der Schau im MAK. Zur gleichen Zeit erhielt Co-Kuratorin Kathrin Pokorny-Nagel den Auftrag zu einer Künstlerbiografie. "My Ullmann lag also irgendwie in der Luft", unterstrich Pokorny-Nagel.

© My Ullmann, Bescheiden, 1925 © Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien, Inv. Nr. 10.008/B

Zusammen hat man nun im MAK die erste österreichische Retrospektive zur Künstlerin zusammengestellt, die sich im Laufe ihres Lebens an neuen Orten und in neuen Positionen stets auch neu erfand. Bereits mit 16 Jahren begann sie, an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Franz Čižek zu studieren und wurde dort mit Kolleginnen wie Elisabeth Karlinsky und Erika Giovanna Klien zu einer der zentralen Proponentinnen des Kinetismus, der in seiner Stilistik geometrischer Formen stark an den Kubismus erinnert, kräftige Farben mit einem Fokus auf Bewegung und Körper verband.

"Ein vielgestaltiges Werk"

Doch bereits 1930 verlässt Ullmann, die ihren bürgerlichen Vornamen Maria alsbald durch das Synonym My ersetzte, Wien Richtung Schweiz. Über die Jahre hinweg folgten nicht nur verschiedene Ehen und Beziehungen, sondern auch Arbeitsfelder. Sie erarbeitete für Backhausen Tapetenentwürfe, entwarf Werbesujets für Humanic oder Thonet, schuf Bühnenbild- und Kostümentwürfe für Zürich und Berlin und eröffnete später in Münster gar ihr eigenes Innendesignstudio unter dem Titel "My Studio", in dessen Rahmen sie Entwürfe für Kunst am Bau, Brunnen oder Möbel fertigte.

"Was wir sehen, ist ein vielgestaltiges Werk", unterstrich MAK-Generaldirektorin Lilli Hollein angesichts der Schau, welche die farbintensiven Arbeiten auf meist nüchternen Naturholzwänden präsentiert. Entsprechend zum bewegten Leben von My Ullmann, das gleichsam die Bewegung in ihren Bildern widerspiegelte, wählte man passend den Untertitel zur Schau: "Gelebter Kinetismus".

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