Ein Vorhang einer Opernbühne

© Gabriel Varaljay / Unplash.com

Was ist los im Burgenland

Premiere von Oper "Daphnes Garten" in Oberwart

Engagiertes Musiktheater bei der Uraufführung der Oper "Daphnes Garten" des US-amerikanischen Komponisten Erling Wold im Offenen Haus Oberwart: Das Projekt der Theaterinitiative Burgenland mit dem klagenfurter ensemble und dem OHO thematisiert die Ermordung der maltesischen Investigationsjournalistin Daphne Caruana Galizia (kurz DCG). Katharina Tiwald hat dazu ein dichtes, vielschichtiges Libretto verfasst.

Inspiration und Inszenierung

Den Hintergrund des Geschehens bilden die Enthüllungen der sogenannten Panama Papers, ein Datenleak, bei dem 2016 ein internationales Korruptionsnetzwerk zum Vorschein kam. DCG recherchierte in diesem Zusammenhang zu den Verflechtungen maltesischer Politiker, deckte u.a. die Machenschaften des damaligen Premierministers Joseph Muscat auf und wurde am 16. Oktober 2017 durch eine Autobombe getötet. Der Prozess gegen die Täter - drei Brüder - endete erst am 14. Oktober 2022 mit einem Schuldspruch, die mutmaßlichen Auftraggeber befinden sich nach wie vor auf freiem Fuß.

Im von Peter Wagner sehr effektvoll und nachdrücklich, aber zum Glück nicht pathetisch inszenierten Stück (Bühne: Florian Lang) werden alle Namen genannt. Tiwalds Text ist teilweise dokumentarisch nüchtern, teilweise beinahe poetisch, etwa in jener Passage, wenn Daphne ihr Rezept für Orangenlikör erläutert. Doch meist geht es sehr desillusioniert zu: So endet denn auch Daphnes letzter Blog-Eintrag kurz vor ihrer Ermordung mit den Worten: "Überall sind Gauner. Die Situation ist hoffnungslos."

Bühne und Musik

Auf der durch Schiebeelemente und Projektionen sehr abwechslungsreich gestalteten Bühne erlebt man Daphne (Janina Schweitzer verleiht ihr in der doch anspruchsvollen Partie sympathische Präsenz) oft an ihrem Laptop sitzend, umgeben von den Stimmen der Einflüsterer und Intriganten. Wie in der antiken Tragödie gibt es einen Chor, der abwechselnd Meer, Garten oder Mauer verkörpert, aber auch die Reihe an Weingläsern an der Hotelbar, wo einander Juristen, Geschäftsleute, Menschen mit Geld, das auf Wäsche wartet, treffen. Wie heißt es bei Tiwald: Dinge sprechen nicht - Menschen sprechen.

Im Bühnenhintergrund spielt - meist verdeckt - die Camerata Sinfonica Austria unter der präzisen Leitung von Davorin Mori, manchmal erscheinen die Mitwirkenden auf den Projektionsflächen gleichsam als Live-Übertragung. Doch wird die Videotechnik sehr subtil verwendet und fügt sich dezent ins ansprechende Gesamtbild.

Popmusik und Jazz

Wolds Musik schließlich setzt auf oszillierende stilistische Vielfalt. Über weite Strecken wird der Text eher rezitativisch behandelt, wobei Harmonik und Melodieführung durchaus tonal orientiert, aber doch von expressiver Herbheit durchzogen sind. Zwischendurch blitzen Rhythmen der Popmusik und des Jazz auf: Wold erweist sich als kompositorischer Glasperlenspieler.

Insgesamt ein Abend, der beileibe nicht kalt lässt. Dass es nicht nur um einen Einzelfall geht, wird am Schluss sichtbar, wenn an weitere ums Leben gebrachte Publizistinnen und Publizisten erinnert wird, von Anna Politkovskaya bis Jamal Ahmad Khashoggi. Die Produktion übersiedelt ab 29. November nach Klagenfurt, für 2024 sind weitere Termine in der KUGA Großwarasdorf, in Eisenstadt und in Wien vorgesehen.

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