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© Alejandro Cesarco

Sedimentations: Brushing History Against the Grain

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Die Galerie Martin Janda zeigt im Rahmen von curated by 2020 – Über Hybrids die von Noit Banai kuratierte Ausstellung Sedimentations: Brushing History Against the Grain.

Diese Ausstellung präsentiert zeitgenössische künstlerische Praxen, die historischen Begebenheiten Form, Stimme und Gestalt verleihen, indem sie die materiellen, diskursiven und symbolischen Sedimentationen akzentuieren, durch die und mit denen sich Geschichtsereignisse in der Gegenwart manifestieren. Alejandro Cesarco, Endri Dani, Katalin Ladik und Helen Mirra dokumentieren und schaffen Ereignisse, die unser individuelles und kollektives Leben mitbestimmen. In verschiedenen Medien und mit jeweils singulären Techniken eignen sie sich die filigranen Texturen, Ablagerungen und Partikel historischer Sedimente an um festzuhalten, wie sich gewisse Episoden zu einem dominanten Narrativ verdichten, während andere wieder absinken und dabei doch nie ganz verloren gehen. Ganz im Geiste Walter Benjamins Diktum, „die Geschichte gegen den Strich zu bürsten“, gehen die KünstlerInnen also bewusst von einem linearen, kumulativen und unabänderlichen Ansatz zu vernetzten Archäologien mit bislang unerforschten Möglichkeiten über. Mit poetischer Geschmeidigkeit „brechen sie das historische Kontinuum“ und bereiten damit den Weg zu neuen persönlichen und politischen Zukunftsvisionen.




Endri Dani posiert auf seiner Fotoserie 182 (2015) in den Eingängen von Wohnblocks, die während der kommunistischen Nachkriegsdiktatur in Albanien errichtet wurden. Seine Körpermaße passen sichtlich perfekt zu den vom Staat festgesetzten Baudimensionen. Dergestalt verkörpert der Künstler ganz buchstäblich die ideologischen Beschränkungen des Kollektivs, die die albanische Gesellschaft bis heute prägen. Angesichts der obsoleten Bautypologien des Totalitarismus polemisieren solcherart private und individuelle Gesten eindrücklich gegen die oktroyierte Einförmigkeit.

Alejandro Cesarcos Film Musings (2013) ist eine Meditation über die ästhetischen Verdichtungen, mit denen unser Wach- und Traumleben Empfindungen und Bedeutungen erzeugt. Unsere Existenz steht nämlich niemals außerhalb jenes Geflechts von Erzählungen, Bedeutungen und Interpretationen, das sich durch Quellen wie Kunst, Musik, Kunstgeschichte, Populärkultur und Literatur, die uns permanent speisen, ergibt. Wie erzählen wir unsere Geschichte? Wo beginnt und endet unsere Subjektivität?

Mit visueller Poesie sowie ihrer Sound- und Performancekunst komponiert Katalin Ladik ein dynamisches Wechselspiel zwischen grafischer Notation, Erlebnis und dessen Dokumentation. Ihre Collagen (1974–1978), die aus Ausschnitten von Frauenzeitschriften, Briefen, Schnittmuster- und Notenpapier bestehen, bilden die Grundlage für eine Klangpoesie, während die Fotoarbeiten (1973–1985) Performances dokumentieren, die schon früh Geschlechternormen in Frage stellten sowie archaische Bruchstücke kollektiver Erinnerung aus ihrer folkloristischen Umklammerung befreiten.

Die Waulked Triangles und Folded Waulked Triangles (2013–2015) wurden von Helen Mirrahändisch aus der ungefärbten Wolle zweier schwarzer Schafe gewebt. Damit konfrontieren sie das Publikum mit Arbeits- und Lebensweisen, die im Zuge der Postindustrialisierung mehr und mehr verloren gehen. Die Künstlerin webt nach der traditionellen Methode, gemäß der ein Dreieckswebstuhl zu Fuß abgegangen wird. Damit stellt sie sich einerseits gegen die heroische Normierung typisch minimalistischer Objekte, andererseits aber auch gegen Geschwindigkeit und Entkörperlichung im globalen Kapitalismus.