© Barbara Palffy

Theater Österreich

Bekenntnisse eines Depressiven im Theater Drachengasse

Laut WHO (Stand 2019) sind 5,1 Prozent der österreichischen Bevölkerung von einer Depressionserkrankung betroffen. Dafür, dass gar nicht so wenige Menschen unter dieser lebenserschwerenden Krankheit leiden, ist Depression leider immer noch ein Tabuthema.

Das hat mit dem kommunikativen Teufelskreis zu tun, in dem unsere Gesellschaft immer noch festzustecken scheint: Die Medien berichten, zwar, aber weniger aufklärend, sondern eher im Stile von Katastrophenmeldungen. Die nicht-betroffene Bevölkerung hat dementsprechend kaum richtige Vorstellungen von Depression. Und letztlich fällt es den Betroffenen schwer, ihre Gefühle, Nöte und Bedürfnisse in Worte zu fassen.

Wie befreiend es ist, dann doch darüber zu sprechen, thematisiert das Stück “Morgen ist leider auch noch ein Tag”. Die Geschichte stammt aus der Feder des Slam-Poeten Tobias Katze. In Form eines Erzählbandes wirft er einen amüsierten Blick auf die eigene Depressionserkrankung. Schauspieler Roman Blumenschein adaptiert den Stoff als Theatersolo, mit dem er noch bis 30. April im Theater Drachengasse gastiert.

Depressive Erfahrungen auf der Bühne

In kompakten 70 Minuten wird die psychische Krankheit als Bühnenspiel seziert: Wie sie selbst harmlose Gespräche negativ färbt, Freundschaften belastet, die Selbstwahrnehmung verzerrt oder sich wie Blei über Alltägliches legt. Depression belastet und zieht runter – lässt aber vielen Betroffenen trotzdem genug geistigen Raum, um sich selbst zu hinterfragen, ob es einem wirklich so schlecht geht.

Sprüche aus dem Umfeld wie “Aber du warst doch so ein fröhliches Kind”, “Wenn ich traurig bin, lass ich das nicht so an mich heran” oder “Redest du dir das nicht nur ein?” machen die Sache nicht besser. Wenn der Protagonist sich dann auch noch verprügeln lässt, um endlich mal ein sichtbares Leid nach außen zu tragen, wünscht sich das Publikum nichts mehr, als Besserung. Und die kommt auch. Subtil und langsam zwar, aber immerhin.

Alle Kisten aufgeräumt

Im Laufe des Stücks hat der Protagonist die Hände voll mit seinen Umzugskartons, die die Bühne bevölkern. Dabei kann sich das Publikum nie ganz sicher sein – sind die Kartons Freund oder Feind? Und so ist es auch mit der Depression selbst: Natürlich wird sie nie zum Freund werden, aber zumindest ist eine Co-Existenz möglich. Ein Hollywood-Happy-End ist das nicht. Aber den ZuschauerInnen wird nach diesem intensiven Theaterabend wieder bewusster, wie schön es sein kann, einfach zu leben. 

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