#musicmetoo zeigt Fälle von Gewalt und Machtmissbrauch in der Musikbranche auf.

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Konzerte

#MusicMeToo: Gegen Übergriffe im Musik-Business

"Ich wurde mit 19 Jahren von einer Band (nur männliche Mitglieder) auf die Bühne geholt. Dort habe ich Schnaps aus der Flasche bekommen und wurde zum Tanzen animiert. Nach dem Konzert wollte ich ein Foto mit dem Sänger: dabei hat der Sänger ziemlich beherzt meine Brust gepackt. Das Foto hiervon habe ich noch und das überfordernde Unwohlsein der Situation auch noch in meinem Kopf."

Das ist nur einer von zahlreichen (anonymen) Erfahrungsberichten, die sich auf der Seite von #Musicmetoo finden. Namentlich angelehnt an die weltweite #Metoo-Bewegung, möchte die Website eine Plattform für das Teilen von Erfahrungen mit verschiedenen Formen von Diskriminierung und Belästigung in der Musikbranche sein. Zudem will sie allen Interessierten nützliche Erstinformationen liefern, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

#MusicMeToo: "Keine Einzelfälle"

"Wir möchten Betroffenen einen Raum geben, um öffentlich über ihre Erlebnisse zu sprechen und zu zeigen, dass es sich hierbei nicht um Einzelfälle, sondern um strukturelle Probleme handelt," so die Seite, die sich aus verschiedenen Initiativen der deutschen Musikindustrie zusammengeschlossen hat, etwa aus der Initiative #DeutschRapMeToo aus dem Jahr 2021.

Diese hatte es sich ebenso zum Ziel gemacht, Betroffene von sexualisierter Gewalt innerhalb der Deutschrap-Szene zu vernetzten und ihnen Beratung und Hilfe anzubieten. Aber auch @safethedance, @music.s.women, @music.th.women und @queercheer_berlin sind Teil der Plattform.

Gründung nach Rammstein-Causa

#MusicMeToo möchte nicht nur auf Fälle von sexualisierter Gewalt, sondern auf alle Formen von Diskriminierung und Grenzüberschreitungen im Musikbusiness hinweisen, etwa auch auf Rassismus, Trans-Feindlichkeit oder Ableismus. Dazu kann man auf der Seite selbst Statements verfassen sowie über Instagram anonym Erlebnisberichte posten. Es gilt jedoch das Vertrauensprinzip, die Erfahrungstexte werden nicht verifiziert, wie FM4.at berichtet.

Initiiert worden sei die Plattform schlussendlich durch die Causa Rammstein, respektive die aktuellen Vorwürfe gegen Bandfrontmann Till Lindemann. Auf Instagram zählt #MusicMeToo.de bereits rund 34.000 Follower:innen. "Es gibt viele Gründe, warum Betroffene nicht über Erlebtes sprechen oder es zur Anzeige bringen. Sie werden oft nicht ernst genommen und werden stattdessen eingeschüchtert (mitunter durch Anwälte, aber auch durch Fans). Auch Behörden haben ihren Anteil daran," heißt es auf #MusicMeToo.

Kontakte in Österreich für Hilfestellungen

Nummer Polizei: 133 oder 112
SMS Polizei: 0800 / 133 133 (auch Notruf für Gehörlose)

Bundesverband der Gewaltschutzzentren: 0800 / 700-217
Frauenhelpline: 0800 / 222 555
Frauenhäuserzu den Frauenhäusern Österreich

Musikbranche verändern

Ziel sei nicht nur, Betroffenen eine Stimme zu geben, sondern die gesamte Musikindustrie nachhaltig zu verändern. Dafür hat die Plattform auch konkrete Forderungen an Politik, Förderinstitutionen und die Branche selbst formuliert, darunter etwa, dass Awareness- und Anti-Diskriminierungsarbeit langfristige Finanzierungen erfahren sollen, einen festgelegten "Code of Conduct" für das Arbeiten im Musikbusiness sowie (regelmäßige) Schulung zu Awareness und Anti-Diskriminierung.

Wer selbst derartige Erfahrungen im Umfeld der Musikbranche erlebt hat und diese anonym teilen möchte, findet hier alle Infos.

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