© Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Was ist los in Graz

Grazer Museum für Geschichte bringt didaktische NS-Ausstellung

Das Grazer Museum für Geschichte widmet sich dem Thema Nationalsozialismus auf ganz besondere Art. Konzipiert wurde nämlich keine gewöhnliche Ausstellung mit Objekten und Schautafeln, sondern es finden sich vorwiegend Informationstafeln in Boxen auf Tischen, an denen Interessierte verweilen können. Das unbefristete Angebot richtet sich laut Museumsleiterin Bettina Habsburg-Lothringen vorwiegend an Schulen, daher habe man ein "klares, komplexes Konzept" gebraucht.

Keine klassischen Ausstellungsobjekte

Die Ausstellung "Warum? Der Nationalsozialismus in der Steiermark", kuratiert von Habsburg-Lothringen, Christian Heuer, Heimo Halbrainer und Gerald Lamprecht, erstreckt sich über drei Räume, in denen sich Tische und Sessel für kleine Gruppen befinden. In Infoboxen zu Themen wie Propaganda, Körper oder Widerstand sind Schautafeln im A4-Format, die zu speziellen Aspekten Auskunft geben. Einige wenige Objekte wie ein Koffer oder ein Lautsprecher befinden sich in einem Schaukasten, ansonsten sucht man klassische Ausstellungsobjekte vergeblich. Ziel ist es, der Frage nachzugehen, "wie hat sich so ein Regime über so viele Jahre halten können?", erklärte Habsburg-Lothringen. "Druck und Zwang allein reichen nicht aus", so die Kuratorin, also wurde der Begriff "Volksgemeinschaft" hochgehalten. Auch mit diesem Phänomen können sich Besucher und Besucherinnen auseinander setzen. Anhand von 15 Begriffen wird konkretisiert, was Verlockung, Zwang, Einschluss und Ausschluss im Alltag bedeutet haben.

"Dauerhafte" Ausstellung

Die Schau sieht sich als "dauerhaftes Angebot" vor allem an Jugendliche ab 13 Jahren, die sich hier aktiv mit unterschiedlichen Themen beschäftigen können. "Die Zeit der großen Erzählungen über den Nationalsozialismus ist vorbei", betonte Christian Heuer vom Institut für Geschichte der Karl-Franzens-Universität. Von der chronologischen Darstellung habe man sich weitgehend verabschiedet. "Wir haben die Ausstellung als Ort des historischen Denkens und Lesens gestaltet. Und wir versuchen, ganz gegenwärtig zu sein", erläuterte Heuer und fügte hinzu: "Die Irritation ist gewünscht".

Schulklassen werden auch Denkanstöße auf Zetteln geboten, die als Ausgangspunkt für selbstständiges Arbeiten dienen können und sollen. In Hörbüchern kommen Zeitzeuginnen und -zeugen zu Wort und eine Bibliothek gibt Einblick in die Forschungsarbeiten zum Thema. Die Ausstellung ist eine Kooperation des Museums für Geschichte mit dem Centrum für Jüdische Studien und dem Institut für Geschichte der Karl-Franzens-Universität sowie dem Geschichts- und Bildungsverein CLIO.

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