© Porträt Paul Neagu, Hornsey School of Art, Alexandra Palace, London, 1974/75 (Detail), Fotograf: unbekannt

Was ist los in Graz

Paul Neagu-Retrospektive in der Neuen Galerie in Graz

Das Bruseum der Neuen Galerie in Graz zeigt eine umfassende Retrospektive des rumänischen Zeichners, Malers, Bildhauers und Performance-Künstlers Paul Neagu. Der universelle Künstler arbeitete an einer kulturübergreifenden Bildsprache, die zugleich in den Ansprüchen und Untersuchungen bestehen kann. "Sie werden einen neuen Kosmos entdecken, aber immer wieder Verbindungen zum Bruseum sehen", versprach Bruseum-Chef Roman Grabner bei einer Presseführung am Mittwoch.

Die erste internationale Retrospektive des rumänischen Künstlers fand 2021 im Kunstmuseum Liechtenstein statt und wird nun in adaptierter Form in Graz gezeigt. Kuratiert wurde sie von Friedemann Malsch, Magda Radu und Georg Schöllhammer. Paul Neagu (1939 - 2004) löste sich in seiner Zeit in Rumänien - später lebte er in London - aus dem konservativen Paradigma des dortigen Kunstsystems. Er beschäftigte sich mit Bewegungen wie Op Art, Kinetischer Kunst, Neokonstruktivismus und Kybernetik. Bereits in seinem "Palpable Art Manifesto" forderte er 1969 eine Kunstbetrachtung mit allen Sinneswahrnehmungen.

"Hyphen" in Graz

Bei seinen Arbeiten mit Skulpturen entwickelte Neagu Mitte der 1970er-Jahre ein Gebilde, dass unter dem Begriff "Hyphen" bekannt wurde. Es handelt sich um eine Skulptur, die trotz ihrer scheinbaren Einfachheit auf vielschichtigen Betrachtungen der formalen und symbolischen Bedeutungen geometrischer Grundformen beruht. In der Ausstellung ist ein Nachbau eines solchen Objekts zu sehen. Es handelt sich um ein fast raumfüllendes Kunstwerk aus Holz mit drei Schenkeln, das an einen Zirkel erinnert und eine rotierende Bewegung am Boden markiert.

Das Motiv der Zirkelkreise findet sich immer wieder, unter anderem in einer stilisierten Darstellung der Geschichte von Diana und Akteion auf Stoff gemalt. Diana besteht nur aus ein paar Kreisen, Akteion wird durch den Umriss eines Hirsches, in den sie ihn verwandelt hat, angedeutet. Häufig finden sich auch Abbildungen von Körpern oder Körperteilen, die in Raster eingeteilt und manchmal sogar nummeriert sind. Nach Neagus Überzeugung kann der Körper gerechnet werden, was er besonders in seinen akribischen Zeichnungen immer wieder darstellt.

© Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, Foto: Stefan Altenburger Photography, Zürich

Einige Objekte werden auf weißen Regalen ausgestellt, und auch diese wurden vom Künstler selbst entworfen. Sie präsentieren einerseits die Werke wirkungsvoll, haben aber immer auch etwas Irritierendes, wenn beispielsweise Teile in den Raum ragen und zum Ausweichen zwingen.

In der Ausstellung ist auch ein Video mit einer Performance Neagus zu sehen. Er zeichnet darauf mithilfe von Drehbewegungen seines Körpers immer weitere Kreise und verweist damit einmal mehr auf seine Hyphen-Modelle.

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