Interview zum Lido Sounds Festival.

© Arcadia Live

Festivals Österreich

Erstes Lido Sounds in Linz: "Die Mischung macht’s"

Ohne das Sprichwort "in Linz beginnt's" überstrapazieren zu wollen – in diesem Sommer beginnt dort tatsächlich so einiges: Von 16. bis 18. Juni werden beim Lido Sounds rund 35 Musik-Acts und Bands am linken Donauufer gastieren. Neben Headlinern wie Florence + The Machine, Die Toten Hosen und Peter Fox kann man sich am Urfahraner Jahrmarktgelände auf ein buntes Line-Up mit namhaften Artists wie Alt-J, Interpol, Wanda, Apache 207, Juju, Danger Dan, Fil Bo Riva und viele mehr freuen.

Hinter dem neuen Format stecken die Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA sowie die Wiener Veranstaltungsagentur Arcadia Live. Arcadia-Geschäftsführer Filip Potocki erklärte im Gespräch mit events.at, was das Lido Sounds in seiner ersten Ausgabe alles bieten möchte, womit es sich von bereits etablierten Festivals abhebt und warum Musikliebhaber:innen von Nah und Fern am dritten Juniwochenende gen Oberösterreich pilgern sollten. 

Österreich ist ein verhältnismäßig kleines Land, das bereits einige Musikfestivals pro Jahr zählt. Wo setzt das neue Lido Sounds hier an?

Ich finde nicht, dass es in Österreich so viele Festivals gibt, dem würde ich widersprechen. Wenn man den Markt zum Beispiel mit der Schweiz vergleicht, sind wir hierzulande sogar eher mau aufgestellt. Im Gegenteil, Österreich hat sich in den letzten Jahren massiv ausgedünnt, viele Genre-Formate, die es früher gegeben hat, gibt es heute nicht mehr in der Form.

Wir wollen mit der Programmgestaltung vom Lido Sounds in eine neue Kerbe schlagen, es wird anders als die aktuellen Mitbewerber. Das Lido ist mitten in einer Stadt, ohne direkten Campingplatz, und setzt bewusst auf eine Zielgruppe, der ein gewisser Komfort bei Anreise und Übernachtung vielleicht wichtig ist. Auch die Bandbreite an Acts ist sehr vielseitig. Es wird sich also in einigen Facetten von anderen Festivals in Österreich abheben.

Das Lido Sounds ist aus dem Ahoi! Pop Sommer in Linz entstanden. Wie kam es zu dieser Transformation?

Wir arbeiten mit den Kolleg:innen von der LIVA schon seit 20 Jahren zusammen und können auf deren lokale Infrastruktur und Know-How zurückgreifen. Da ist vieles auf Vertrauen und Spaß an der Sache aufgebaut. In Linz hat es mit diversen Open Airs begonnen, für die wir von der Arcadia teilweise Künstler:innen wie Wanda, Sido etc. vermittelt haben. Nun hat man sich überlegt: Was könnte der nächste Step sein?

Wir haben bei den rund 35 Acts eine Bandbereite an Genres: Pop, Indie, Post-Punk, Rap … was ist das Konzept dahinter?

Die Mischung macht’s, finde ich. Das Programm wurde nicht nur von einer Person gestaltet, wir haben uns als Team gemeinsam viel dazu überlegt. Das beginnt vom Aufbau eines Line-Up-Tages bis hin zur Frage nach der Ausgewogenheit Stichwort weibliche Acts. Darauf haben wir etwa großen Wert gelegt, wobei die Auswahl immer zur Dramaturgie des Tages passen muss. Da kann man sich natürlich auch verpokern, denn einen für uns dramaturgisch stimmigen Tag sehen die Besucher:innen vielleicht anders. Gerade im ersten Jahr eines neuen Formates kaufen sich die Leute sehr Headliner-bezogen ihre Tickets.

Dann wollten wir auch Acts nach Österreich holen, die noch nie da waren, denn die bringen eine gewisse Frische ins Line-Up. Hinzu kommt wiederum die Frage, wie viele heimische Künstler:innen man platzieren will … Das sind alles Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt – und da wurde bei uns viel diskutiert (lacht).

Ein immer wieder auftretendes Thema bei Festivals: Die Anzahl an weiblichen Acts. Wie sieht es damit am Lido Sounds aus?

