© Bregenzer Festspiele/Anja Köhler

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Bregenzer Festspiele: Oper "Ernani" im Fokus

Die Bregenzer Festspiele stellen sich in ihrer 77. Saison auf rund 215.000 Besucher ein. Nur das Wetter könnte dem Festival noch einen Strich durch die Rechnung machen, denn mit einer Gesamtauslastung von 85 Prozent vor dem Start am 19. Juli zeigte sich die Leitung am Donnerstag beim Pressetag sehr zufrieden. Dass Intendantin Elisabeth Sobotka die nun "heiße Probenphase" als "wunderbar" bezeichnete, erhöht die Spannung auf ein vielfältiges Programm.

Produktionen fast ausverkauft

Was die Oper "Ernani" von Giuseppe Verdi betrifft, müsse man rasch entscheidungsfreudig sein, denn die Aufführungen im Festspielhaus seien "nahezu ausverkauft", schickte Michael Diem, der kaufmännische Direktor, nach. Beim Pressetag stehen mit Probeneinblicken traditionell die zwei Hauptproduktionen des Sommers im Fokus. Für "Madame Butterfly" gebe es vor allem im August noch Tickets in allen Kategorien bzw. für Plätze auf allen Teilen der Tribüne, die saniert und mit insgesamt 6.659 neuen Klappstühlen versehen wurde. Sie bieten mehr Sitzkomfort und sind über Zugänge mit mehr Barrierefreiheit erreichbar.

Rund 8 Millionen Euro beträgt das Gesamtbudget für die Ausstattung einer Opernproduktion auf dem See, die jeweils zwei Sommer im Programm bleibt, inklusive Einwinterung und Abbau. Nach dem Erfolg mit der Inszenierung der Puccini-Oper "Madame Butterfly" von Andreas Homoki im Bühnenbild von Michael Levine habe man mit sehr viel Rückenwind aus dem Premierensommer 2022 in die zweite Saison starten können. Als "pure Konzentration auf die Figur", erklärte der Regisseur sein Konzept, an dem es nichts zu ändern gebe.

Erfolg aus 2022 mitgenommen

In der Geschichte der Liaison von Pinkerton mit Cio-Cio-San, die für den amerikanischen Leutnant eine andere Bedeutung habe als für die japanische Geisha, interpretiere man nicht Japan. Man zitiere vielmehr japanisches Theater und konfrontiere die dortige Tradition mit einer amerikanischen Denkweise, die im Kontrast dazu stehe. Anna Princeva, die in der Rolle der Cio-Cio-San, genannt Butterfly, debütiert, beschrieb die große Herausforderung damit, dass man die Emotionen nach außen vermitteln müsse, im Innern aber "möglichst kalt" bleiben sollte, um die "unfassbar lange" Rolle auf dieser großen Bühne zu bewältigen.

Enrique Mazzola wird sowohl "Madame Butterfly" als auch "Ernani" dirigieren und erklärte, dass ihm gerade die Unterschiede in diesen Kompositionen sehr viel Energie verliehen. Während Regisseurin Lotte de Beer wiederum von Kontrasten, nämlich von der tiefen Tragik und der Komik in der Oper sprach, von Faktoren im menschlichen Leben und den falschen Entscheidungen, die das auf ein Drama von Victor Hugo basierende, 1844 uraufgeführte Werk so zeitlos machten, war für Mazzola diese Polarität auch in der Musik gegeben - "allerdings mit Hunderten von Nuancen." Dass die Menschen in dieser Geschichte über Männerehre und Rache glücklich sein wollen, aber stur in die falsche Richtung laufen, wollte Lotte de Beer unterstreichen.

"Ernani" auf ORF II zu sehen

Auf die Exklusivität von drei Aufführungen von "Ernani" und lediglich einer Ausstrahlung der Produktion auf ORF III angesprochen, wurde Elisabeth Sobotka im Anschluss deutlich: Es gebe in Österreich eine starke Ostrichtung. Als Wienerin dürfe sie es sagen, dass sich Wien für den Nabel der Welt halte, was man nicht ändern werde. Sie sei auch deshalb eine große Verfechterin der ORF-Landesstudios, denn ohne diese hätte man keine Chance, in Wien wahrgenommen zu werden: "Ich bin froh, dass wir trotzdem im Konzert der österreichischen Festivals vertreten sind."

Nach den Festspielen herrscht Betrieb

Inklusive des erfolgten Auftritts des Ensembles des Burgtheaters zu Ostern bieten die Bregenzer Festspiele heuer über 70 Veranstaltungen, darunter mit "The Faggots & Their Friends Between Revolutions" eine Erstaufführung im deutschsprachigen Raum und mit "Die Judith von Shimoda" von Fabián Panisello eine Uraufführung. Die Festivalleitung blickte am Donnerstag angesichts des Vorverkaufs mit Zuversicht auf die Saison: Ein deutliches Minus wäre nur auf Wetterbedingungen zurückzuführen, die eine Absage von "Madame Butterfly" auf dem See notwendig machen.

Auch nach Ende der Saison bleibt es lebendig im Festspielbezirk: Das neue Mehrzweckgebäude soll im Herbst in Betrieb genommen werden. Bereits wenige Stunden nach der letzten Aufführung von "Madame Butterfly" wird es hektisch, denn zeitgleich mit der Sanierung des Betonkerns der Seebühne erfolgt der Aufbau für "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber. Mit dieser Opernproduktion, die Elisabeth Sobotka wieder Philipp Stölzl, dem Regisseur von "Rigoletto", anvertraute, wird sie sich im Sommer 2024 aus Bregenz verabschieden, um die Leitung der Berliner Staatsoper zu übernehmen.

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