Der Grazer Uhrturm

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Was ist los in Graz

Neue Feuerwehrmannsfigur blickt zur Grazer Synagoge

Anlässlich der Novemberpogrome ist eine Feuerwehrmannsfigur vor der Grazer Synagoge als Mahnmal enthüllt worden. Sie soll an die Nacht auf den 10. November 1938 erinnern, als es zu den ersten systematisierten Übergriffen der Nationalsozialisten im gesamten Deutschen Reich auf die jüdische Bevölkerung kam. In Graz wurde in dieser Nacht unter anderem die Synagoge in Brand gesteckt.

Kooperation zwischen Schule und Museum

Die unscheinbare Figur soll an die Situation jener Nacht erinnern, als damalige Feuerwehrleute den Brand tatenlos beobachteten und nur das Übergreifen des Feuers auf umliegende Gebäude verhinderten. Das Mahnmal stehe symbolisch dafür, dass Menschen zuschauen, sagte der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen.

Er mahnte, dass es in manchen Dingen nur "ein Schwarz oder Weiß" gebe und in der heutigen Zeit alle gefordert seien, Stellung zu beziehen: "Die Mitte ist eine Bequemlichkeit, die vielfach nichts mit der Realität zu tun hat", so Rosen. Ohne eine Reflexion sei das Erinnern wertlos, betonte er. "Solidarität war noch nie so wichtig wie heute", pflichtete Stadtrat Günter Riegler (ÖVP) dem bei. Die 44 Zentimeter große Figur sei "ein gelungenes Projekt", die die Jüdische Gemeinde tagtäglich begleiten werde, so Rosen.

Das Projekt entstand als Kooperation zwischen der Grazer HTL Ortweinschule und dem Graz Museum. Dabei setzten sich elf Schülerinnen und Schüler der Abteilung Bildhauerei Objektdesign Restaurierung mit der Ausstellung "Jüdisches Leben in Graz" im Wintersemester 2022/23 künstlerisch auseinander. Peter Roskaric, der 19-jährige Künstler hinter der Figur, erklärte, dass ihm die Idee nach einem Schulbesuch bei der Synagoge kam: "Das will ich umsetzen", waren seine Gedanken. Er zeigte sich erfreut, dass sein Projekt für eine öffentliche Umsetzung ausgewählt wurde.

Subtiles Erinnerungszeichen

Der Feuerwehrmann fungiere einerseits als Erinnerungszeichen und andererseits als Mahnmal, erklärte Gerald Lamprecht, der das Centrum für Jüdische Studien Graz leitet. Die Figur verweise auf ein Mitmachen und Wegsehen - und "wegsehen ist letztlich mitmachen", so Lamprecht. Schließlich wurde bei den Novemberpogromen nicht nur die Synagoge vollständig niedergebrannt, sondern es wurden auch mehrere Jüdinnen und Juden schwer misshandelt und jüdische Privathäuser und Betriebe größtenteils zerstört. "Diese Verbrechen geschahen vor den Augen zahlreichen Publikums", sagte Lamprecht über die historischen Fakten.

Die auf der Stange eines Verkehrsschildes stehende Bronzefigur dränge sich einem nicht auf, so Jasmin Haselsteiner-Scharner vom Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark. Sie ist dabei nicht die erste Kunstinstallation, die subtil im öffentlichen Raum an die Novemberpogrome erinnert. Bereits 2013 wurde ein Bericht des damaligen Landesrabbiners David Herzog als 800 Meter langer "Lauftext" entlang jener Strecke, auf der er in der Nacht auf den 10. November 1938 von seiner Wohnung in der Radetzkystraße 8 bis zum Griesplatz zu Fuß getrieben und auf offener Straße misshandelt wurde, temporär angebracht.

Am 10. November 2021 wurde es offiziell wiedereröffnet. Wegen der Baustelle zur Innenstadtentflechtung der Straßenbahnen ist aktuell aber nicht der gesamte "Lauftext" lesbar. Dieser soll aber - so Haselsteiner-Scharner - nach Ende der Baustelle wieder hergestellt werden.

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