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Was ist los in Steiermark

steirischer herbst 2023 widmet sich "Menschen und Dämonen"

Mit dem Motto "Humans and Demons - Menschen und Dämonen" widmet sich der steirische herbst heuer dem figurenzentrierten Erzählen, "um moralische Grauzonen zu erkunden", erläuterte Intendantin Ekaterina Degot bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Den Mittelpunkt des Festivals bilden vier Gruppenausstellungen an vier verschiedenen Orten, die mit der Geschichte der Stadt verbunden sind. Zur Eröffnung am 21. September gibt es eine Performance von Lulu Obermayer am Schloßberg.

Eröffnung in Grazer Helmut List-Halle

"Humans and Demons" sei wie "der Titel eines Romanes, der nie geschrieben wurde. Die Charaktere im Mittelpunkt der Performances und Ausstellungen sind charismatische Figuren wie aus einem Schelmenroman", erklärte Degot. Diese frühneuzeitliche Gattung würde gut zu einer Stadt wie Graz mit ihrer vormodernen Topografie passen, führte die Intendantin aus.

Los geht es am Schloßberg, wo sich Lulu Obermayer in Kooperation mit dem Opernhaus "mit Männlichkeit, Stärke und auch Fragilität in der Oper" beschäftigen wird, beschrieb Gabor Thury, der ebenso wie Pieternel Vermoortel nun das Kuratorenteam verstärkt. Die Eröffnung geht mit einigen Performances weiter, den Abschluss bildet jene von Adrienn Hód am Abend in der Helmut List-Halle.

Vier Gruppenausstellungen

Der erste der vier Orte der Gruppenausstellungen ist ein verlassenes Callcenter in Mariagrün, das zur Heimat von "Demon Radio" wird. Dort dreht sich alles um "Dr. Jazz" alias Dietrich Schulz-Köhn, einen überzeugten Nazi und Offizier der Luftwaffe, aber auch großen Jazzfan, obwohl diese Musik durch seine Partei verboten war. Er wurde nach dem Krieg Radiomoderator und stiftete seinen Nachlass dem Grazer Institut für Jazzforschung. Die hier versammelten Werke beschäftigen sich mit widersprüchlichen Botschaften und Besessenheit.

Als zweiter Ort mit Graz-Geschichte wird das Forum Stadtpark bespielt. Für den steirischen herbst wandelt es sich in eine "Villa Perpetuum Mobile", dem fiktiven Heim von Stefan Marinov, einem Physiker. Der Exil-Bulgare glaubte, in Graz ein Perpetuum Mobile erfinden zu können, scheiterte aber und beging Suizid. Die Beiträge der Ausstellung zeigen verschiedene Facetten seiner Suche nach freier Energie.

Die Klostermauern der Minoriten beherbergen den dritten Teil, der sich mit Mira Schendel, einer der ersten hier ausstellenden Künstlerinnen, befasst. Sie stammte aus einer Schweizer Familie jüdischer Herkunft und ging 1949 nach Brasilien. Das Kloster wird zur "Church of Ruined Modernity" und reflektiert die Gewalt der Moderne.

Leer stehender Supermarkt

Der vierte Ort ist ein leer stehender Supermarkt am Griesplatz, dem tiefstgelegenen Grazer Bezirk, der früher oft flutgefährdert war. Dementsprechend wird der Supermarkt zur Zeitkapsel "Submarine Frieda", von wo aus man das Treiben am Platz beobachten kann.

Eine Kooperation mit dem Schauspielhaus bringt die Österreichische Erstaufführung von Elfriede Jelinkes "Sonne/Luft". Die designierte Schauspielhaus-Chefin Andrea Vilter sprach von einem "Herzensprojekt", bei dem die Bühne ins Digitale erweitert wird und auch das Thema Klimaschutz auf subtile Weise zur Sprache kommt.

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