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Was ist los in Salzburg

Einfach grün: Neue Ausstellung in Salzburger Architekturhaus

Kühlung der Umgebung, Verbesserung der CO2-Bilanz, Wasserrückhaltung bei Starkregen, Lärmdämpfung oder einfach der Anblick: Die Begrünung von Fassaden und Dächern bringt eine ganze Reihe von Vorteilen, dennoch ist diese Saat in Österreich noch spärlich gesät. In Salzburg widmet sich ab heute eine Ausstellung - "Einfach grün - Greening the City" - der Thematik, die Architektinnen und Architekten, Bauherren, Hausbesitzer und alle Interessierten ansprechen soll.

Grünes Salzburg

Vor einem halben Jahr schlug die Anregung der Salzburger Stadträtin Martina Berthold (Grüne Bürgerliste), die Fassade des Doms zu begrünen, hohe Wellen der Empörung, doch auch wenn sie hier vielleicht über das Ziel geschossen ist, einen Nagel der Zeit hat sie allemal getroffen: Vor allem die Überhitzung der Städte wurde in den vergangenen Jahren immer mehr zum Thema. Städte wie Singapur sind bei der Bepflanzung von Dächern und Fassaden große Vorreiter, aber auch in Europa gibt es inzwischen Vorzeigeprojekte, etwa den Frankfurter Skygarden oder den Dachpark auf der Uni-Bibliothek Warschau.

"Wenn wir tatsächlich klimaneutral werden wollen, kommen wir nicht umhin, auch in den Städten mehr Grün zu schaffen. Und das geht nicht auf den Straßen und Plätzen, aber an den Gebäudehüllen", sagte Rudi Scheuermann, einer der Ausstellungskuratoren, am Donnerstag bei einem Medienrundgang. (Scheuermann ist Director und Global Leader Building Envelope Design beim internationalen Ingenieurbüro Arup.) Und er betonte, dass es vor allem wichtig sei, alle Experten schon am Beginn der Planung eines Vorhabens zusammenzubringen, also Architekt, Landschaftsplaner, Fachfirma, Statiker etc. Denn im Nachhinein lasse sich eine Begrünung oft nicht mehr oder nur schwer umsetzen, etwa aus statischen Gründen.

Er hat auch Argumente gegen die Mehrkosten parat: Ein Gründach koste etwa 20 Prozent mehr als ein herkömmliches Dach (rund 150 statt 120 Euro pro Quadratmeter), auf die gesamte Bausumme gerechnet sei dies aber gerade ein halbes bis ein Prozent. "Wenn man aber neben dem Haus eine Zisterne als Schutz vor Starkregen bauen muss, akzeptiert man ohne jedes Wimpernzucken die Mehrkosten von fünf Prozent der gesamten Bausumme." Und trotzdem ist das Grün offenbar immer noch das erste, bei dem der Sparstift angesetzt wird: Wegen der galoppierenden Baupreise müssten derzeit die Bauträger sparen, um nicht aus der Wohnbauförderung zu fallen, und das passiere als erstes bei der Fassaden-Begrünung, sagte Roman Höllbacher, künstlerischer Leiter der Initiative Architektur.

Begrünte Dächer als Problemlösung

Die öffentliche Hand kann die Begrünung auf zweierlei Wege forcieren, erläuterte die zweite Kuratorin Hilde Strobl: fordern oder fördern. Den zweiten Weg hat etwa Wien eingeschlagen, in Salzburg ist es der erste. So seien inzwischen bei rund 80 Bauvorhaben in der Landeshauptstadt grüne Dächer vorgeschrieben worden, und zwar vom Kanal- und Gewässeramt, weil dadurch bei Platzregen Wasser zurückgehalten werden kann und dadurch eine Überflutung der Kanalisation verhindert werden sollen, sagte Höllbacher. Darunter seien auch große Dachflächen wie bei einem Großhändler für Gärtnereien oder in der Wohnstadt Aigen-Süd.

Und aktuell plant die Stadt Salzburg eine verbindliche Grünflächen-Zahl: Bei jedem Bauvorhaben muss eine bestimmte Grünfläche errichtet werden, die anhand mehrerer Kriterien, etwa der Größe des Bauvorhabens oder der Wärmebelastung der Umgebung, berechnet wird. Das ausgefüllte Berechnungsblatt muss schon mit der Bau-Einreichung abgegeben werden. Derzeit ist die Grünflächenzahl aber nur ein Vorschlag der Stadt Salzburg, denn die Ermächtigung des Landesgesetzgebers, eine solche Verordnung zu erlassen, steht noch aus, sagte Höllbacher.

Die Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt startete im Jänner 2021 in der Main-Metropole und wanderte danach über Stuttgart und Düsseldorf nach Salzburg als bisher einzigem Österreich-Standort. Danach wird sie wieder in deutschen Städten gezeigt. Mit der Ausstellung erfolgt auch die Einladung, Grünprojekte einzureichen, die auch ausgezeichnet und in einer digitalen Landkarte eingetragen werden können.

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