© Dominic Reichenbach

Kabarett Wien

Unterhaltung mit Haltung: Severin Groebner mit neuem Programm

Severin Groebner wagt sich in seinem neuen Programm, ganz in der Tradition von gutem Kabarett, an die unangenehmen Themen der Gesellschaft heran: Toxische Männlichkeit, krankhafter Individualismus, die FPÖ, die Impf-Debatte, Generationenunterschiede oder auch die NS-Vergangenheit Österreichs. 

Das ist aber nur ein Auszug der gesamten Palette, die der Kabarettist am Freitagabend im Kabarett Niedermair auf der Bühne präsentierte.

 

 

Ein Programm für "Boomer"?

Was einen durchschnittlichen Millennial oder Zoomer normalerweise schrecklich (um es mit adäquatem Vokabular zu sagen) "cringen"  – also vor Fremdscham zusammenzucken – lässt, wird vom selbst-identifizierten Mitglied der "Baby-Boomer" Groebner handwerklich so gut umgesetzt, dass man tatsächlich nichts daran auszusetzen hat. Laut Groebner gibt es nämlich viele Dinge, zu denen man eine Haltung haben kann, selbst wenn es nur die schlechte eigene ist, die zu lähmenden Rückenschmerzen führt. Oder vielleicht die Haltung zur Welt? Die ist ja besonders schwierig, weil die Welt selbst so haltlos ist.

Ja, das neue Programm von Severin Groebner macht Spaß, am meisten sicherlich der Generation "Boom". Kommt auch nicht von ungefähr: Groebner ist unter anderem regelmäßiger Unterhaltungsbeauftragter für die Wiener Zeitung und den WDR.

"Woke" nach Groebner

Ab und zu biegt Groebner vermeintlich zu weit links oder rechts ab und man freut sich als erklärt "woke" Person fast schon, eine Pointe verpatzt zu sehen. Nur um zu erkennen, dass es sich, auf gut Österreichisch, doch noch ausgegangen ist. Vielleicht auch, weil der Kabarettist sehr schön den Spiegel vorhalten kann und dies auch überaus charmant und musikalisch mit seiner Gitarre tut. Mindestens ein Ohrwurm war an dem Abend auf jeden Fall dabei.

Lacher und Beifall im Niedermair

Es war eine Premiere im Niedermair, bei der die gute Stimmung nicht nur von der Bühne ausging, sondern auch auf die ZuschauerInnen übersprang. Das Publikum war eindeutig bereit dazu, unterhalten zu werden. Und auch die Kommunikation zwischen Groebner und der Menge gelang – spontane Zwischenrufe und Beifall wurden überaus solide in das Programm eingewebt und sorgten neben dem einstudierten Spaß für Situationskomik.

Fazit: Severin Groebner ist vielleicht noch immer nicht "woke" (was er auch gar nicht für sich beansprucht), aber er ist vielleicht der "Boomer", den wir brauchen!

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, findet hier weitere Live-Termine:

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare