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Was ist los in Vorarlberg

Bregenzer Meisterkonzert mit Richard Dünser

Das Publikum im Festspielhaus Bregenz hat am Samstagabend ein Meisterkonzert mit Seltenheitswert, das Klangforum Wien und Richard Dünser - den Protagonisten des neuen Buches "Komponist im Kontinuum" - gefeiert. Es wurden ausschließlich Werke und Bearbeitungen des 1959 in Bregenz geborenen Dünser dargeboten - was ungewöhnlich, im entsprechenden Rahmen aber stimmig war. Seit ihrer Gründung vor rund drei Jahrzehnten sind die Bregenzer Meisterkonzerte klassischer Musik gewidmet.

 Über 200 Seiten

Der Titel "Komponist im Kontinuum" der erstmals vorgestellten, über 200 Seiten umfassenden Publikation des Musikexperten Rainer Lepuschitz war auch charakteristisch für die Dramaturgie des Konzerts, die Richard Dünser nicht aus der Hand gab. Der Komponist und Professor an der Musikuniversität in Graz bezeichnete Alban Berg (1885-1935), Anton Webern (1883-1945) und Arnold Schönberg (1874-1951) im Gespräch mit der APA als seine "Urgroßväter", seine "Wurzeln".

Am Beispiel von Bearbeitungen einzelner Werke dieser innovativen Vertreter der Neuen Wiener Schule zeigt sich jenes Kontinuum in der abendländischen Musik, jenes Zusammenhängende, das für einen weiten Bereich des umfangreichen Schaffens von Richard Dünser bedeutend ist. Renommierte Interpreten haben seine Werke im Repertoire, in Vorarlberg fanden sie bei der Programmierung der Bregenzer Festspiele, die unter anderem die Uraufführung seiner Oper "Radek" realisierten, des Symphonieorchesters Vorarlberg sowie in Konzerten weiterer Ensembles Berücksichtigung.

"Wunschensemble" für Bregenz

Für die Bregenzer Meisterkonzerte war es Dünser wichtig, Alban Bergs Klaviersonate, op. 1, an den Beginn des Abends zu stellen. "Es ging mir bei dieser Bearbeitung um eine farbige Instrumentierung. Alban Berg hat in sein Musikstück so viele Stimmen hineingepackt, dass sie für die meisten Pianisten gar nicht alle hörbar werden. Ein Kammermusikensemble kann sie hörbar machen", sagte der Komponist. Der Auftritt des Klangforum Wien, das diesen in der strukturellen Gestaltung verankerten Anspruch ausdrucksvoll einlöste, entspricht nicht nur der Bregenzer Meisterkonzertreihe, die renommierten Orchestern und Solisten vorbehalten ist, der gebürtige Vorarlberger bezeichnete die Musikerinnen und Musiker als sein "Wunschensemble" für Bregenz: "Man muss immer die besten nehmen, die man bekommen kann." Abgesehen davon wurde das Konzert unter der Leitung der österreichischen Dirigentin Katharina Wincor für eine CD-Produktion und eine spätere Ausstrahlung auf Ö1 aufgezeichnet.

Dass das Klangforum Wien ein Solistenensemble ist, bestätigte sich durch den Auftritt von Gunde Jäch-Micko aus den Orchesterreihen, die in der ungemein herausfordernden Bearbeitung der Stücke für Geige und Klavier von Anton Webern brillierte. Dünsers genaue Auseinandersetzung mit den Strukturen eines Werks sowie sein persönlicher Kommentar, das heißt, sein Gespür für Klangsinnlichkeit wurde in den drei Stücken für Klavier, op. 11., von Schönberg exemplarisch erfahrbar.

"Ein intensives Jahr"

Das gilt auch für die Bearbeitung von Schönbergs 15 Gedichten aus "Das Buch der hängenden Gärten" von Stefan George. Das Klangforum mit besonderer Instrumentierung inklusive Glocken sowie die sehr nuancenreiche und stets sichere Gestaltung durch die Sopranistin Magdalena Anna Hofmann erzeugten Bilder, die für die Durchlässigkeit der Musik und das Brechen mit Konventionen stehen können. Richard Dünsers "Entreacte für Kammerorchester", uraufgeführt 2015 in Wien, sollte ursprünglich zwei bearbeitete Werke Schönbergs verbinden, nämlich die "Hängenden Gärten" und "Erwartung". Nun vor den Liederzyklus gestellt, wirkt es wie ein weiteres Öffnen von Räumen. Dieser Aspekt erhält für das gesamte Konzert Gültigkeit, rückt es doch die Impulsgeber für Neues in den Fokus.

Dieses Programm Abonnenten von klassischen Konzerten in einem Saal mit rund 1.600 Sitzplätzen anzubieten, ist ein kulturpolitisches Statement. Es bot auch einen hervorragenden Rahmen für die Präsentation von "Komponist im Kontinuum" von Rainer Lepuschitz. Der Autor der informativ gegliederten Auseinandersetzung mit dem Schaffen von Richard Dünser moderiert am 5. März ein anlässlich des 65. Geburtstages des Komponisten angesetztes Konzert im Brahms Saal des Wiener Musikvereins, wo auch Dünsers Werk für Klarinette, Bassetthorn und Kammerorchester zur Uraufführung kommt. "Es wird ein intensives Jahr", bemerkte Richard Dünser. Bereits am 26. Mai präsentiert das Ineo Quartett im Greith Haus in der Steiermark erstmals sein 3. Streichquartett.

(Von Christa Dietrich/APA)

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