© APA/AFP/Alejandro Melendez

Konzerte

Rock-Zeitreise mit Guns N' Roses im Happel-Stadion

Man muss ehrlicherweise zugeben: Es war schon a bissl' eine Zitterpartie. Kommen sie, oder kommen sie nicht? Packt Axl den Gig überhaupt? Die Wiener Fans gaben die Hoffnung aber nicht auf, und am Mittwoch war es schließlich soweit: Guns N' Roses gaben sich vor 40.000 ZuschauerInnen die mehrfach verschobene Ehre im Ernst-Happel-Stadion, wo sie zuletzt 2017 live gastierten.

Apropos 2017, ein Déjà-vu kommt selten allein: Auch diesmal erteilten Axl Rose und Co. den heimischen Medien eine Absage, JournalistInnen und FotografInnen waren zum Konzert in Wien nicht zur Akkreditierung zugelassen. Nun gut, anschauen kann man sich das Ganze ja mit privatem Ticket trotzdem, auch wenn wir uns an dieser Stelle entschuldigen müssen, dass es leider keine neuen Fotos des Abends gibt (das Artikelbild hier stammt aus dem Archiv).

Immerhin: Für eine "Klimt'sche" Liebesbotschaft an die Stadt hat es bei den Kultrockern auf Instagram vorab gereicht. "Vienna, we can’t Fn wait!" hieß es da. Das musste man ihnen einfach mal glauben.

Die Macht der Nostalgie

Nach den beiden Voracts Gary Clark Jr. und Dirty Honey als Aufwärmprogramm ging es schließlich mit immerhin nur 15 Minuten Verspätung um 19:15 Uhr los. Mit großer Bühnen- oder Lichtshow hielten sich Guns N' Roses zurück, es sollte an diesem Abend für satte drei Stunden klar um die Musik bzw. die dadurch übermittelte Nostalgie gehen. Und die bekamen die Fans allemal, denn die Herren blieben kaum einen ihrer Hits schuldig. Nach dem Einstieg mit "It's So Easy" und "Mr. Brownstone" schaffte es die bewährte Rockhymne "Welcome To The Jungle" dann langsam, das Publikum in Stimmung zu versetzen. Ab da ging es aber stetig bergauf.

Auch zahlreiche Cover-Songs machten das Set zur bunten Rock-Zeitreise, die Fans konnten zu "Slither" von Velvet Revolver ebenso mitsingen wie zu "Back in Black" von AC/DC, "I Wanna Be Your Dog" von den Stooges und einer erstaunlich gelungenen Version von "Knockin' On Heaven's Door". Auch "You Could Be Mine" aus dem Film-Soundtrack von "Terminator" und "Live and Let Die" von Paul McCartney ergänzten die Mischung, die schließlich für die richtige Atmosphäre sorgte, die man sich bei einem großen Stadionkonzert erwartet.

Sweet Gitarrensoli O' Mine ...

Sänger Axl kämpfte zwar stellenweise sichtlich mit seiner Stimme und hielt sich in Sachen Interaktion mit dem Publikum zurück, zeigte aber mit seinen 60 Jahren einen erstaunlich fidelen Energie-Level auf der Bühne. Drummer Frank Ferrer und Bassist Duff McKagan machten ordentlich Druck und halfen ihrem Frontmann über die Passagen der Atemnot drüber.

Und da wäre ja noch Kollege Slash. Der Zylinder-Gitarrist mit den goldenen Fingern solierte (und solierte, und solierte ...) auch an diesem Abend, dass es eine Freude war. Dass er in den letzten Jahren bestimmt nicht aus der Übung gekommen ist, wissen all jene, die seine vergangenen Projekte mitverfolgt haben, etwa die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Alter Bridge-Sänger Myles Kennedy für die Band Slash featuring Myles Kennedy And The Conspirators (die wir an dieser Stelle wärmstens empfehlen möchten!).

Hierfür auch ein Bild von Slash, natürlich ebenfalls aus dem Archiv:

© APA

Großes Finale mit "Paradise City"

Bei "Sweet Child O' Mine" sprang der Funke in Wien schließlich endgültig über, auch für "November Rain" und einem gelungenen „Wichita Lineman“ von US-Songrwriter-Legende Jimmy Webb gab es verdienten Beifall.

Am Ende des Zugabeteils wurden die Kraftreserven noch einmal mobilisiert, um die Fans zufrieden mit einem lauten "Paradise City" nachhause zu schicken.

Na bitte, hat doch eh gepasst! Fragt man sich also, wieso partout keine MedienvertreterInnen für den Rockreigen erwünscht waren. War die Angst vor neuerlichen bitterbösen Kritiken einfach zu groß? Die Frage, ob die Band tatsächlich viel ihrer einstigen Live-Qualitäten eingebüßt hat, muss jede/r für sich selbst beantworten, der/die im Happel-Stadion dabei war. Wir meinen: Fürchten musste sich hier niemand, denn Guns N' Roses lieferten eine solide Show mit viel Unterhaltungswert ab. Und der Nostalgiefaktor tat sein Übriges dazu.

Am Freitag geht der Stadionkonzert-Marathon in Wien mit den Rolling Stones weiter, unterstützt von Bilderbuch:

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare