© Alexander van Stipelen

Was ist los in Vorarlberg

Bregenzer Sommerausstellung veranstaltet Kartenspiel-Turnier

Die Sommerausstellung der Kulturabteilung der Landeshauptstadt Bregenz erhebt heuer das Preisjassen zur Kunst. Das in Vorarlberg beliebte Kartenspiel-Turnier wird in Uwe Jäntschs "Schöner Wohnen" zur sozialen Skulptur, die Preise werden als "Ready-mades" selbst zum Kunstwerk. Zu gewinnen gibt es "Vorarlbergerisches": ein blütenweißes Auto, eine Waschmaschine und 120 Kisten Bier. Die Schau im Palais Thurn und Taxis ist traditioneller Bestandteil des Festspielsommers.

Palais wird zum Gesamtkunstwerk

Das ehrwürdige Palais wird bei dem in Bregenz aufgewachsenen Jäntsch vom 18. Juli bis 3. September zum Gesamtkunstwerk, das vom Keller bis zum Dachgeschoss mit neu kontextualisierten Werken aus über 30 Jahren bespielt ist. "Jedes Stück, das Sie hier sehen, ist inszeniert", so die Bregenzer Kulturservice-Leiterin Judith Reichart. Dabei will sich das in Vorarlberg so hochgehaltene "Schöner Wohnen"-Gefühl nicht recht einstellen. Denn das penibel mit gebrauchten Montafoner Tischen arrangierte "Heimatzimmer" wirkt zunächst einladend, auf den zweiten Blick offenbart sich aber, dass die Cognac-Schwenker vor verdächtigen Apothekerflaschen stehen und auf einem der beiden Öfen Fliesen mit Totenkopffratzen prangen. An der Wand hängen in Fensterrahmen gesetzte Panoramen. "Lochau. Made in China", lässt die Beschriftung des dargestellten Sonnenuntergangs wissen. In einer Ecke stellt der Künstler eine gemütliche Bank neben ein Gipfelkreuz, nur wird der erhabene Ruhemoment von Fotos gestört, auf denen Menschen ihren eigenen Tod inszenieren.

Spiel und Kunst

Zu sehen sind auch großflächige Gemälde, die Jäntsch auf Verpackungen und Altmaterialien wie Altholz oder Wellblech aufbringt. Das raumgreifende Bild "Starsworld" ist etwa auf Pappkarton gemalt, die ihm beigestellten künstlichen Christbäume beschwören aufgehübschte Festlichkeit herauf. Wie eine Sonne leuchtet im "Palermozimmer" - der Künstler lebte über 20 Jahre in Sizilien - ein goldener Deckenluster von der Wand, eine glorifizierende Darstellung des Empire State Buildings hängt an Garderobenhaken. Ein blutrotes Bild zeigt Fledermäuse und entsetzte Gesichter, vielleicht wie im Höllenfeuer. Ein Waschbecken lädt dazu ein, seine Hände in Unschuld zu waschen.

Statt Retrospektive: Blick in die Zukunft

Im Keller hat der künstlerische Autodidakt eine schummrig beleuchtete Zockerhöhle eingerichtet. An 16 Tischen kann man dort an den Sonntagen bis 27. August am Preisjassen teilnehmen die Jasskarten dafür hat der Künstler entworfen. Das Preisjassen sei ein klares Ziel gewesen, dem er ein Leben lang nachgeeifert habe, so Jäntsch. Der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ), selbst "leidenschaftlicher Jasser", und Kulturstadtrat Michael Rauth (ÖVP) zeigten sich bei der Presseführung enttäuscht, dass sie von der Teilnahme ausgeschlossen sind. Jäntsch habe "einen eigenen Stil, der wirklich von innen kommt", so Rauth. Die Schau sei keine Retrospektive geworden, "sondern etwas Neues, mit dem wir nicht gerechnet haben". Bei immer höheren Ansprüchen ans Wohnen einerseits, gebe es andererseits viele, die sich das Wohnen nicht mehr leisten könnten. Für ihn sei die Schau eine Aufforderung, sich kritisch mit der Zukunftsgestaltung auseinanderzusetzen.

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