Monica Weinzettl und Gerold Rudle

© Lukas Beck

Kabarett Wien

Weinzettl & Rudle: Liebe statt Bewertungen

Ein ganzes Jahr lang haben Monica Weinzettl und Gerold Rudle an ihrem neuen Programm "5-Sterne-Beziehung... und andere Märchen" gefeilt – am 10. Oktober war es dann endlich so weit: Im rappelvollen Wiener Stadtsaal feierten das Duo Premiere.

Keinen Funken Nervosität war den beiden Profis, die seit 2011 miteinander verheiratet sind, anzusehen. Die Harmonie der beiden spiegelt sich auch in ihrem Humor wider, denn die Themen, die sie aufrollen, verlangen eine ordentliche Portion Ehrlichkeit in einer Partnerschaft.

Liebe, Beziehung, Bewertung

Bei Weinzettl und Rudle dreht sich nämlich alles um das Thema Liebe, Beziehungen und die anschließende Bewertung selbiger. Prompt wurde das Publikum im Saal gebeten, die eigene Beziehung zu hinterfragen und sie gleichzeitig mit einem Bierdeckel, den man auf dem Sitzplatz vorfand, zu bewerten.

Wenn man einen Partner oder eine Partnerin hatte, solle man die Karte heben – oder gibt es solche, die gar zwei Partner haben? Und schon fallen die beiden mit der Tür ins Haus: Stichwort Fremdgehen in einer Beziehung. In der Polygamie sei eine Frau zu viel, in der Monogamie auch – so Gerold Rudle. Weinzettl kontert sogleich mit einem Gegenspruch: "Was sei denn teurer als eine Ehefrau? Eine Ex-Frau!"

Es ist genau dieses verbale Ping-Pong-Spiel (ein Dialog-Battle quasi), das sich das Paar so gekonnt auf der Bühne liefert – greift Rudle einen Witz auf, schießt Weinzettl sofort nach und umgekehrt. Das temporeiche Wort-Match zieht sich als roter Faden durch den Abend.

Das Märchen von Prinz Franz

Meisterhaft gehen die beiden mit den gängigen Stereotypen einer Mann-Frau-Beziehung ins Gericht und rütteln dabei humorvoll auf. In Zeiten von Tinder, Parship und Co. sei man verführt zu glauben, dass so viele "andere Möglichkeiten" da draußen auf einen warten  würden ... und schon wird die eigene Beziehung hinterfragt.

Doch das Märchen vom Prinzen gibt es eben nicht – Rudle liest passend dazu die Geschichte von Prinz Franz vor: Auf Tinder repräsentiert dieser nämlich mit seinen Eigenschaften abenteuerlustig, sportinteressiert und gesellig den Durchschnittsmann. Mit einem Satz entzaubert Monica Weinzettl ihn allerdings: "Franz sucht ein Abenteuer mit Frauen und die einzige Sportart, die er betreibt, sei das Kugeln auf der Couch".

Und damit versucht sie augenzwinkernd, den Frauen die Augen zu öffnen: Den idealen Partner aus den Hollywood-Romcoms gibt es nicht – Beziehungen sind harte Arbeit und das Wissen die beiden zu genügen.

Die Lasten des Alltags

Das zweistündige Programm endet also in einer Form der Paartherapie. Gemeinsam rücken Weinzettl und Rudle zwei Sesseln auf der Bühne zusammen und setzen sich nebeneinander. Sie blicken zurück auf ihre Beziehung, als er noch über ihre Witze gelacht hat oder sie ihn noch als Helden betrachtete. Es sind die gängigen Vorwürfe, die man sich nach jahrelanger Beziehung macht: wenn der Alltag zur Belastungsprobe wird, die Langeweile einkehrt und schlichtweg die anfängliche Verliebtheit verfliegt. Mit ihren Gags stellen die beiden den Alltag als Minenfeld einer Partnerschaft dar. Wer bringt den Müll runter, wann wird das Loch gebohrt, um den Spiegel endlich aufzuhängen, oder was unternimmt man noch gemeinsam?

Mit diesen Themen scheinen sie einen Nerv zu treffen. Das Duo bleibt dabei ehrlich und authentisch, und das bekommt das Publikum zu spüren. Zum Schluss sehen Weinzettl und Rudle ein, dass Bewertungen eben nichts taugen: Statt Sterne solle man lieber Herzen verteilen, denn eine Beziehung ist im Gegensatz zu einem Luxusurlaub – nun mal harte Arbeit, die sich am Ende aber lohnt.

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