Ana Hoffner ex-Prvulovic & Belinda Kazeem-Kamiński

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Die Präsentation der Arbeiten von Ana Hoffner ex-Prvulovic* und Belinda Kazeem-Kamiński in der Kunsthalle Wien ist für beide Künstlerinnen die erste institutionelle Einzelausstellung in der Stadt.

Gemeinsam ist Ana Hoffner ex-Prvulovic* und Belinda Kazeem-Kamiński das Interesse daran, dominante Auffassungen von Geschichte und Erinnerung zu hinterfragen. Sie untersuchen deren heteronormative, imperialistische und koloniale Determinanten sowie psychologische und räumliche Ausdrucksformen, die sich etwa in politischen Organisationen, der Produktion von Wissen oder der Prägung des Blicks konkretisieren. Sie entwickeln künstlerische Strategien, um den Prozess der Erinnerung zu verwandeln und seine linear rückwärtsgerichtete Bahn aufzubrechen: Sie lesen Archivmaterialien immer wieder neu, interpretieren und erzählen persönliche Geschichten immer wieder anders, verkörpern sie und sprengen so den Rahmen jeder dokumentarischen Funktion, indem sie Fiktion und Beschreibung, Fantasie und Analyse ineinander verweben. Ihre Arbeiten sind queere Räume der Projektion und Desidentifikation, die ihre Energie aus dekolonialem Denken beziehen. So evozieren sie nicht nur die Gewalt, die überkommenen postkolonialen und gender-binären Geschichten innewohnt, sondern wirken auch aktiv auf ihre grundlegende Umbildung hin.

Ana Hoffner ex-Prvulovic*s Filme, Installationen, Performances und Texte entwerfen eine ästhetische und politische Neudefinition imperialistischer/kolonialer und binärer/geschlechtlich kodierter Beziehungen – insbesondere in den Bereichen von Erinnerung und Identitätspolitik, wie sie in der jüngeren Geschichte und im Rahmen der gegenwärtigen visuellen Produktion am Werk sind. In ihren performativen und queeren Untersuchungen richtet die Künstlerin, Forscherin und Autorin ihr Augenmerk insbesondere auf Momente der Abweichung, Subversion, Krisis und Widerspenstigkeit. Die Stimmen wirklicher oder imaginärer anderer werden in ihren Arbeiten verkörpert, nachgespielt, nachinszeniert, neu erzählt und kommentiert, um so queere Formen von Distanz und Nähe, Rückzug und Intimität, Affekt und Analyse, Objektivität und Projektion hervorzubringen.

Die Künstlerin und Autorin Belinda Kazeem-Kamiński stellt die heute üblichen Regimes der Musealisierung schwarzer Geschichte, der Darstellung und Indexierung schwarzer Menschen in Frage. Sie sind strukturell und psychologisch in den „Nachleben der Sklaverei“ (Christina Sharpe) gefangen und sehen sich generalisierter und essenzialisierter Schwarzenfeindlichkeit ausgesetzt. In einer Verknüpfung von kritischer Theorie und künstlerischer Praxis erfindet Belinda Kazeem-Kamiński Methoden und Rituale für die Betrachtung von und den Umgang mit fotografischen und textuellen Spuren der quälenden Last der Kolonialgeschichte und leiht so dem Verdeckten und Unterdrückten ihre Stimme. Ihre Filme und Installationen bringen eine antirassistische und gewaltfreie Praxis zum Einsatz, deren Wurzeln in schwarzer queerer feministischer Theorie, spekulativem Realismus und afrikanischen Futurismen liegen.

Kuratorin: Anne Faucheret