Wir hatten keine Zahlen oder Quoten, sondern haben versucht, beim Line-Up all die eben genannten Faktoren einzubeziehen. Vieles entsteht auch einfach aus den Möglichkeiten, die man hat, zum Beispiel danach, wer gerade wo auf Tour ist.

Und das Finanzielle spielt natürlich auch eine Rolle.

Das Lido findet heuer zum ersten Mal statt, sprich wir haben keine Erfahrungswerte, auf denen wir aufbauen können. Und dass die Kosten an allen Ecken und Enden steigen, darüber brauchen wir nicht reden. Natürlich muss man gerade im ersten Jahr bei vielem abwägen und sich fragen: Ist es uns das wert, gewisse Dinge teurer ausfallen zu lassen, weil wir eben einen Qualitätsanspruch haben? Die Antwort lautet: Ja. Wir haben bei der Deko zum Beispiel Abstriche gemacht, dafür haben wir am Gelände Toiletten-Anlagen ohne Chemie oder eine Bühnentechnik, die komplett aus Österreich stammt.

Ein Dreitagespass kostet rund 240 Euro, zwei Tage 210 Euro, der Eintagespass 120 Euro. Die Preise sind gewiss marktkonform, aber man hat als Besucher:in derzeit das Gefühl, dass Konzerte generell viel teurer geworden sind. Warum ist das so?

Weil alles teurer geworden ist. Transportkosten, Logistik, Personal, Energie und Tontechnik, Bus-Mieten, … Auch bei der Produktion ist alles teurer geworden, was sich ebenfalls auf die Preise auswirkt. Und natürlich werden auch entsprechende Gagen gefordert, die es dann über den Ticketverkauf zu refinanzieren gilt.

Zurück zum Line-Up: Kann man von „Sound-Schwerpunkten“ bei den drei einzelnen Tagen sprechen?

Die Headliner geben nun mal die Richtung vor. Aber wenn das Publikum musikaffin ist und gerne auch mal Neues entdeckt – und davon gehe ich beim Lido aus – dann hoffe ich doch, dass für jede/n etwas dabei ist. Bei einem neuen Format muss natürlich erst ein beidseitiges Vertrauen entstehen und wachsen können. Das ist vielleicht einfacher bei Genre-Festivals. Beim Wacken etwa weißt du einfach, was du bekommst. Wir sind mit dem Lido jedoch sehr breit, und das wollten wir bewusst sein.

Es ist als urbanes Open-Air gedacht. Camping-Zelt und Co. kann man sich also sparen ...

Genau, aber wer möchte, kann auch campen, es gibt vier Camping-Plätze in der Stadt! Zwar nicht direkt am Gelände, aber das Öffi-Ticket ist im Lido-Sounds-Ticket inkludiert. Man kann also auch mit der Straßenbahn gemütlich hinfahren.

Wie komme ich hin?

Viele Wege führen nach Linz: Alle Infos zur An- und Abreise rund um das Lido Sounds sowie zum Nahverkehr vor Ort selbst gibt es hier im Überblick.

Es gibt zwei Bühnen am Gelände, eine ist überdacht, die Hauptbühne nicht. Was war die Idee dahinter?

Manche Sachen passen stilistischer vielleicht besser auf eine Zelt-Bühne. Auch Schall und Belichtung waren bei dieser Aufteilung ein Thema. Und es ist so auch ein bisschen abwechslungsreicher, als einfach zwei Open-Air-Bühnen aufzustellen.

Stichwort Verpflegung: Was sind die „regionalen Snacks“, die es vor Ort zur Verköstigung gibt?

Natürlich haben wir die klassischen Food Trucks, die man von Open-Air-Events eben kennt. Es wird eine breite Palette und Mischung an regionalen Angeboten geben, die gerade noch von unserer Gastro final kuratiert wird.

Womit punktet das neue Lido Sounds sonst noch?

Das Gelände spricht schon sehr für sich: Kurze, angenehme Wege, direkt am Wasser, dazu gute Live-Musik ... Das Lido ist etwas Neues, vielleicht auch einen Tick für eine nicht ganz so junge Zielgruppe ausgerichtet. Für mich ist aber vor allem das Line-Up ausschlaggebend – ich glaube, das ist uns wirklich gut gelungen. Vom Rest wird man sich vor Ort selbst überzeugen müssen.

Wer sich für den Open-Air-Reigen schon vorab einstimmen möchte, kann das bereits bei der Warm-Up-Tour in mehreren Städten Österreichs machen. Mehr Infos dazu hier.

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