Cullum wird im Rahmen des Festivals in Wien auftreten

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Konzerte

So melodisch wird der heimische Jazz-Konzert-Frühling

Die ersten zarten Pflänzchen des Jazz-Konzert-Frühlings 2022 sprießen nach über zwei Jahren Pandemie nun endlich: Cecile McLorin Salvant etwa trat am Dienstagabend im Wiener Konzerthaus souverän in die Fußstapfen einer Billie Holiday oder Sarah Vaughan. Vom grandiosen Pianisten Sullivan Fortner begleitet, interpretierte die US-Amerikanerin mit französischen Wurzeln Klassiker z. B. aus "Annie Get Your Gun" bis hin zu beeindruckenden Kurt Weill-Interpretationen.

Größer könnte der Gegensatz nicht sein: Anfang März hatte Grammy-Preisträger Michel Camilo gemeinsam mit dem Janoska Ensemble - etabliert als notorische Grenzgänger zwischen Klassik, Jazz und Csardas - musikalisch für Furore gesorgt. Und gestern dann die totale Konzentration auf Zwischentöne und Stimmungsbilder, die Cecile McLorin Salvant mit ihrer unfassbar variantenreichen Stimme entwirft - ein tief gehender, "stiller" und trotzdem auch grund-positiver Abend zum Jubeln.

So kann es gerne weitergehen - daher hier ein Überblick über weitere wohl in jedem Sinn des Wortes gut klingende Jazz-Konzertabende dieses Frühlings (ganz ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Das nächste Highlight wird wohl der heimische Piano-Altmeister Roland Batik sein, der bei einer Matinee am 20. März im Lisztzentrum im burgenländischen Raiding im Rahmen des Barock Jazz Festivals mit musikalischen Freunden standesgemäß seinen 70er begeht. Am 22. und 24. März holt der britische Retro-Jazzer Jamie Cullum seine seit 2020 mehrfach verschobenen Termine im Wiener Konzerthaus nach.

Flotter wird es wohl im Wiener Traditionsclub Porgy & Bess am 2. April mit Mamadou Diabate & Percussion Mania "Seengwa". Kleiner Sidestep zum Rock: Die britischen Legenden Dr. Feelgood spielen am 5. April im Rahmen des "Vienna Blues Spring" im Wiener Reigen. Sehr viel feintöniger wird es am selben Abend im Konzerthaus zugehen: Da gastiert wieder einmal das Branford Marsalis Quartet. Traditionalisten können am 24. April ebendort das Pasadena Roof Orchestra genießen. Und Gitarren-Feingeister sollten sich am 27. April im Konzerthaus einfinden, wenn Altmeister Pat Metheney in die Saiten greift.

Highlights im Sommer & Herbst

Nicht in die Saiten, sondern in die Tasten greift dafür am 2. Mai Brad Mehldau - denn die Saiten streicht das Prag Radio Symphonie Orchestra in seiner Begleitung; dies ebenso im Konzerthaus wie ein absoluter Geheimtipp wenige Tage danach: US-Saxofonistin Lakecia Benjamin mit ihrer Verneigung vor Alice und John Coltrane am 7. Mai. Am 11. Mai geht's wieder in den Keller des Porgy & Bess, wo Mike Stern und Bill Evans gastieren - zwei Veteranen, die u. a. mit Miles Davis und in John McLaughlin's Mahavishnu Orchestra gespielt haben. Eine andere Traditionslocation beehrt Peter Legat mit seiner Formation Count Basic: das Wiener WUK am 13. Mai. Und zum Schluss gleich nochmals crossover: Carl Palmer, Drummer der legendären Emerson, Lake & Palmer (ELP), kommt am 24. Mai in den Reigen ("Vienna Blues Spring").

Nach dem Frühling warten dann gut etablierte Festivals auf Jazzfans, um den Sommer und Herbst zu beleben - zumindest nach den derzeitigen Planungen: das Vienna Jazz Fest (23. Juni - 17. Juli, noch ohne Programm), das Jazzfestival Saalfelden (18. - 21. August) und schließlich die Reihe Jazz and the City Salzburg (13. - 16. Oktober).

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