Ein Bergsteiger auf einer Bergspitze.

© Mikhail Fomin

Was ist los in Graz

Mountainfilm Graz: Ein Filmfestival im Wandel

Das Mountainfilmfestival Graz ist eröffnet - bis Samstag werden 107 Filme in vier Kategorien gezeigt. Den Auftakt machte am Dienstagabend einer jener Filme, der auch auf der Shortlist des Festivals steht und Aussichten auf einen Preis hat - eine Spieldokumentation über das Bergdrama mit sieben Toten im Jahr 2018, "Todesfalle Haute Route" des Schweizers Frank Senn aus dem Jahr 2023.

Ein Filmfestival im Wandel

Das damalige Grazer Berg- und Abenteuerfilmfestival - heute Mountainfilm International Filmfestival Graz - ist Gründungsmitglied der International Alliance for Mountain Film, von denen das seit 1976 im kanadischen Banff in der Provinz Alberta das bekannteste ist, welches die meisten Trends setzt. Robert Schauer gründete das Grazer Festival zehn Jahre später, 1986. Als Expeditions- und Extrembergsteiger und gleichzeitig auch u. a. IMAX-Filmer war er praktisch prädestiniert zum Festivalleiter, auch wegen seiner vielen internationalen Kontakte.

Gewandelt hat sich die Einreichungspalette bzw. die Auswahlkriterien - waren bis vor einigen Jahren noch einigermaßen simple Downhill-Ski/Mountainbike-Streifen mit hämmernden Beats als Unterlegung vertreten, so hat sich mittlerweile der Umwelt- und Klimabereich durchgesetzt. Ein gutes Beispiel und Premiere am Dienstag: Der Streifen "Die Koralm in Zeiten der Energiewende", ein bildlicher Essay über die südweststeirische Bergwelt, in der es seit Jahren ein Gezerre um ein geplantes Speicherkraftwerk gibt.

Graz setzt Trends

Filme, die bewusst machen und aufklären, in Verbindung mit wunderschönen wie gehaltvollen Geschichten aus dem weltweiten Reich der Berge, schaffen es heute in der Regel über Sparten-TV-Kanäle hinaus. Und auch Graz setzt Trends, wie auch das etwas kleinere Bergfilmfestival Salzburg, von dem derzeit die 29. Ausgabe läuft. "Was bei uns läuft und ausgezeichnet wird, wird durchaus international registriert und näher in Augenschein genommen", so Schauer.

Einer der Auftaktfilme am Dienstag ist "Todesfalle Haute Route" - auf einer der beliebtesten hoch gelegenen Skitourenrouten in den Westalpen erfroren Ende April 2018 sieben von zehn erfahrenen Alpinisten. Das Drama unterhalb der auf 3.787 Meter Seehöhe gelegenen Pigne d'Arolla auf der Skitour zwischen Chamonix und Zermatt in den Walliser Alpen ist das größte Unglück dieser Art in den Schweizer Bergen. Das teils nachgestellte filmische Drama hat etwas von einem Horrorfilm, so unwirklich bewegen sich und zittern die schemenhaften Gestalten im gnadenlosen Gelände.

Rettungsaktion mit Hubschraubern

Bei dieser fatalen Höhentour ging alles schief, was nur schiefgehen konnte in einer solchen Situation: ein - allerdings teils vorausgesagter - Wettersturz. Tiefe Temperaturen sorgten für Batterieprobleme bei Mobiltelefonen mit GPS und beim Satellitentelefon des Bergführers. Extrem schlechte Sicht - die Gruppe ging mehrmals in die Irre, und das am Gletscher bzw. im extrem steilen und ausgesetzten Gelände. Ein Tourengeher hatte zwar ein robusteres Handheld mit GPS, aber nur die Sommerroute eingespeichert. Die Folge: Erschöpfung und unaufholbarer Zeitverlust bei Sonnenuntergang bis zur rettenden Vignettes-Hütte auf 3.270 Meter. Schnee und Eis waren so verfestigt, dass es aussichtslos war, Schneelöcher zu graben, um dem Wind wenigstens etwas zu entgehen.

Schließlich stürzte noch der Bergführer ab, als er alleine Hilfe holen wollte. Erst am Morgen hörte man auf der nur wenige hundert Meter entfernten Vignettes-Hütte Hilferufe, eine großangelegte Rettungsaktion mit Hubschraubern lief an. Von zehn Menschen aus der Gruppe waren sieben tot - der Bergführer durch Absturz, seine Ehefrau und fünf weitere Alpinisten durch Erfrierungen und Unterkühlung. Drei überlebten.

"Todesfalle Haute Route" thematisiert eindringlich die Gewalt der Natur, bei der auch gute technische Ausrüstung das Schicksal nicht wenden kann.

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