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Was ist los in Niederösterreich

Theaterfestival in Wiener Neustadt hinterfragt "Gedankenfreiheit"

"Die ganz großen Themen sind es, die uns interessieren": Anna Maria Krassnigg, künstlerische Leiterin des Vereins Wortwiege, hat am Montagabend in den Kasematten Wiener Neustadt das Programm der kommenden Ausgabe des Festivals "Europa in Szene" (1. März bis 2. April) vorgestellt. Das Motto lautet "Gedankenfreiheit".

Naheliegend scheint somit die Stückwahl mit Friedrich Schillers "Don Karlos", inszeniert vom jungen Regisseur David Paska, mit einem vorwiegend jungen Ensemble (Premiere: 1. März). Das ist für Krassnigg absolut angemessen, war Schiller bei der Uraufführung schließlich selbst erst 27 Jahre alt.

Unfreiheit der Bevölkerung

Das Drama hält auch und gerade heute große Relevanz bereit, meint Krassnigg: "Denn während zu Beginn des 21. Jahrhunderts Systeme des Unrechts und der Unfreiheit ihre Bevölkerungen unterdrücken und die Welt in Atem halten, kommt auch in Europa die Frage auf, ob unsere Gedanken - geprägt und geformt durch Technologien, Ideologien und Netzwerke, die wir nicht so unbedingt in der Hand haben, wie wir hoffnungsfroh vermutet hatten - noch so frei fliegen, geäußert und diskutiert werden, wie wir das für unseren Kulturraum beanspruchen."

Als zweites Stück steht "Audienz" von Vaclav Havel auf dem Spielplan, in dem es um die allgemeine Bespitzelung nach der Niederschlagung des Prager Frühlings geht (Regie: Florian Thiel, Premiere: 4. März). Nach den Vorstellungen folgen "Nach(t)gedanken" über Kunst, Haltung und Meinungsfreiheit, u.a. mit Theodora Bauer, Daniela Strigl, Erwin Riess und Gerhard Ruiss.

Europa im Dialog

Fortgesetzt wird die Serie "Reden!", wobei Schauspielerinnen und Schauspieler historische und zeitgenössische Reden performen, von der Bergpredigt über Friedrich Schillers "Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?" und Max Reinhardts "Rede über den Schauspieler" bis zur Festrede von Ayad Akhtar beim ersten Kongress des PEN Berlin 2022 ("Ein Klima digitaler Einschüchterung"). Als Gäste nehmen Olga Flor, Elisabeth von Samsonow, Daniel Wisser und Helga Rabl-Stadler teil. Bei drei Sonntagsmatineen in der Reihe "Salon Europa. Impuls und Dialog" kommen u.a. die Autoren Jaroslav Rudis (Tschechien) und Jurko Prochasko (Ukraine), die Literaturwissenschaftler Wynfrid Kriegleder und Liliane Weissberg sowie der Kulturphilosoph Wolfgang Müller-Funk zu Wort.

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