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Was ist los in Steiermark

Bruseum: Bleibende Bühne für verstorbenen Aktionisten

Dem bildenden Künstler Günter Brus, einst als "Staatsfeind" (Brus) verfolgt, später vielfach geehrt, ist seit 2011 mit dem Bruseum am Universalmuseum Joanneum in Graz ein eigenes Museum gewidmet, das durch Ausstellungen und Forschungen immer wieder neue Aspekte zum Schaffen des einstigen Kunstrebellen beleuchtet.

"Günter Brus war eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, der mit seiner Kunst an die Grenzen gegangen ist und seinen Körper sprichwörtlich der Zerreißprobe ausgesetzt hat", würdigte heute Bruseum-Leiter Roman Grabner den am Samstag verstorbenen Künstler. "Er hat bedingungslos für die Kunst gelebt und nie vor den Konsequenzen seiner Radikalität zurückgeschreckt. Er hat für die Kunstgeschichte Bleibendes geschaffen. Günter Brus war nicht nur rigoroser Aktionist, obsessiver Zeichner und spracherweiternder Dichter, sondern bis zuletzt ein heller Geist und politischer Mensch, der schmerzlich fehlen wird."

Kunst aus allen Schaffensperioden

Im Jahr 2008 hatte das Land Steiermark auf Initiative des damaligen Leiters der Neuen Galerie, Peter Weibel, einen großen Werkkomplex von Günter Brus um rund 1,4 Millionen Euro angekauft. Damit konnte für die Neue Galerie am Universalmuseum die bisherige Sammlung erweitert und ein wesentlicher Teil des Lebenswerkes des Ex-Aktionisten und Künstlers, der hart an seine Grenzen zu gehen wusste, in der Steiermark gehalten werden.

Die Basis für die heute umfangreiche Brus-Sammlung wurde an der Neuen Galerie in den späteren 1990er-Jahren gelegt, was im Wesentlichen der Gesellschaft der Freunde der Neuen Galerie aber auch dem Mäzen Hellmut Czerny zurückgeht. In den folgenden Jahren konnten auch sämtliche Fotomappen zu den Aktionen von Brus ergänzt werden. Legendär sind etwa Aktionen wie der "Wiener Spaziergang", in der er sozusagen als lebendiges Gemälde in den öffentlichen Raum vordrang (1965) oder seine radikalste Aktion, die "Zerreißprobe" (1970), die in Fotos dokumentiert im Bruseum verwahrt wird. Letztere entstand bereits in Berlin, wohin der Künstler nach der Aktion "Kunst und Revolution" (1968) und nach der Verurteilung zu sechs Monaten Haftstrafe mit Frau und Kind geflüchtet war.

Heute besitzt das Bruseum Werke des Künstlers aus allen Schaffensperioden. Neben frühen informellen Arbeiten, Dokumentationen auf Foto und Film, Zeichnungen und Druckgrafiken sind auch die "Bild-Dichtungen" - seinem Versuch Wort und Bild zu einer Einheit zu verbinden - vertreten.

Dokumentationsarchiv übernommen

2009 wurde für das Brus-Zentrum auch der literarische Vorlass von Brus angekauft: Er besteht aus über 700 Heften, Manuskripten und Entwürfen mit mehr als 20.000 beschriebenen Seiten. Der Künstler gestattete dem Bruseum, von allen Fotonegativen seiner Aktionen Abzüge für Ausstellungs- und Dokumentationszwecke zu ziehen und hat auch sein Dokumentationsarchiv zur Verfügung gestellt, das mit dem in der Neuen Galerie vorhandenen Archivmaterial zusammengeführt wurde.

Als das Bruseum im Herbst 2011 eröffnet wurde, umfasste die Sammlung rund 20 Filme, 1.181 Einzelfotos zu 19 Aktionen sowie 39 Zyklen und Bild-Dichtungen aus insgesamt 499 Blättern. Weitere Mappenwerke, Dauerleihgaben und Schenkungen haben den Bestand ergänzt. Seither repräsentiert das Bruseum damit einen eigenen Sammlungs- und Forschungsschwerpunkt zum Leben und Werk des Künstlers innerhalb der Neuen Galerie. Ziel ist es, das Schaffen von Günter Brus wissenschaftlich zu erforschen, zu bewahren und zu vermitteln.

Im Mai 2024 nächste Brus-Ausstellung

Im Museumsgebäude in der Neutorgasse im Joanneumsviertel hat das Bruseum einen permanenten Ausstellungsbereich. Wechselnde Ausstellungen mit begleitenden Veranstaltungen wie Symposien und Filmvorführungen beleuchten einzelne Aspekte von Günter Brus' Oeuvre bzw. seiner Wechselwirkungen mit anderen Künstlern. Wichtig sei auch, den eingeschränkten Blick auf den Künstler, der innerhalb seines gesamten Oeuvres nur rund sechs Jahre aktionistisch gearbeitet hat, zu öffnen. So war eine Ausstellung etwa seinen Theaterarbeiten gewidmet, oder den Zeichnungen, die Brus für seine Tochter angefertigt hat.

Über 30 Ausstellungen zu unterschiedlichen Aspekten des "Polyartist von renaissancehafter Größe", wie ihn Peter Weibel bezeichnete, wurden seither gezeigt. Mehr als ein Dutzend Kataloge wurden aufgelegt. Am 8. Mai wird die nächste Brus gewidmete Ausstellung eröffnet, "Ein irrer Wisch". Diese von Roman Grabner kuratierte Ausstellung "nimmt den Übergang vom Aktionskünstler zum Bild-Dichter Günter Brus in den Fokus und zeigt nicht nur das Originalmanuskript des 'Irrwisch', sondern auch die wesentlichen Einzelzeichnungen und Editionen dieser drei Jahre (1970-72, Anm.)", heißt es in der Ankündigung. Der Besuch der von 9. Mai bis 6. Oktober geöffneten Schau "ist aufgrund von sensiblen Inhalten erst ab einem Alter von 18 Jahren gestattet".

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