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Konzerte

Wien "in da Club": 50 Cent brachte die 00er-Jahre zurück in die Stadthalle

Millenials werden sich daran noch gut erinnern können: An die Zeit, wo wir als Teenies bei Clubbings auf der Tanzfläche zu "Candy Shop" ge-bounct und laut mitgesungen haben. Zugegeben, vielleicht mit noch nicht ganz so profilierten Englischkenntnissen, denn wenn man sich heute vorstellt, dass man als vielleicht 15-Jährige/r zu diesem Text gefeiert hat ... naja. Good old times.

Und das Gefühl dieser Zeit wollte Rapper 50 Cent am Mittwochabend wieder in die Wiener Stadthalle bringen. Lang war's her, gab der heute 47-Jährige schließlich vor gut 18 Jahren sein letztes Konzert in der Bundeshauptstadt. Der Altersdurchschnitt im Publikum war auch erfrischend quer gemischt: Von (weit) Ü30 bis ganz jungen BesucherInnen war alles dabei.

Viele Outfits und viel Testosteron

Ganz der „P.I.M.P.“, der er nun mal ist, brachte 50 Cent auch eine Show-Entourage mit, die im Prinzip alles dabei hatte, was einen unterhaltsamen Abend liefern sollte: Stylishe Outfits (die er natürlich mehrmals wechselte) inklusive authentischem Bling – check. Live-Band, DJ und mit-rappende Crew – check. Leicht bekleidete, twerkende Background-Tänzerinnen – check. Konfetti-Kanonen und Pyro-Elemente – double-check.

Dass das Testosteron-geladene Setting ebenso an annodazumal erinnerte wie die Musik selbst, liegt auf der mit Diamentringen geschmückten Hand. Hip-Hop der Nullerjahre war von "harten" Gangsta-Kerlen mit ebenso harten ... Lyrics geprägt, die von leichten Girls und teuren Autos flankiert waren, weil "get rich or die tryin'" eben. Diese ganze Aufmachung konnte man als KonzertbesucherIn in unserer Gegenwart wohl als Eskapismus-Ausflug sehen und als Produkt seiner Zeit belächeln. Aber schließlich geht es bei großen Live-Shows auch darum, für ein paar Stunden die Realität vergessen zu können.

Songs im Zwei-Minuten-Takt

Zu all dem Brimborium brachte Curtis James Jackson III, wie 50 mit bürgerlichem Namen heißt, eine ausufernde Setlist mit einem Mix seiner Musiker-Karriere (wohlgemerkt hat er ebenso mit diversen, nicht legalen Geschäften Teile seines Vermögens gemacht und auch wieder verloren. Das letzte Album stammt aus dem Jahr 2014).

Und die konnte deshalb so überlang sein, weil er jedes Lied nur etwa eineinhalb bis maximal zwei Minuten performte, bevor es im Laufschritt auch schon mit der nächsten Nummer weiterging. Ehrlicherweise muss man zugeben, dass es vielen BesucherInnen anzumerken war, dass sie insbesondere auf Songs aus dem Kultalbum „Get Rich Or Die Tryin‘“ von anno 2003 warteten. "What Up Gangsta", "P.I.M.P." und das eingangs bereits erwähnte "Candy Shop" wurden gleich zu Beginn rausgehaut, um die Menge in die richtige Stimmung zu bringen. Falls man es zu dem Zeitpunkt überhaupt schon in die Halle geschafft hatte: Bei Abendkasse und Gästeliste-Schalter gab es unglücklicherweise großen Personal-Mangel, weshalb viele BesucherInnen sich in einer langen Warteschlange in Geduld üben mussten – und dadurch leider die erste Hälfte des Sets verpassten.

Rasantes Tempo, blecherner Sound

Auch das eine oder andere Cover wurde serviert, wobei der leider doch sehr übersteuerte und überlaute Sound in der Stadthalle dafür sorgte, dass Marleys "Is This Love" oder Dr. Dre's "The Next Episode" ein wenig wie aus der Konservenbüchse klangen. Sei's drum, man machte das versucht Beste daraufs, die Arme wurden trotzdem in die Luft gehoben, der Bass fuhr schließlich durch Mark und Bein. Auch wenn es ein bisschen bitter war, für diesen Sound fast 100 Euro für das Konzertticket hingelegt zu haben.

Nach dem heiß erwarteten "In da Club" endete der offizielle Teil des Abends. Licht aus, alle von der Bühne. 50 Cent ließ sich für den Zugaben-Block nach fünf Minuten gnädigerweise zurückjubeln. Besagter Block ging auch im gleichen Staccato-Stil weiter, "Crack a Bottle" von Rap-und-Zeit-Kollegen Eminem, "If I Can't" und "Major Distribution" entließen die Menge schlussendlich nachhause.

Die Zeitreise in die Nullerjahre war mit einem sehr flotten Finale vorbei. Dass so manche ZuschauerInnen ob des abrupten Endes kurz protestierend ihre Stimmen erhoben, verwunderte nicht. Eine Zugabe nach der Zugabe gab es aber nicht für sie, auch keinen größeren Abschied von Seiten der Hauptperson des Abends. Tja, so ist es wohl mit den superduper-harten Rappern. Peace Out, Wien!

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