© Salzburg Museum/Melanie Wressnigg

Was ist los in Salzburg

Digitales Gästebuch: Salzburg Museum zeigt "Nachrichten aus Auschwitz"

Am 4. Oktober 2021 wurde im ehemaligen Häftlingsgebäude "Block 17" des Konzentrations- und Vernichtungslagers und nunmehrigen Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau die lange erwartete neue Österreich-Ausstellung eröffnet. Nun spannt ein Projekt einen Bogen von der Gedenkstätte in Polen zurück nach Österreich: "Nachrichten aus Auschwitz" macht Einträge im digitalen Gästebuch der Ausstellung auch hierzulande sichtbar. Als erster Ort wurde dafür das Salzburg Museum ausgewählt.

Virtuelles Gästebuch gern genutzt

Über 400 Personen haben seit Oktober eine Nachricht im virtuellen Gästebuch hinterlassen. "Auschwitz ist ein Ort, an dem viele schreckliche Dinge passiert sind. Viele haben versucht, dem Grauen zu entkommen, doch nur wenige haben es geschafft und konnten uns darüber berichten. Durch ihre Erzählungen wissen wir, was in jener Zeit geschehen ist. Durch ihre Worte und Erinnerungen können wir verhindern, dass etwas derartiges je wieder passiert", hat etwa ein Schüler aus Salzburg nach einem Besuch geschrieben.

Besucher der Österreich-Ausstellung können vor Ort per Touchpad Gedanken, Gefühle, Grüße oder Zeichnungen hinterlassen. Die Nachrichten verschwinden nach kurzer Zeit vor den eigenen Augen, gehen aber nicht verloren. Sie werden vom Organisator der Ausstellung, dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, übertragen, gesichtet und gesichert und tauchen an Museumsstandorten in Österreich auf Bildschirmen auf.

"Die Einträge werden bei uns prominent und repräsentativ sichtbar gemacht"

Direktor des Salzburg Museums, Martin Hochleitner

"Ein Besuch in Auschwitz ist eine Überforderung, mit der man vor Ort klar kommen muss. Eine Form, mit den dort ausgelösten Irritationen umzugehen, ist das Gästebuch", sagte der Salzburger Historiker und Mit-Kurator der Ausstellung, Albert Lichtblau, am Donnerstag bei einem Pressegespräch. "Ein Eintrag bietet eine Möglichkeit, mit einer eigenen Sprachhandlung auszudrücken, wie wichtig die Erinnerung daran ist, was in Auschwitz und anderen Vernichtungsorten geschah."

Das Hinterlassen einer Nachricht habe auch eine Entlastungsfunktion, betonte auch der zweite Kurator Hannes Sulzenbacher. "Die Frage ist, ob Auschwitz dafür der richtige Ort ist oder wir nicht die Nachrichten dorthin bringen, wohin sie im Grunde gehören - nach Österreich." Auschwitz sei auch Teil der österreichischen Geschichte und in zahllosen historischen Linien mit ihr verbunden.

"Die Einträge werden bei uns prominent und repräsentativ sichtbar gemacht", sagte am Donnerstag Salzburg-Museum-Direktor Martin Hochleitner. Auf einem Bildschirm im Foyer der Neuen Residenz, dort wo Menschen noch keinen Eintritt bezahlen müssen, sind die Nachrichten aus dem virtuellen Gästebuch noch bis Ende Februar zu sehen. Dann wandert der Bildschirm weiter, um auch an anderen österreichischen Orten an Auschwitz zu erinnern.

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