© Barbara Pálffy

Sommer Theater in Österreich

"Welttheater durch österreichische Brille" bei den Festspielen Tillysburg

Die Festspiele Schloss Tillysburg in St. Florian bei Linz eröffnen ihre siebente Saison am Donnerstag mit Robert Menasses "Ein neues Faust-Spiel oder Dr. Hoechst", das bisher nur am Staatstheater Darmstadt zu sehen war (Uraufführung 2009).

Weiters auf dem Programm von Intendant Nikolaus Büchel stehen bis 15. August "Ein OÖ. Sommernachtstraum" aus der Feder von Susanne F. Wolf sowie "Josef Lang - k.u.k. Scharfrichter".

Welttheaterstoff aus österreichischer Sicht

"Zwei Welttheaterstoffe durch eine verschiedene österreichische Brille gesehen", kommentierte der in Wien geborene Liechtensteiner Büchel die beiden Stücke von Menasse und Wolf. Er hat den Menasseschen Faust - "das Stück ufert aus" - auf "nicht ganz zwei Stunden Spielzeit gekürzt, im Einvernehmen mit Menasse" und auch Aktualisierungen vorgenommen.

Warum das Stück nicht mehr gespielt wurde, kann er sich nicht erklären, denn Menasse sei ein "unglaublich fokussierter, preisgekrönter Autor" und sein Faust wie ein Wirtschaftskrimi, wobei der Autor "pointierte Aphorismen" eingebaut hätte. Alexander Rossi wird als Johannes Hoechst, genannt "Alter Faust", zu sehen sein.

"Feines Ensemble" und gut erhaltener Arkadenhof

Wolfs Version des Sommernachtstraum verspricht Shakespeare in Form eines Nestroy-Lustspiels und wird nach Oberösterreich versetzt, inszeniert von Lisa Wildmann. Bernhard Majcen und Lisa Furtner geben Theseus/Oberon und Hippolyta/Titania, Rossi wird den Amtsdiener Zettel spielen, Premiere ist am 13. Juli.

Büchel lobte das "feine Ensemble" und das Schloss mit seinem gut erhaltenen Arkadenhof als "einen der schönsten Spielorte Österreichs" und "Mittelding zwischen k.u.k. und Toscana". Die Festspiele seien sein "Baby", für das er sich eine ähnliche Auslastung wie 2019 und 2022 mit 5.000 Gästen wünsche - "Werden es mehr, freue ich mich".

Mit dem Land Oberösterreich, das zehn Prozent der Kosten trage, würde er gern über Konzepte sprechen. Das Festival finanziere sich durch Sponsoren, Stammkunden und die Arbeit des Teams, in dem etwa J-D. Schwarzmann und Lisa Furtner sowohl Schauspieler als auch Technikchef bzw. Dramaturgin seien. Beide habe er in Wien unterrichtet, so Büchel, der aktuell Dozent an der Theaterakademie Stuttgart ist.

Bereits ausverkaufte Aufführungen

Auf der Bühne tritt Schwarzmann unter anderem ab 20. Juli in die Fußstapfen von Helmut Qualtinger im Scharfrichter-Monolog, dem satirischen Einpersonenstück über das Leben und Wirken des letzten Scharfrichters Österreich-Ungarns von Gerhard Dorfer und Anton Zettel. Die ersten beiden Aufführungen im Südturm der Stiftsbasilika St. Florian sind bereits ausverkauft.

Lisa Wildmann kommt auch mit ihrem eigenen, im Vorjahr sehr erfolgreichen Stück "Angst", das sie nach Stefan Zweig bearbeitet hat, zurück. Wiederaufnahme-Premiere auf der Bühne im Steinernen Saal des Schlosses ist diesen Freitag.

Florian Ilies' "1913", ein Live-Hörspiel mit Sichtbarem, wird als szenische Lesung mit Rilke und Lou Andreas Salome, Kokoschka und Alma Mahler, Kafka und Felicitas Bauer gebracht. Gastspiele geben Christoph Fritz mit seinem zweiten Programm "Zärtlichkeit" (8. Juli) und die Gesangskapelle Hermann mit "Fesch" (19. Juli).

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