Oper am Stadttheater Klagenfurt

© Arnold Pöschl

Was ist los in Kärnten

Sciarrino-Oper: Starke Bilder und leise Komposition

Für die Oper "Il canto s'attrista, perché?" (Der Gesang wird traurig, warum?) hat sich der sizilianische Komponist Salvatore Sciarrino dem antiken Mythos der Orestie von Aischylos gewidmet. Die Heimkehr des Agamemnon mit der Seherin Kassandra, die beide von Klytämnestra ermordet werden, wurde bei der Premiere im Stadttheater zu einem beklemmenden Horrorstück mit starken Bildern und leiser Komposition.

Wie aus einem Thriller

Als am Ende die Wände des Palastes einstürzen, hat sich das von Kassandra vorhergesehene Schicksal längst erfüllt. Blutrot zeigen Filmsequenzen das Innere des Gebäudes wie eine Szene aus einem TV-Thriller. Regisseur Nigel Lowery, der auch für die Ausstattung zuständig ist, hatte ein fensterloses hohes Haus ins Zentrum der Bühne gestellt. Schwarz in schwarz, meist im Halbdunkel, als Spiel zwischen Schatten und Licht agiert hier eine Riege von großartigen Darstellern und Sängerinnen.

Allen voran Nina Koufochristou als Klytämnestra und Iris Marie Sojer als Kassandra beeindrucken mit einer breiten Gefühlspalette und starken Stimmen. Otto Katzameier ist ein dunkler Agamemnon mit blutbesudelten Riesenhänden, der Countertenor Tobias Hechler singt im Prolog als Wächter am Dach des Palastes, wo er Ausschau nach den erwarteten Heimkehrern hält. Grell und überzeichnet setzen Kinderstatisten mit überdimensionalen Puppenköpfen schaurige Akzente, so wie ein Quartett aus Schauspielern, das mit flatternden Händen und teils synchroner Gestik das Volk gibt.

"Kleiner Fluch über Stück"

Der unsichtbare Chor, in der bewährt souveränen Einstudierung von Günter Wallner, kommentiert, wie in den griechischen Tragödien üblich, das unausweichliche Geschehen. Dirigent Tim Anderson führt das Kärntner Sinfonieorchester differenziert durch die weniger durch Dynamik als durch Homogenität geprägte Klanglandschaft Sciarrinos. Immer wieder schwillt sie an und nimmt ab, spiegelt so die Ausweglosigkeit der Situation.

Vor drei Jahren wurde die mit den Wuppertaler Bühnen koproduzierte, zeitgenössische Oper wegen der Pandemie nur vor einer Handvoll Zuseher:innen in Klagenfurt uraufgeführt. "Es scheint ein kleiner Fluch über dem Stück zu liegen", meinte Intendant Aron Stiehl launig bei einer wegen technischer Probleme unvorhergesehenen kurzen Unterbrechung der Premiere am Donnerstag. "Zuerst die Pandemie, dann trat die Wupper über und man wich nach Leverkusen aus." Im dritten Anlauf kam nun auch das Klagenfurter Publikum zum Zug und bedankte sich beim Ensemble mit freundlichem Applaus.

(Von Karin Waldner-Petutschnig/APA)

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