Richard Mosse dokumentiert in "Broken Spectre" die Abholzung des Regenwalds.

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Was ist los in Oberösterreich

Ars Electronica: Positionen zur Wahrheit in "Who Owns the Truth?"

Das Ars Electronica Festival 2023 "Who Owns the truth?" startet am Mittwoch, den 6. September in Linz und bringt bis zum Sonntag über 1.000 Mitwirkende in die PostCity am Hauptbahnhof. In den Themensymposien geht man der Wahrheit technologisch, ökologisch und aus demokratie-politischen Gesichtspunkten nach. Pionierarbeit leistet das Founding Lab des IDSA (Institute of Digital Sciences Austria) und der Ars Electronica mit dem Ziel, eine interdisziplinäre digitale Uni für Linz zu entwerfen.

Gerfried Stocker, der künstlerische Leiter der Ars Electronica, sah Klimawandel und Künstliche Intelligenz (KI) als die beiden herausragenden Themenblöcke - im erprobten Netzwerk aus Kunst, Technologie und Gesellschaft. Zu den Programmhöhepunkten gehören sicher die 20. Große Konzertnacht des Bruckner Orchester Linz, das Jugendfestival "Create Your World", die Ausstellung der Prix-Siegerprojekte, die Themenausstellung "(Co)Owning More-than-Truth", das Opening Mittwochabend und die Award Ceremony am Donnerstag sowie die Tanzperformance "Mirage Replicas 2.0" im Mariendom.

Wer hat Wahrheitsanspruch in der Technologie?

"Wem gehört die Wahrheit?", fragt das Ars Electronica Festival 2023 vor allem in seiner Themenausstellung "(Co)Owning More-than-Truth". 35 Projekte nähern sich der Wahrheit an oder suchen eine eigene. Und wie oft gibt es zwei Seiten der Medaille. Die vielen Satelliten über uns sammeln Daten, diese kann man nutzen, um etwa die Klimakatastrophe abzufedern, aber auch um Menschen auszuspionieren, schickte Festivalorganisatorin Christl Baur der Presseführung am Mittwoch voraus.

Zudem wechselt die Wahrheit mit der Perspektive, ob aus Sicht der Menschen, des Ökosystems oder von Bakterien, und schließlich gilt es zu bedenken wie wir durch eine Welt, die auch Fake News und Deep Fakes beinhaltet, navigieren können. "Die Medienkunst geht tief, nicht nur in unsere Gedanken, sondern auch in der PostCity, es ist ein magischer Moment, wenn man den Bunker betritt", beschrieb Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) den Abstieg in die Katakomben des alten Postverteilzentrums, wo ein Großteil der Themenausstellung beheimatet is

Einblick in das Programm

Noch im hellen Obergeschoß nimmt "Stella Verde" einer slowenischen Gruppe gefangen, eine vertikale Gartenanlage, in der ein fünfbeiniger Spiderbot - mittels Computercode und Algorithmus - die Aufzucht der Pflanzen übernimmt. Beim Eintritt in den Bunker blickt man auf "Cartographies of the Unseen" von Felipe Castelblanco und Lydia Zimmermann. Zwei Videos zeigen eine Reise zwischen Anden und Amazonas, die das Ökosystem und die Auswirkungen politischer Entscheidungen darauf abbilden sowie indigene Gruppen, die um ihre Natur kämpfen.

Einen schier unendlichen Fragereigen eröffnet Agnes Meyer-Brandis' "Microfluidic Oracle Chip & Autopoesis Answering Machine". Speziell angefertigte Tröpfchen fließen durch ein Netz mikrofluider Chips. Jeder Chip enthält eine handschriftlich notierte Frage, von deren Beantwortung der weitere Weg des einzelnen Tröpfchens abhängt. Wären da nicht hin und wieder störende Staubpartikel oder Luftbläschen, würden die Tröpfchen wohl ewig durch die miteinander verbundenen Chips reisen.

Spela Petric führt mit "AIxxNosographies" in die Welt der medizinischen KI, um diese und ihre Bedeutung für eine breite Öffentlichkeit verständlich zu machen. "Die Wahrheit kommt auch aus Algorithmen und Berechnungen", verdeutlichte Ars-Managing-Director Martin Honzik.

Auf einer Rampe im Untergrund weist Miha Godec sehr effektvoll mit seiner dreiteiligen Klanginstallation "Fluvial Dialects" auf die globale Wasserknappheit hin. "Was tun wir mit unserer Umwelt? Wir wissen, dass wir etwas tun müssen aber es ist hart, auf unseren Luxus zu verzichten", bringt er das Dilemma auf den Punkt. Dahinter spannen sich die silbern glänzenden Flügel von Adriana Knoufs "TX-2: Moonshadow", das die Möglichkeit einer queeren und postkolonialen Zukunft eröffnet.

Am Ende des Rundwegs durch die Katakomben geht es mit "Broken Spectre" des Iren Richard Mosse, einem Siegerprojekt aus dem StartsPrize, zurück an den Amazonas. Mosse dokumentiert die weit verbreiteten, aber unsichtbaren Fronten der Abholzung und des industrialisierten Ökozids im Amazonasbeckens. Der 47 Minuten lange, eindrückliche Film wird auf einer 20 Meter langen Leinwand präsentiert und geht unter die Haut. "Es erinnert uns daran, was wir uns selbst antun, wenn wir unseren Planeten zerstören", umreißt Baur den wirklich sehenswerten Film, in dem auch die einheimische Bevölkerung mit ihren Protesten zu Wort kommt.

Im Untergrund ist auch die Gardens-Ausstellung von 30 Partnern der Ars Electronica zu finden. Ein Projekt aus dem Tokioter Garten ist "Synplant". Synplant analysiert die bioelektrische Aktivität von Pflanzen und daraus lässt sich etwa ableiten, wann eine Umweltkatastrophe bevorsteht. "'Who Owns the Truth' sieht nicht nur die europäische oder österreichische Perspektive, darum sind unsere Partner in der Gardens exhibition so wichtig", verdeutlichte Baur, dass Herausforderungen wie Klimawandel und Falschinformationen nur im Kollektiv gelöst werden können.

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