"Titane": Starke Frauen, schöne Autos: Alexia (Agathe Rousselle) räkelt sich auf der Motorhaube ihres geliebten Cadillacs.

© Carole Bethuel

Festivals Österreich

Body-Horror, Okkultismus, Beziehungsalptraum: Slash Filmfestival 2021

Gut einen Monat vor Halloween kehrt der Horror in Wien ein. Vier Programmkinos öffnen ihre Pforten, um Fans des Slash Filmfestivals wieder das Gruseln zu lehren. Von 23. September bis 3. Oktober heißt es im Filmcasino, Metro Kinokulturhaus, Stadtkino sowie Schikaneder: Filmschauen auf eigene Gefahr!

 Schrecken mit Tiefgang

Eröffnet wird das diesjährige Slash vom Cannes-Gewinner und Body-Horror-Streifen “Titane” von Julia Ducournau. Zum Abschluss gibt es dann “Lamb” von Valdimar Jóhannssons – ebenfalls ein Preisträger in Cannes. Dass diese zwei Gruselfilme solch starken Anklang bei einem namhaften Prestige-Festival gefunden haben, verdeutlicht, was Fans des Fantastischen Films schon lange wissen: Horror ist nicht nur eine Nischenerscheinung.

Vielmehr ermöglicht das vielfältige Genre, gesellschaftliche Probleme direkt anzusprechen, ohne dabei belehrend zu wirken. Verstärkt wird diese Wirkung zusätzlich durch das Element des Unheimlichen, das uns bekanntermaßen unter die Haut geht. Horrorfilme wie “Babadook” oder “Get Out” sind hervorragende Beispiele für diese Form des Storytellings. Im ersteren wird ein Kinderschreck zur Metapher für Depression und Mutterschaft. “Get Out” wiederum weist gekonnt auf institutionalisierten Rassismus hin, während das Publikum von einem Twist zum nächsten gejagt wird.

"Lamb" von Valdimar Jóhannssons: Beziehungsdrama mit absurden Horror-Elementen.

© Go to Sheep

Okkultes im Überfluss

Neben dem vielseitigen Langfilmwettbewerb feiert das Slash auch immer spezielle Aspekte der Gattung Horrorfilm. Heuer stehen naturverbundene, mystische Filme des Folk Horror im Vordergrund. Kuratiert hat das Programm niemand Geringeres als die kanadische Regisseurin Kier-La Janisse: Die Expertin zeigt ausgehend von ihrem Dokumentarfilm “Woodlands Dark and Days Bewitched: A History of Folk Horror” einige Streifen aus dem Genre.

Rahmenprogramm gefällig?

Ganzheitliches Filmfestival-Erleben beginnt zwar im Kino, hört aber nicht dort auf! In der Schikaneder Bar kann am Eröffnungs- und im Celeste am Closing-Abend ausgelassen gefeiert werden.

Nerdwissen wird beim Pubquiz “The Exor-Quizzed” (27. September, 19:00), ebenfalls im Schikaneder, abgefragt. Und wer noch tiefer in die Welt des Folk Horror abtauchen möchte, sollte am 1. Oktober im Schauspielhaus Wien vorbeischauen: Dort stehen mystische Rituale, verführerische Perfomances und ätherische Musik auf dem Plan.

Film-Highlights auf einen Blick:

Titane

R: Julia Ducournau | FR/BE 2021 | 108 mins

Nach ihrem fantastischen Debütfilm “Raw” war klar, dass Ducournau beim nächsten Mal noch mehr Gas geben wird: Stripperin Alexia trägt eine Titanplatte im Schädel und lebt ihren Metall-Fetisch in vollen Zügen aus. Wer ihr jedoch in den Weg kommt, wird nicht verschont …

Lamb

R: Valdimar Jóhannsson | IS/SE/PL 2021 

Ein Beziehungsfilm mit absurden Horror-Elementen: So könnte man “Lamb” knapp beschreiben. Das Leben von der Schafbauern Ingvar und Maria wird nicht nur durch den versagten Kinderwunsch erschüttert, auch die Geburt eines besonderen Lämmchens lasst das Paar nicht kalt.

"Titane" von Julia Ducournau: Halb Mensch, halb Maschine: Nach einem Unfall bekommt die junge Alexia eine Titanplatte in den Kopf implantiert – mit ungeahnten Folgen.

© Carole Bethuel

Prisoners of the Ghostland

R: Sion Sono | US 2021 | 100 mins

Fans des japanischen Kinos wird er längst bekannt sein, aber dies ist sein erster englischsprachiger Streifen: Großmeister Sion Sono bringt Nicolas Cage als Bankräuber mit Mission auf die Leinwand. Sollte er die verschwundene Enkelin eines mächtigen Mannes nicht binnen fünf Tagen finden, wird er in die Luft gesprengt.

Woodlands Dark and Days Bewitched: A History of Folk Horror 

R: Kier-La Janisse | US 2021 | 193 Min | DCP

Kier-La Janisse hat für ihren Dokumentarfilm über 200 Filme des Genres Folk Horror analysiert und rund 50 Personen interviewt. Das Ergebnis ist eine umfassende Rundschau über unsere Faszination mit Okkultismus und Naturmystik.

The Wicker Man

R: Robin Hardy | UK 1973 | 93 Min

Nein, neu ist dieser Film nicht, aber sein Einfluss auf das Genre des Fantastischen Films ist unumstritten! Außerdem: Was braucht man mehr als heidnische Rituale, merkwürdige Dorfleute, naive Polizisten & psychedelische 70’s-Tunes?





 

© Sujet: Slash Filmfestival 2021

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