Kaufmännische Gf. Vakianis und Intendant Slagmuylder

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Theater Wien

Wiener Festwochen setzen heuer mehr auf Sprechtheater

45.000 Tickets werden für die 36 Produktionen der Wiener Festwochen 2023 aufgelegt - und damit 10.000 mehr als 2022. Das gab Artemis Vakianis, die kaufmännische Geschäftsführerin des von 12. Mai bis 21. Juni stattfindenden Festivals, heute bekannt. Damit nahm sie ebenso auf vorjährige Kritik Bezug wie mit ihrer Ankündigung, es gebe heuer "sehr viele Sprech- und Musiktheaterproduktionen" bei den zuletzt als zu Tanz- und Performance-lastig kritisierten Festwochen.

Wien wünscht mehr Sprechtheaterstücke

Dass man heuer "an impressive presence of Sprechtheaterstücke" anbiete, habe weniger mit seiner Reaktion auf Kritik als mit seinem Lernprozess über die Stadt und ihr Publikum sowie mit der pandemischen Ausnahmesituation der vergangenen Jahre zu tun, sagte Intendant Christophe Slagmuylder, der in charmantem Sprach-Slalom das Programm von "meine letztes Wiener Festwochen" präsentierte und meinte: "Today ich bin sehr glücklich, Wien zu verlassen - with the feeling of achievement."

Sein Nachfolger, der Schweizer Milo Rau, werde bessere Produktionsbedingungen vorfinden als er, der das Gefühl habe, die Team-Zusammenarbeit funktioniere heute besser als bei seinem Start in Wien. "I'm feeling know that I'm leaving too early", meinte er, freute sich aber nicht nur auf sein letztes Festival, das er in vollen Zügen zu genießen gedenkt, sondern auch auf seine "exciting new function in Brussels", wo er die Leitung des Kulturzentrums Bozar übernimmt.

Kabarett als "Teil der Performing Arts"

Was das dichte Theaterangebot dieser Festwochen angehe, meinte er lächelnd: "Ich bin glücklich, dass wir alle glücklich sind." Außerdem könne er, mit Blick auf Namen von Susanne Kennedy, Milo Rau und Joël Pommerat bis zu Simon McBurney, Alexander Zelin, Julien Gosselin und Kornél Mundruczó mit Fug und Recht sagen: "We have them all." Viele Produktionen - wie etwa "Lulu" in einer Inszenierung der kapverdischen Choreografin Marlene Monteiro Freitas und mit dem RSO (für dessen Erhalt Slagmuylder nachdrücklich eintrat) - waren im Vorfeld bereits bekanntgegeben worden. Neu war etwa eine Kabarettreihe, die von Maria Muhar kuratiert wird: "COMISH" bietet im Metropol Namen wie Toxische Pommes, David Scheid oder Erin Markey auf. G Nöbauer: Man wolle das "Genre als Teil der Performing Arts ernst nehmen", sagte Dramaturgin Carolina Nöbauer, "insofern ist das ganz gut aufgehoben bei uns".

Neuinterpretationen des Musiktheaters

Im Porgy & Bess wird die sechsteilige Konzertreihe "Elective Affinties" angeboten, und erstmalig ist auch die Volksoper eine Festwochen-Spielstätte. Hier gastiert Anne Teresa De Keersmaeker. Wu Tsangs "Pinocchio" sei "in einen sehr zeitgenössischen Umweltdiskurs eingebettet", sagte Nöbauer, die zudem William Kentridges "Sibyl" als "Kombination aus Kurzfilm und Kammeroper" vorstellte. Laure Prouvost, der in Koproduktion mit der Kunsthalle Wien eine Ausstellung gewidmet ist, sei "eine der originellsten und auch gefragtesten Künstlerinnen" mit "einzigartiger humorvoller und spielerischer Handschrift". "Sun & Sea", eine bei der Biennale 2019 preisgekrönte Kunstinstallation aus Litauen, bringt Strandleben ins Semperdepot. Die Auftragsarbeit "Verwandlung eines Wohnzimmers" von Toshiki Okada sei eine "innovative, surreale Neuinterpretation von Musiktheater", hob Dramaturg Bernhard Staudinger hervor.

"Sinnliche und lustvolle" Eröffnung

Das Konzept für die Eröffnung am Rathausplatz am 12. Mai liefert Hyung-ki Joo und werde "sinnlich und lustvoll", hieß es. 13 Mio. Euro beträgt das Festwochen Gesamtbudget, "2,3 Mio. davon wollen wir selbst erwirtschaften", sagte Vakianis, U30-Tickets für junges Publikum gibt es dank Erste Bank heuer im Vorverkauf mit einer "Flatrate" von 15 Euro. Der Ticketverkauf für die Wiener Festwochen 2023 startet am 6. März.

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