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Was ist los in Wien

"Männer töten": Eva Reisinger schließt O-Töne mit neuem Roman

Der Titel macht neugierig. Vor wenigen Tagen erst ausgeliefert, ist Eva Reisingers "Männer töten" bereits beim Verlag vergriffen. "Nachdruck kommt am 6. September", heißt es auf der Leykam-Homepage. Morgen, Donnerstag, kann man sich unverbindlich ein Bild von dem ersten Roman der 1992 geborenen und in Wien lebenden Autorin und Journalistin machen, die 2021 mit "Was geht, Österreich?" einen Sachbuchbestseller gelandet hat. Zum Finale der O-Töne liest sie im Museumsquartier.

Der Traum vom Matriarchat

Sie "wuchs in der oberösterreichischen Provinz zwischen Zeltfest und Wodkabull auf. Sie studierte in Wien Journalismus, arbeitete in Medienhäusern in Hamburg, Berlin und Istanbul", heißt es in Reisingers Biografie. "Sie lebt als freie Autorin mit ihrer Hündin Frieda in Wien und träumt vom Matriarchat." All diese Facetten finden sich nun in dem Roman mit doppeldeutigem Titel, der durchaus eingelöst wird: Männer sind hier Täter und Opfer zugleich.

In einer Gesellschaft, in der Femizide an der Tagesordnung sind, schlagen manche Frauen zurück, legen in aller Ruhe das Jagdgewehr an oder zücken das scharfe Messer. Oder die Glock. "Ich liebe Kathrin Glock", meint eine der Frauen in "Männer töten" über die prominente Waffenproduzentin und begründet dies so: "Glaubst du, dass jemand mit Kathrin Glock etwas macht, was sie nicht will? Ich denke nicht."

Ein erfolgreicher Befreiungskampf

Das Aufbegehren gegen strukturell oder ganz unmittelbar ausgeübte männliche Dominanz ist nicht erst seit Mareike Fallwickls "Die Wut, die bleibt" eines der zentralen Themen der heimischen Gegenwartsliteratur. Und so erinnert Reisingers oberösterreichisches Provinznest Engelhartskirchen nicht von ungefähr an Johanna Sebauers in ihrem gleichnamigen Debütroman im Burgenland angesiedeltes "Nincshof".

Doch während dort in einem von der Welt vergessenen Winkel das Matriarchat einst ganz unspektakulär sein segensreiches Wirken entfaltete, kämpfen die Frauen in Engelhartskirchen ganz aktuell und nicht unerfolgreich einen Befreiungskampf. Das örtliche Frauenfußballteam eilt von Sieg zu Sieg, und von der Kirchenkanzel predigt eine Frau, die beim Beichtgespräch ihren Geschlechtsgenossinnen Tipps gibt, die sich mit den zehn Geboten nicht wirklich vereinbaren lassen.

Zwischen Bräuchen und Abenteuern

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Anna Maria, die in einem Berliner Nachtclub mit Hannes einen österreichischen Landsmann kennenlernt und sich eine Liebesnacht, eine Kündigung und einen Fahrradunfall später auf dessen Bauernhof in Engelhartskirchen wiederfindet - inmitten einer idyllischen Landschaft, seltsamen Bräuchen und einer Menge selbstbewusster Nachbarinnen.

Ungewöhnlich viele davon sind Witwen. Sich hier einzuleben, ist in jedem Fall ein Abenteuer - von dem Eva Reisinger lustvoll erzählt. Und schon bald steht fest, dass auch dem Hausarzt Doktor Huber sein loses, frauenverachtendes Gerede gesundheitlich ebenso wenig gut tut wie dem Journalisten Klemp seine Neugier. Da macht auch der beliebte Engelhartskirchener Ausruf Sinn: "Jessas, was macht's ihr für Sachen?"

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