© NHM Wien, Alice Schumacher

Ausstellungen Wien

Folgen von radioaktiven Strahlen im Narrenturm zu sehen

Die Dosis macht das Gift. Das gilt auch für Strahlen. Sie schädigen ab einer gewissen Menge und Einwirkungszeit den menschlichen Organismus. Neben den negativen Auswirkungen wird ab Mittwoch (24. Mai) im Wiener Narrenturm der Nutzen in der medizinischen Diagnostik und Behandlung gezeigt. "Strahlenschäden" heißt die Sonderausstellung in der Außenstelle des Naturhistorischen Museums (NHM), die auf Röntgen- und radioaktive Strahlen eingeht.

"Das Thema passt gut in unsere Zeit, wenn man an die atomare Bedrohung aufgrund von militärischen Aktionen oder Unfällen denkt. Aber auch die Ambivalenz der Wissenschaft ist am Beispiel Radioaktivität gut ablesbar", erklärte NHM-Generaldirektorin Katrin Vohland, deren Haus sich künftig stärker im Bereich Nachhaltigkeit positionieren will, bei einem Rundgang.

Fokus auf Strahlenforschung

Im Fokus der Strahlenforschung stand laut Eduard Winter, Kustos der pathologisch-anatomischen Sammlung im Narrenturm, von Anfang an die Behandlung von Kranken. Radioaktivität sei heute ein zentrales Element in der Krebstherapie und ohne Röntgenbilder gebe es keine moderne Medizin. Die Freude über den nun möglichen Blick ins Innere des Menschen und neue Therapieansätze habe aber lange den Blick für Gesundheitsgefährdungen getrübt. Die Dosierung war üblicherweise von Versuch und Irrtum geprägt.

Als Marie und Pierre Curie im Jahr 1898 den Begriff Radioaktivität prägten, waren die Gefahren noch unbekannt, Marie Curie starb letztendlich daran. "Hier zeigt sich, welche Opfer Wissenschafter auf sich nahmen", so Vohland. Trotz potenzieller Gefahren sei nach einem möglichen Nutzen geforscht worden. Die Langzeitfolgen und Probleme von Kernkraftwerksunfällen für Menschen hätten sich erst später gezeigt, siehe Tschernobyl oder Fukushima.

Selbstversuche mit Röntgenstrahlen

Selbst geschädigt hat sich auch Guido Holzknecht. Der Arzt, Jahrgang 1872, führte die Röntgenologie in Wien ein und erfand ein Röntgendosiergerät. Er schädigte seine Hand in Selbstversuchen dauerhaft, worauf sie Stück für Stück amputiert werden musste. Der Rest von Holzknechts rechter Hand ist ausnahmsweise Teil der Ausstellung, weil er sein Einverständnis gab. Üblicherweise wird auf Anonymität Wert gelegt, wird in der Ausstellung auch auf die ethischen Probleme bei der Nutzung von Körperteilen als Museumsstücke hingewiesen. Patienten um Zustimmung zu fragen, war laut Winter lange nicht üblich.

Ein weiteres Einsatzgebiet von Röntgengeräten waren Schuhgeschäfte. Die Idee kam in den 1920er-Jahren aus den USA und sollte helfen, exakt sitzende Schuhe an Kinderfüße anzupassen. Erst nach 1950 gab es erste Warnungen vor den Röntgengeräten, deren Strahlung Kunden und Personal unkontrolliert traf. Die sogenannten Pedoskope waren noch 20 Jahre später im Einsatz. Inzwischen sind Röntgenstrahlen, entdeckt von Wilhelm Conrad Röntgen, ein wichtiges, nicht-invasives Instrument zur Abbildung von Knochen und inneren Organen.

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