Das Kabarett-Duo feiert heuer 20-Jähriges – und präsentiert sein zehntes Programm, das auf eine unterhaltsame Reise entführen will.

© Otto Reiter

Kabarett Österreich

BlöZinger: "Sind wie Stan Laurel und Oliver Hardy"

Beziehungsstatus: Gut wie eh und je. Nicht alle Duos können das nach 20 gemeinsamen Jahren von sich behaupten Robert Blöchl und Roland Penzinger allerdings schon. Die beiden Multitalente gründeten anno 2004 aus der Verschmelzung ihrer Nachnamen BlöZinger und betraten mit "Beziehungswaise" die heimischen Kleinkunstbühnen. 

Nun steht 2024 ein Jubiläum ins Haus, zur Feier des Tages präsentieren Blöchl und Penzinger ihr zehntes Programm "Das Ziel ist im Weg", Premiere ist am 20. Februar im Wiener Stadtsaal. Darin schlüpfen sie wie gewohnt in unterschiedlichste Rollen, lassen schräge Situationen vor dem inneren Auge des Publikums entstehen und nehmen generell mit auf eine absurd-lustige Reise.

Mit events.at sprachen die beiden Kabarettisten über die hohe Fluktuation ihrer Branche, warum sie sich als Meister des "Kopfkinokabaretts" verstehen und wie man es schafft, sich auch nach zwei Jahrzehnten künstlerisch und privat noch immer mehr als gut leiden zu können.

Ihr habt das Duo BlöZinger 2004 gegründet, sprich heuer ist 20-jähriges Jubiläum. Wie blickt ihr auf die zwei gemeinsamen Jahrzehnte zurück?

Roland: Das klingt so ewig lang, zwei Jahrzehnte (lacht)

Robert: Das Spannendste war wohl, dass sich aus einem Hobby-Projekt irgendwann ein Beruf entwickelt hat. Wir hatten viele Wegbegleiter:innen, die aufgetaucht, dann aber wieder verschwunden sind, neue, die dazukamen … Es hat eine große Fluktuation in der Branche gegeben, speziell natürlich in den letzten drei Jahren. 

Roland: Erschreckend war auch, dass wir älter geworden sind. Wir haben es lange nicht geglaubt …

Robert: Wir brauchen jetzt weniger Haargel, dafür mehr Diät-Beratung. 

Weil ihr gerade die Fluktuation angesprochen habt: Erst vor kurzem gaben etwa die Gebrüder Moped ihre Auflösung bekannt. Würdet ihr jungen Nachwuchskünstler:innen überhaupt dazu raten, heutzutage ins Kabarett-Business einzusteigen?

Robert: Alles steht und fällt mit der Frage, ob man etwas wirklich machen will. Falls ja: Unbedingt! Wenn man das tiefe Bedürfnis hat, eine Geschichte auf der Bühne zu erzählen, muss man es eben machen. Es hat immer einen Grund, warum man auf die Bühne geht. Daher kann man jemanden, der das wirklich fühlt, auch gar nicht davon abhalten. Ob man dann kommerziell erfolgreich wird und bleibt hängt von so vielen Faktoren ab, die man meist gar nicht mitbestimmen kann. Glück gehört ebenfalls dazu – zu richtigen Zeit am richtigen Ort sein ...

Roland: Talent ist oft auch ganz gut. Und Fleiß. Denn trotz des ganzen Spaßes bleibt es am Ende des Tages ein hartes Business. Das hat man gerade in den letzten Jahren deutlich gemerkt.

Euer zehntes Programm "Das Ziel ist im Weg" feiert am 20. Februar Premiere. Was sagt uns der Titel?

Robert: Der begleitet uns schon deutlich länger als das Programm selbst. Dieser Spruch stand an einer Wand im Vorderhaus Freiburg …

Roland (unterbricht): Nein, nein. Das stand im Alten Kino Ebersberg. 

Robert: Ganz sicher nicht, es war Freiburg im Vorderhaus. 

Roland: Nein, ich bin sicher, …

(1 Minute Diskussion später)

Robert: Jedenfalls ist dieser Spruch an einer Wand gestanden, und wir haben den immer geliebt. Da es in unserem neuen Programm ums Reisen geht und wir die Leute "mitnehmen" wollen, passt der Titel natürlich perfekt. 

Welche Themen und Inhalte zeichnen das Programm aus?

Robert: Ein Programm ist ja immer eine Momentaufnahme von all den Dingen, die uns während der Erarbeitungszeit beschäftigen. Seien es Bücher oder Dinge aus den Medien, mit denen wir konfrontiert wurden. Auch Privates natürlich, vom Hausbau bis zur Toniebox meiner Kinder.

Roland: Man muss das alles ja irgendwie verarbeiten. Aber zu viel spoilern wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht. 

Ihr nennt euch die "Erfinder und Großmeister des KopfKinoKabaretts" – inwiefern?

Roland: Wir versuchen, auf der Bühne Bilder zu erzeugen und Dinge, die nicht da sind, vor dem inneren Auge des Publikums entstehen zu lassen. Und das mit nur zwei Stühlen und ohne Requisiten. Wir wollen die Fantasie der Menschen anregen, sodass sie mit uns diese Bilder wirklich sehen. Daher sind unsere Stücke schon fast wie Filmdrehbücher geschrieben, mit Schnitten der Situationen und genau getakteten Wechsel der Figuren. 

Robert: Man könnte es auch "Stage-Painten" nennen. Wir versuchen, so gut wie möglich eine Gegebenheit oder einen Ort im Kopf "aufzumachen", den jeder für sich anders sieht. Vielleicht einen Flughafen, oder einen Zug … wo auch immer wir uns im Rahmen der "Reise" eben gerade befinden. Und dann spielen wir damit. 

Roland: Wenn sich das Publikum darauf einlässt, funktioniert das auch – dann sieht man wirklich diese Bilder, aber jeder eben auf seine Weise.

Robert: Das unterscheidet uns auch von den meisten unserer Kolleg:innen: Wir lassen vieles offen, erklären nicht alles und überlassen es der Vorstellungskraft des Publikums. 

Wie viel Improvisation ist dabei?

Roland: Bei den Proben sehr viel, durchs Improvisieren entstehen ja auch neue Ideen. Aber der Text beim Spielen ist nicht improvisiert. Manchmal gehen wir auch auf Reaktionen aus dem Publikum ein. Wir waren ja beide lange Straßenkünstler, die Interaktion mit den Zuschauer:innen war da die große Schule. Diese Option lassen wir uns auch jetzt offen.

Robert: Es muss aber alles wiederholbar sein, daher bleibt der Text immer gleich. Das ist die Konstante, damit alles andere rundherum passieren kann. Wenn man über den Text nicht nachdenken muss, kann man sich herrlich freispielen.

Roland: Und das machen wir sehr gerne, das Spielen – wir sind eigentlich zwei große Kinder. Uns fällt ein Blödsinn nach dem anderen ein. 

Das Programm erzählt auch "Geschichten von der Suche nach der eigenen Mitte". Habt ihr eure gefunden?

Roland: Das ist bei mir der Nabel. Ich hab das ausgemessen, der trifft genau mittig. 

Robert: Mein zweiter Sohn ist gerade drei Monate alt … alles, was vielleicht sonst noch da ist, richtet sich dann nach solchen Mitten aus. 

Regie führt Petra Dobetsberger, die schon mit Thomas Maurer und Josef Hader gearbeitet hat. Ist das eure erste Zusammenarbeit mit ihr?

Robert: Dieser Hader, der wird noch mal was … 

Roland: Bin ich mir nicht sicher.

Robert: Doch doch, der macht das schon … Wir kennen die Petra bereits seit 20 Jahren, sie ist aus der Kabarettszene nicht mehr wegzudenken. Auch weil sie mit den ganzen Kapazundern gearbeitet hat – und mit uns (lacht). Sie bringt einen unheimlich klaren Blick auf die Geschichte. Wir stehen uns da manchmal selbst im Weg, weil wir zu kompliziert denken. Im letzten Programm haben wir mit Roland Düringer gearbeitet, der auch einen wunderbaren Blick für Geschichten hat, von seinem Zugang nur noch viel cineastischer. Petras Zugang wiederum ist herrlich ruhig und entspannt.

Roland: Sie war stets unser Ruhepol, wenn wir fix und fertig waren mit den Nerven. 

Wie schafft man es, nach 20 Jahren und zehn Programmen noch Neues auf die Bühne zu bringen?

Robert: Ich finde sogar, dass es mit jedem Programm deutlich leichter wird, wenn sich der Prozess mal automatisiert hat. Ideen und Themen gibt es ja Tausende, die würden uns auch nie ausgehen. Nur das "wie" ist immer die größere Frage.

Roland: Wie erzählen wir die Geschichte? Wie setzen wir eine Idee um?

Robert: Damit man nicht immer die gleiche Erzählweise nimmt, sondern bewusst etwas verändert und vielleicht näher bei den Leuten ist. 

Und wie sieht es zwischenmenschlich aus? Ihr könnt euch auch nach diesen zwei Jahrzehnten noch gut leiden?

Roland: Wir haben den Sex ausgelassen, das hilft oft, um sich nach vielen Jahren noch zu mögen. 

Robert: Natürlich war auch Glück dabei. Wir sehen uns sogar privat gerne, Roland ist etwa der Patenonkel von meinem älteren Sohn. Wir sind wie Stan Laurel und Oliver Hardy. Aber natürlich muss man sich auch seinen Freiraum schaffen. Eine bewusste Sommerpause nach dem vielen Spielen ist zum Beispiel sehr gut. 

Roland: Es ist total schön, auch nach 20 Jahren noch sagen zu können, dass wir uns wirklich mögen. Das ist eigentlich der größte Erfolg, denn viele Duos können das nicht von sich behaupten. 

Robert: Ein großer Erfolg wäre aber auch, wenn jetzt alle Termine ausverkauft werden.

Roland: Das vielleicht auch. 

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