Comedian Alex Stoldt

© Foto & Design: Marvin Ruppert

Kabarett Wien

Alex Stoldt: "Vielleicht überrascht norddeutscher Humor hier"

Seine Mimik ist sehr reduziert, die Stimme bleibt meist in einer Tonlage und der Humor ist so trocken, dass es nur so bröselt. Der 25-jährige Alex Stoldt erobert im Nachbarland seit geraumer Zeit die Bühnen. Dabei zeichnet er sich durch viel Selbstironie aus, sowie durch Witze, die gerne an die Grenze des Absurden gehen. 

Stoldt ist Teil des Comedy-Kollektivs "4Feinde", gemeinsam mit seinen Kollegen Marvin Hoffmann, Yorick Thiede und Sebo Sam. Das Quartett schaffte es bei seinem ersten Auftritt 2022 quasi im Alleingang, die Lanxess-Arena in Köln mit 3.500 Fans zu füllen – trotz noch relativ geringer Bekanntheit.

Seit dem geht es nur so dahin. Nun ist Alex Stoldt auf seiner ersten Solo-Tour und will den Norddeutschen Humor auch nach Österreich bringen. Was diesen so speziell macht, was die Zuseher:innen bei den beiden Live-Terminen in Wien erwartet und welche österreichischen Kabarettisten er besonders schätzt, verriet der Nachwuchskünstler im Gespräch mit events.at.

Dein erstes Programm trägt deinen Namen als Titel – und dreht sich auch um dich. Und: "In das Programm ist deutlich mehr Zeit geflossen als in den Pressetext." In diesem Sinne: Was erwartet das Publikum live bei Alex Stoldt?

Das ist eine gute Frage, das muss man natürlich erleben. Ich mache seit 2019 Comedy, in das Programm ist nach Möglichkeit das Beste daraus geflossen. Es veranschaulicht meinen Humor sehr gut. Wenn man die gleiche Art von Humor hat, wird man damit auf jeden Fall eine gute Zeit haben. 

Du bringst "norddeutschen Humor" auf die Bühne. Ich bin Wienerin, daher muss ich nachfragen: Wie zeichnet sich dieser aus?

Norddeutschen wird oft nachgesagt, dass sie sehr trocken sind, sehr schmallippig und kurz angebunden. Sprich der Humor ist auch entsprechend auf den Punkt gebracht. Für Österreich kann ich jetzt natürlich noch nicht sprechen, aber in Deutschland ist diese norddeutsche Komik recht beliebt. Vielleicht werden die Leute in Österreich bzw. Wien deswegen überrascht sein und bei meinem Programm daher Neues kennenlernen.

Hat das Programm einen roten Faden?

Auf jeden Fall. Ich willl nicht zu viel verraten, aber es geht viel um meine wiederkehrenden Alpträume. Und um eine Audioaufnahme, die ich bei jedem Auftritt mache. Zwischendurch wird aber auch bunt gemixt. 

Wie viel Stand-Up ist dabei?

Ich habe so meine paar Stellen, wo ich gerne improvisiere bzw. das Publikum ein bisschen involviere. Heutzutage machen zahlreiche Künstler:innen sehr viel Publikumsinteraktion und weniger Programm. Bei mir ist jedoch viel Programm geplant, natürlich aber auch je nachdem, wie der Abend läuft.

Auf der Bühne sparst du sehr an Mimik und Gestik, dein Sprechstil bleibt eher monoton. Wie hat sich diese Art des Auftretens entwickelt?

Recht natürlich, und ich versuche auch, diese Art nicht zwanghaft zu brechen bzw. sie nicht zu brechen nur, um sie zu brechen. Ich versuche, so zu sprechen wie sonst auch, das hat sich sehr organisch ergeben. Schon nach meinem ersten Auftritt wurde mir gesagt, wie trocken da ist. Wenn jetzt aber eine lustige Reaktion im Publikum ist, unterdrücke ich mein eigenes Lachen auch nicht. Ich versuche, so authentisch wie möglich zu sein. 

Hast du eine bestimmte Zielgruppe im Blick, für die du Comedy machst?

Nicht in punkto Alter oder Geschlecht. Meiner Meinung nach findet sich in jeder Altersgruppe jemand, der mit der Art von Humor etwas anfangen kann. Mein Solo profitiert aber sicherlich davon, dass viele Leute schon früher etwas von mir gesehen haben und grob wissen, worauf sie sich da einlassen. Ich mache nichts extrem Provokantes, arbeite aber mit Wiederholungen und kurzen Witzen, die manchmal sehr absurd werden. Es hilft sicher, wenn man schon vorher weiß, dass das der eigenen Humorfarbe entspricht. Dann gefällt es besonders – was mich natürlich sehr freut. 

Wie hat es dich damals ab 2019 mit Comedy auf die Bühne gezogen?

Ich habe mich selbst schon immer viel für Comedy interessiert. Per Zufall habe ich beim Studium in Kiel den einzigen Comedy-Open-Mic-Veranstalter dort kennengelernt und war dann schon bald sicher, dass ich das mal probieren will. Das war eine sehr abstrakte Idee für mich, da ich davor noch nie auf einer Bühne gestanden bin. Und irgendwann hat mir das Auftreten soviel Spaß gemacht, dass ich das Studium dann vernachlässigt habe (lacht). Später bin ich nach Hamburg gezogen. Während der Corona-Lockdowns waren die Veranstaltungshäuser zumindest ab und an geöffnet, wodurch ich die zwei Jahre Comedy-technisch nicht völlig verloren habe. Und so hat sich das Schritt für Schritt entwickelt. 

Gerade junge Künstler:innen beginnen heutzutage über Social Media, über TikTok, YouTube und Co., bevor sie den Sprung auf die Bühne machen.

Bei mir war das nicht so, ich habe lange Open Mic gemacht, das war für mich die Quelle, um Leute auf mich aufmerksam zu machen. Davon oder von diversen Fernsehauftritten kam später dann das eine oder andere Video ins Netz. Natürlich gibt es viele Leute, die sich über Social Media große Fan-Gemeinschaften aufbauen. Aber ich merke trotzdem, dass es zahlreiche Leute gibt, die auf der Bühne sehr gut sind, mit Internet und Social Media jedoch nicht viel anfangen können. Gerade bei den Open Stages sehe ich viel mehr Leute, die eher diesen klassischen Weg gehen. 

Was würdest du Nachwuchskünstler:innen raten, die sich erstmals am Open Mic probieren möchten?

Ich würde empfehlen, einfach mal zu einem Open-Mic-Abend zu gehen und sich das anzusehen. Das nimmt viele Ängste. Man merkt nämlich schnell, dass dort noch niemand "perfekt" ist, dass alle noch am Ausprobieren auf der Bühne sind. Dann wird die eigene Hemmschwelle auch niedriger. Also einfach machen, was sich für einen selbst richtig anfühlt. 

Sind die April-Termine in Wien deine ersten Auftritte in Österreich?

Tatsächlich ja, und ich bin zum allerersten Mal in Wien. Ich freue mich extrem. 

Gibt es Kabarettist:innen aus Österreich, die du gerne hast? 

Benedikt Mittmansgruber, das ist ein guter Freund von mir. Das passt auch gut zusammen, wenn man uns beide vom Stil kennt (lacht). Auch Josef Hader mag ich jetzt sehr gerne. 

Wie ist es jetzt für dich, nun erstmals mit einem abendfüllenden Solo auf der Bühne zu stehen? 

Am Anfang lagen die Nerven natürlich blank. Man trainiert vier Jahre darauf hin, mit vielen Kurzauftritten für zehn bis zwanzig Minuten. Ich hab schon meine paar Termine gebraucht anfangs, um mich schließlich so wohl zu fühlen wie bei einem kurzen Auftritt. Inzwischen bin ich da entspannter.

Wann ist ein Auftrittsabend für dich wirklich gelungen?

Man spürt eine besondere Verbindung. Wenn der Abend so gar nicht nach Plan läuft, ist es natürlich nicht gut, aber wenn alles zu sauber durchläuft, ist es auch ein bisschen langweilig. Manchmal reagiert das Publikum kaum auf einen Witz – in der Schweiz hatte ich das schon mal, kann natürlich sein, dass das in Österreich auch mal passiert. Wenn man solche herausfordernden Momente erlebt, diese dann aber lösen und in etwas Gutes umwandeln kann, ist es für mich sogar noch schöner, als wenn alles einfach glatt über die Bühne geht. Auf so eine Mischung hoffe ich in Wien auch ein bisschen – auf diese kleinen Besonderheiten. 

Alex Stoldt gastiert am 20. April im Kabarett Niedermair und am 21. April im Wiener Stadtsaal. Mehr Infos hier.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare