Nadja Maleh live mit "Bussi Bussi": Kritik zum Programm

© markusvanderman.com

Kabarett Österreich

Allround-Unterhaltung mit Tiefgang: Nadja Maleh verteilt "Bussis"

Sie schlüpft in Sekundenschnelle von einer Rolle in die nächste, singt, tanzt und schleudert die Wuchteln dabei nur so heraus: Nadja Maleh ist eine Meisterin ihres Fachs. Wobei sich dieses nur schwer definieren lässt, denn die Künstlerin ist so vielseitig, das kein Label für sie zu passen scheint. Gleiches gilt für ihr neues Programm "Bussi Bussi", das am Mittwochabend im bummvollen Wiener CasaNova Premiere feierte. Zwar als "Kabarettsolo" deklariert, kann von "solo" hier eigentlich keine Rede sein, wenn man die Achterbahnfahrt durch Malehs Repertoire live miterlebt.

Austeilen gegen Politik und "Bussi-Bussi-Gesellschaft"

In ihrem neuen Programm widmet sich die Kabarettistin und diplomierte Achtsamkeitstrainerin der Frage, wie zwischenmenschliche Nähe in Zeiten von Social Distancing, Digitalisierung und Social-Media-Überoptimierung aussieht. Aber High Society (die sogenannte "Bussi-Bussi-Gesellschaft") und Politik bekommen natürlich ebenfalls ihr Fett ab, denn: "Politiker darf man heutzutage nicht mehr sagen, sondern 'Menschen mit Korruptionshintergrund'."

Das Spiel mit den Klischees ist eine Spezialität Malehs, wie man es schon aus ihren früheren Programmen kennt. Ebenfalls wiederkehrend sind viele der Figuren, die die 50-Jährige auf der Bühne mimt (und es sind insgesamt 18 an diesem Abend!). Sei es die naive Kindergartenpädagogin Melanie, die snobistische Schnupfen-Gabi, die dauerspitze Frau Professor Huber oder der mühsam-spirituelle Zen-Schurli  die Unterhaltungsmaschine Maleh kann sie alle. Dabei legt sie ein rasantes Tempo und eine schier endlose Fülle an schauspielerischer Wandelbarkeit hin, springt mit einem Fingerschnippen von einem Charakter in den nächsten, von einem Dialekt in den anderen. Die "Syrelerin", wie sie sich selbst nennt ("halb Syrerin, halb Tirolerin"), versteht es vor allem, in die Übertreibung ihrer Figuren gesellschaftskritische oder feministische Botschaften zu verpacken. Nach dem Motto: Viel blödeln, aber mit einem bewussten Lesen zwischen den Zeilen.

Und noch ein Song

In den gut zwei Stunden bekommt man zudem sieben neue Songs von Gesangskünstlerin Maleh zu hören, die mal mehr, mal weniger fließend in den roten Faden des Programms eingebaut werden. Diese sind zum Großteil ultrakomische Ohrwürmer, stellenweise wird die musikalische Untermalung sogar ein bisschen too much. Aber spätestens beim finalen Hit "Schwimmnudel" wird man von der aufgekratzten Laune auf der Bühne wieder mitgerissen, die Sorgen des Alltags ballermanntauglich aus dem Kopf gepustet. Und dafür geht man schließlich ebenfalls gerne ins Kabarett.

Fazit: Auch, wenn der Humor stellenweise mit allzu plakativer Fremdscham daherkommt und auf eine nicht mehr ganz so junge Zielgruppe zugeschnitten wirkt, wird man bei Nadja Maleh von der ersten bis zur letzten Minute unterhalten. Mit enormer künstlerischer Vielseitigkeit vermittelt sie Gesellschaftskritik mit viel Schmäh, ohne aber den mahnenden Zeigefinger zu heben. Der Unterhaltungsfaktor bleibt das Maß der Dinge. Und vielleicht auch die Tatsache, dass der Wunsch nach menschlicher Nähe etwas Verbindendes für uns alle ist. Ob mit "Bussi" oder ohne.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare