Komponist Ortler und Librettist Franzobel

© APA - Austria Presse Agentur

Musicals Österreich

Hl. Wolfgang als Musicalstar: Premiere am Wolfgangsee

"Ich will kein Heiliger sein, nicht mit Haut und nicht mit Haar", singt der Bischof von Regensburg, dem der See und der Ort St. Wolfgang ihre Namen verdanken. Zum "Wolfgangjahr" zu seinem 1.100 Geburtstag bekommt er nun ein Musical. Heute wurden in Wien Leading Team, Cast und zwei Songs zu "Wolf - Das Mystical" vorgestellt, das am 23. Mai auf einer neuen Seebühne uraufgeführt wird. Librettist Franzobel hat seinen Text abgeliefert, Gerd Hermann Ortler ist noch am Komponieren.

"Ohrwürmer sind dabei"

Als er vor einem Jahr gefragt worden sei, ob er den Text für ein Musical über den Heiligen Wolfgang schreiben wolle, habe er "nie für möglich gehalten, dass das in einem Jahr fertig wird. Das ist vielleicht das größte Wunder, das der Heilige Wolfgang vollbracht hat", meinte Franzobel, der "natürlich Text für 240 Minuten geschrieben" hat, schmunzelnd. "Jetzt wird gekürzt und gekürzt - das ist vielleicht fürs Publikum schön, für mich nicht so ..." Für die Komprimierung verantwortlich sind Viktoria Schubert, die Regie und Dramaturgie übernommen hat, sowie der Südtiroler Komponist Ortler. "Ich hab das Libretto eingedampft." Musikalisch schlage er einen Bogen "vom mystischen Mittelalter bis zur Neuzeit", die verwendete Musiksprache reiche von Gregorianik bis zu Minimal Music und Jazz, sagte Ortler. "Ich schreib immer noch, aber es ist jeden Tag eine Freude, den Heiligen Wolfgang zu nehmen und in meine Tonsprache zu tauchen. Es ist work in progress - aber es wird fertig, das verspreche ich."

Nicht nur der Bürgermeister von St. Wolfgang, Franz Eisl, wünscht sich, "dass er was pfeifen kann beim Rausgehen", wie Christian Meyer, der kaufmännische Geschäftsführer des von der Münze Österreich (legt zum Wolfgangjahr den "Wolferlfünfer" auf) und Red Bull (hat wenige Kilometer entfernt in Fuschl das Headquarter) gesponserten und von den Touristikern der drei Wolfgangseegemeinden St. Wolfgang, Strobl und St. Gilgen geförderten Projekts bekannte. "Ohrwürmer sind dabei", versicherte der musikalische Direktor Christoph Huber. Die Probe aufs Exempel versuchte Konstantin Zander, der Darsteller des Bischofs, mit dem Titelsong zu geben. Mit Zeilen wie "Ich will kein Heiliger sein - ich bin der falsche Mann" bringe das Lied den zentralen Konflikt, mit dem sich das Musical beschäftige, auf den Punkt, sagte Schubert: "Die anderen Menschen haben in ihm etwas gesehen, was er gar nicht zu leben bereit war. Man kann nicht den Plan fassen, als Heiliger zu leben.

"Der heilige Wolfgang" im Musical

Um den Heiligen Wolfgang ranken sich zahlreiche Mythen. Er wurde 972 zum Bischof von Regensburg geweiht und nahm sich 976 - in heutiger Ausdrucksweise - eine Auszeit im Kloster Mondsee. Von dort zog er sich in die Einsamkeit an den Abersee - der alte Name des Wolfgangsees - zurück. Von einem Fels soll er eine Axt rund fünf Kilometer weit an das Seeufer hinuntergeworfen haben, um dort eine Kirche zu errichten. Allein war der Bau aber nicht zu schaffen. Er verbündete sich mit dem Teufel, der ihm half. Allerdings unter dessen Bedingung, dass die erste Seele, die in die Kirche ging, ihm gehören sollte. Der schlaue Wolfgang fing am Tag vor der Fertigstellung einen Wolf und trieb ihn hinein. Vor lauter Wut zerriss der Teufel das Tier in der Luft und baut seither keine Kirchen mehr. So die Legende.

Wolfgang wurden auch zahlreiche Wunder zugeschrieben. Er wurde schnell zum Nothelfer für alles, was die Menschen belastete. Er wurde 1052 heiliggesprochen. Sein "Kirchlein im Wolfgangland" wurde schon im Mittelalter ein bekannter Wallfahrtsort mit zigtausend Pilgern jährlich. 

Franzobel schreibt seit heuer an dem Libretto. Er sei überrascht von der Vita von Wolfgang gewesen. Sie sei von vielen Legenden umrankt und wenig historisch abgesichert. Er habe ja gar nicht danach gestrebt, ein Heiliger zu werden, sei es aber geworden. Die Entwicklung seiner Persönlichkeit treffe viele denkende heutige Menschen. Das soll das Stück vermitteln. Gerd Hermann Ortler will seine Musik zu dem Mystical der neu gedachten Persönlichkeit des Wolfgang - die Evolution vom einfachen Menschen zum Heiligen - entsprechend komponieren. Das Ensemble besteht aus etwa 18 Personen. Das musikalische Rückgrat sollen eine Band und ein Kammerensemble, erweitert um Streicher und Bläser bilden.

Komponist Ortler und Librettist Franzobel
© APA - Austria Presse Agentur

Seebühne am Wolfgangsee

Für das Stück wird eigens eine Seebühne vor dem Ferienhort in der Ortschaft Ried im Gemeindegebiet von St. Gilgen gebaut. Auch die anderen Orte am Salzburger-oberösterreichischen See, St. Wolfgang und Strobl, sowie die Wolfgangsee Tourismus GmbH sind daran beteiligt. Die Bühne und der Zuschauerraum für 800 Besucher:innen mit einer Gesamtfläche von 26 mal 40 Metern sollen vollkommen überdacht werden. Das vom Wiener Architekten Eduard Neversal geplante Objekt kann rückstandsfrei abgebaut und auch an einem anderen See für andere Produktionen und in anderen Dimensionen wieder aufgebaut werden. Nach einer Winterpause sollen 2025 weitere Aufführungen folgen.

Die Uraufführung des Mysticals - Regie Victoria Schubert - ist für den 23. Mai 2024 geplant. Bis 24. Juni sind zehn Veranstaltungen vorgesehen. Die Besucher können nur mit den Schiffen der Wolfgangseeflotte aus den Seegemeinden an den Spielort gebracht werden. Für sie wird ein eigener Anlegesteg errichtet. Der Fahrpreis ist im Ticketpreis inkludiert.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare