© Aleksandr Popov

Fortgehen wien

Was du über die Wiener Technoszene wissen musst

Techno ist in aller Munde, Techno ist in allen Ohren zumindest beim Fortgehen. Wirft man einen Blick in den Partykalender der Stadt, wird schnell klar: möchte man die Nacht in einem Club verbringen, landet man höchstwahrscheinlich früher oder später auf einem (spontanen) Techno-Rave

Wieso aber eigentlich? Was hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass die Szene derart floriert, bei einem so breiten Publikum Anklang findet und man könnte schon fast sagen vom Underground zum Mainstream geworden ist?

 

Boom der heimischen Technokultur

Zum einen ist die Technoszene politisch. Das war aber nicht immer so. Die Bewegung hat sich aus der Jugendkultur der 80er-Jahre herauskristallisiert und sich bis heute aufgrund gesellschaftlicher Rahmenbedingungen in ihren Wertvorstellungen stark gewandelt. Neben dem allgemeinen Boom der Clubkultur sind soziale Herausforderungen zunehmend von Bedeutung, mit denen sich vor allem jüngere Generationen konfrontiert sehen (Klima-Krise, Gender-Identitäten, …). Ein Rave geht nicht selten über eine gute Party hinaus, indem auch oft in Form einer Protestaktion ein Raum für Awareness, Vernetzung und gewaltfreie Kommunikation geschaffen wird. Rassistische, sexistische und homophobe Haltungen haben auf einer Technoparty keinen Platz, stattdessen wird auf Einrichtungen (Darkrooms, Schmuseecken) Initiativen (Awareness-Secuity) und themenspezifische Events (etwa bei einer Sexpositiv-Party) zur Förderung von Diversität gesetzt.

Zudem liegt der Technoboom sicher auch in der Vielfalt des Genres. Per definitionem versteht sich die Musikrichtung als Verschmelzung unterschiedlicher elektronischer Stile, basierend auf einem basslastigen Grundrhythmus. Technomusik lässt grundsätzlich experimentelle musikalische Abwandlungen zu, womit die unterschiedlichsten Musikgeschmäcker angesprochen werden können von ruhigem, minimalistischem Sound, bis hin zu schnellen, basslastigen Floskeln.

Außerdem: Kleinkollektive entstehen zur Zeit gefühlt wie Sand am Meer, was nicht zuletzt auf die digitale Vernetzung und selbständige Vermarktung von Eigenproduktionen zurückzuführen ist. Jedem/r Hobbymusiker:in steht es grundsätzlich frei, durch die Verwendung von sozialen Medien an der Technoszene zu partizipieren. 

Kleine Formationen für mehr Bewusstsein in der Clubkultur

Es gibt dennoch eine überschaubare Menge an unabhängigen heimischen Technokollektiven, die man als Raver:in unbedingt kennen sollte. Dazu gehört allen voran hausgemacht, ein Wiener DJ-Kollektiv, das wahrscheinlich zu den bekanntesten zählt. Immerhin war die Formation eine der ersten, die ein Awareness-Team gegründet und Sexpositive-Partys angeboten hat, mit Fokus auf die bewusste Körperwahrnehmung.

Namhaft für die österreichische Technozene sind zudem Wiener Schlawiner, Wiener Mischung, Kein Sonntag ohne Techno und MERKWÜRDIG. Die Kollektive hosten regelmäßig Partys in den angesagtesten Clubs Wiens, veranstalten aber auch häufig Auswärtsspiele in kleineren Underground-Club’s, als Afterwork-Events oder im Open-Air-Format. Der Sound ist im ähnlichen Stil gehalten nämlich eher lässig, minimalistisch und House-lastig.

Das Kollektiv ANANAS liefert dagegen eher schnellere, kreative Techno-Sets. Vertreter:innen trifft man häufig im WERK an den Turntables, oder auf ausschweifenden Afterhours, inklusive Darkrooms. 

Ebenfalls wichtig zu kennen: Acid Lambada bringt mit Electro-Techno und Breaks ebenso frischen Wind in die Nachtszene. Bei Off The Grid steht neben Nonkonformismus die Genrevielfalt im Zentrum, die die soziale Vielfalt der Gründungsmitglieder widerspiegeln soll. Musikalisch bringen DJ defizit, B.Rank und Co. Electro, UK Bass, Garage, Grime bis hin zu Broken Techno in die Clubräume. Einen ähnlichen Grundgedanken hat auch A Party Called Jack: Das Kollektiv versteht sich als Plattform zur Unterstützung von Künstler:innen unterschiedlicher musikalischer und kultureller Wurzeln, mit dem erklärten Ziel, eine diverse Gesellschaft und kollektive Partizipation zu ermöglichen.

Lust aufs Fortgehen bekommen? Die besten Clubbings in Wien findet ihr hier im Überblick.

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